Beschreibung
Die Offenbarung des Johannes ist einer der wirkmächtigsten Texte des Neuen Testaments. Während diese Schrift im griechisch-sprachigen Osten des Mittelmeerraums lange Zeit eher ein Buch der Sieben Siegel blieb, erfreute sie sich in der lateinischen Welt einer großen Beliebtheit. Einer der Gründe hierfür mag sicherlich darin zu sehen sein, dass die Johannesoffenbarung schon rasch nach ihrer Abfassung ins Lateinische übersetzt wurde. Die sog. Vetus Latina Apocalypsis Johannis darf, wie die mit dem Armin-Schmitt-Preis 2021 ausgezeichnete Studie zeigt, in ihrer frühesten in Nordafrika entstandenen und verbreiteten Form darum ganz folgerichtig als eine eigene Stufe der breiten Rezeption der Johannesoffenbarung in der kirchlichen und theologischen Tradition betrachtet werden. Gegenüber dem griechischen Ausgangstext des Novum Testamentum Graece (NA28) tritt bei sorgfältiger synchroner Lektüre des griechischen mit dem altlateinischen Text ein bedeutsamer Mehrwert bzw. Anderswert zu Tage, der aufgrund der in der neutestamentlichen Textkritik in den vergangenen Jahren erfolgten Rekonzeptualisierung, was die Betrachtung und den Stellenwert versioneller Texte anbetrifft, einen bislang eher unbekannten Blick auf die Ekklesiologie, Mariologie sowie Theologie (sic!) und Christologie der Offenbarung freilegt. Matthias Geigenfeind versteht seine Arbeit zugleich als Appell, den Versionen neutestamentlicher Schriften als Zeugen für einen gelebten Text vertiefte Aufmerksamkeit zu schenken, da sich hierdurch ein Fenster in die frühe Überlieferung der biblischen Schriften öffnet.
Autorenportrait
Matthias Geigenfeind ist Lehrbeauftragter für Neues Testament am Institut für Katholische Theologie der Universität Duisburg-Essen (Campus Essen).
Schlagzeile
Wer den Versionen neutestamentlicher Schriften vertiefte Aufmerksamkeit schenkt und sie als Zeugen für einen gelebten Text sieht, dem kann sich hierdurch ein Fenster in die frühe Überlieferung der biblischen Schriften öffnen.>