Beschreibung
Die von John Bowlby konzipierte Bindungstheorie erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance in der klinischen Forschung und beeinflusst zunehmend die psychotherapeutische Praxis. Die Grundlagen der Bindungstheorie sind inzwischen gut erforscht, aber es haperte bislang an Möglichkeiten, die Erkenntnisse in der Therapie praktisch umzusetzen. Dieser Band stellt die zahlreichen Befunde der klinischen Bindungsforschung vor, bezogen auf bestimmte Störungsbilder wie Angststörungen, Depression, Persönlichkeitsstörungen, somatoforme Störungen, Ess-Störungen, Sexualstörungen und Delinquenz und zeigt ihre Bedeutung für die psychotherapeutische Praxis. Für Kliniker stellt das Buch eine Fundgrube dar, die die praktische Arbeit bereichern und verändern wird. Geordnet nach Störungsbildern, zum Beispiel EssStörungen, Angst, Sexualstörungen, Delinquenz, Depression etc.
Autorenportrait
Bernhard Strauß, Prof. Dr. phil. habil., Dipl.-Psych., ist Direktor des Instituts für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum der Friedrich-Schiller- Universität Jena. Er ist Psychologischer Psychotherapeut, Psychoanalytiker und seit vielen Jahren u. a. im Bereich der Bindungs- und Psychotherapieforschung aktiv.
Leseprobe
Vorwort des Herausgebers John Bowlby (1907-1990) wird immer wieder mit der enttäuschten Feststellung zitiert, speziell Kliniker seien zu zögerlich gewesen, seine Bindungstheorie zu rezipieren und in ihre klinische Arbeit zu integrieren. Könnte er den heutigen Stand der Forschung im Bereich der klinischen Bindungsforschung sehen, dann hätte er kaum noch Grund zur Unzufriedenheit. Neben den umfangreichen entwicklungspsychologischen Studien zur Bindung bei Gesunden hat sich spätestens in den achtziger Jahren eine sehr lebendige klinische Bindungsforschung entwickelt, die sich zunächst auf Kinder und Jugendliche bezog und etwas später, nachdem Methoden zur Erfassung von Bindungsmerkmalen bei Erwachsenen vorlagen, auch auf Erwachsene. Diese Forschung hat mittlerweile zahlreiche Befunde zur Bedeutung von Bindung bei der Entstehung einer Psychopathologie erbracht, zur Relevanz von Konstrukten aus der Bindungstheorie für die Psychotherapie (unabhängig von der theoretischen Orientierung) sowie für andere Bereiche der klinischen Psychologie, wie etwa die Krankheitsbewältigung. In diesem Band versuchen wir eine Bestandsaufnahme der Befunde klinischer Erwachsenenbindungsforschung. Er beginnt mit einer Übersicht über die Bedeutung der Bindungstheorie für die psychotherapeutische Praxis; hier betrachten wir speziell die Forschung der letzten zehn Jahre. Es folgen insgesamt neun Beiträge, in denen renommierte Bindungsforscher den Wissensstand zur Bedeutung von Bindungserfahrungen für unterschiedliche Störungsbilder und klinische Phänomene zusammenfassen: Dar gestellt werden dabei explizit Befunde zu Angststörungen ( Joraschky u. Petrowski ), depressiven Störungen (Schauenburg), dissoziativen ( Liotti ) und somatoformen Störungen ( Waller u. Scheidt ), Persönlichkeitsstörungen (Meyer u. Pilkonis ) - mit besonderem Fokus auf die Borderline-Persönlichkeitsstörung (Buchheim) -, zum Zusammenhang von Bindung und Sexualität speziell im klinischen Kontext (Berner et al.) und zu Bindung und Delinquenz ( Lamott u. Pfäffl in). Der Band schließt mit einer Betrachtung zur Bindung bei Psychotherapeuten (Eckert). Alle Autorinnen und Autoren waren gebeten, in ihren Beiträgen nicht nur die wissenschaftlichen Befunde zusammenzutragen und zu bewerten, sondern nach Möglichkeit auch klinische Schlussfolgerungen zu ziehen, um die Beiträge insbesondere für Kliniker interessant zu machen. In Zeiten leistungsorientierter Mittelvergabe an den Hochschulen haben Buchbeiträge zugunsten von Aufsätzen in Zeitschriften mit hohen Impact- Faktoren leider an Bedeutung verloren. Umso mehr haben wir den Kolleginnen und Kollegen zu danken, dass sie viel Zeit und Mühe (und Geduld ! ) aufbrachten, um mit ihren Beiträgen zum Entstehen dieses Bandes beizutragen. Ich hoffe sehr, dass sich die Mühe gelohnt hat und dass er wissenschaftlich und klinisch Tätigen, aber auch interessierten Laien die Bindungstheorie in ihren aktuellen Ausformungen näher bringen kann. Jena, im Frühjahr 2008 - Bernhard Strauß
Inhalt
Vorwort des Herausgebers BERNHARD STRAUSS, BARBARA SCHWARK 1. Die Bindungstheorie und ihre Relevanz für die Psychotherapie PETER JORASCHKY, KATJA PETROWSKI 2. Angst und Bindung: bindungstheoretische Prozesse bei Angststörungen HENNING SCHAUENBURG 3. Bindungsaspekte der Depression GIOVANNI LIOTTI 4. Bindungsprozesse bei dissoziativen Störungen ELISABETH WALLER, CARL EDUARD SCHEIDT 5. Somatoforme Störungen und Bindungstheorie ISABEL SOARES, PEDRO DIAS, JOHN KLEIN, PAULO MACHADO 6. Bindung und Ess-Störungen BJÖRN MEYER, PAUL A. PILKONIS 7. Bindungstheorie und Persönlichkeitsstörungen: konzeptuelle Zusammenhänge, empirische Ergebnisse und Behandlungsimplikationen ANNA BUCHHEIM 8. Borderline-Persönlichkeitsstörung und Bindung - eine Übersicht WOLFGANG BERNER, WILHELM F. PREUSS, ELKE LEHMANN 9. Sexualität und Bindung FRANZISKA LAMOTT, FRIEDEMANN PFÄFFLIN 10. Bindung, Psychopathologie und Delinquenz JOCHEN ECKERT 11. Bindung von Psychotherapeuten Verzeichnis der Autoren
Schlagzeile
Bindungstheorie in der psychotherapeutischen Praxis>