Beschreibung
Die Beziehungsgeschichte zwischen Philologen und Dichtern ist auch die Geschichte der neueren deutschen Literaturwissenschaften, sie birgt Fallgeschichten mit wissenschaftstheoretischen, literaturgeschichtlichen und gar erotischen Verwicklungen. Es geht um die Relation zwischen wissenschaftlichem Subjekt (Germanist/in) und Objekt (Autor/in) in ihren vielfältigen Erscheinungsformen, dies vor allem im Hinblick auf die Debatte von Autorschaft und Leserschaft unter aktueller kulturwissenschaftlicher Perspektive. Im vorliegenden Band sind die Handlungszusammenhänge in einem Feld umrissen, das die Auratisierung beider Instanzen hinter sich gelassen und mittlerweile auf den Aspekt des Kollektiven gesetzt hat. Es geht nicht um eine alte Konstellation vom Genie und seinem Eckermann, vielmehr soll die Untersuchung der Beziehungsaspekte zur Erweiterung der Diskussion um Autor/inn/en und Leser/innen bzw. Forscher/innen in ihren jeweiligen kulturellen Feldern beitragen. Der vorliegende Band ist das Ergebnis einer Konferenz unter dem Titel Der Dichter und sein Germanist. Die Konferenz war dem Andenken Wendelin Schmidt-Denglers gewidmet, einem außergewöhnlichen Literaturhistoriker, der - neben mannigfaltigen anderen Verdiensten - in Wien und am Wiener Institut für Germanistik das Verhältnis zwischen Philologen und Dichtern neu erfunden hat.