Beschreibung
Die überragende Zahl österreichischer Autorinnen und Autoren steht in einem sehr gespannten Verhältnis zur politischen Elite des Landes. Denn die Politik leidet unter der intellektuellen Krankheit der Kurzsichtigkeit. Während Intellektuelle große Zukunftsentwürfe, also prognostische Erzählungen einfordern, denken und handeln PolitikerInnen im Rhythmus von Wahlterminen und Meinungsumfragen. Herrschte zu Kreiskys Kanzlerzeiten zwischen PolitikerInnen und SchriftstellerInnen noch das Verhältnis einer wechselseitigen Faszination, so überwiegt heute bei den Literaten die Depression, bei den Politikern die Ignoranz. Denn Politiker sind zumeist überzeugt, dass der moralische Protest der SchriftstellerInnen aus finanziellem Eigennutz sich selbst genügt. Walter Thaler, Germanist und Politologe, hat Texte von rund 30 österreichischen SchriftstellerInnen untersucht und die AutorInnen zum Missverhältnis der beiden Sphären Dichtung und Politik befragt. Das Ergebnis: Die SchriftstellerInnen haben überwiegend resigniert, weil das Echo ausbleibt. Und wenn ein solches zu hören ist, sind es die dumpfen und sattsam bekannten Vorwürfe: "Nestbeschmutzer, Staatsfeinde". Doch die Demokratie braucht den Diskurs mit den Intellektuellen, also auch mit den LiteratInnen.