Beschreibung
Als ihr Mann Rüdiger sie verlässt, bricht für Roxanne eine Welt zusammen. In ihrem Schmerz ist sie nahezu handlungsunfähig und vernachlässigt sich und ihre 8-jährige Tochter Jennifer. Da holt ihr Vater, Alfred Konrads, sie zu sich nach Hause und versucht, sie wieder aufzubauen. Jennifer vermisst ihren Vater und leidet sehr unter den neuen Verhältnissen, die sie sich nicht erklären kann...Es war Welf Sannmann, der zuerst von Scheidung sprach. An diesem Tag zumindest, denn ansonsten war es ja seine Frau Verena, die dieses Wort wie eine Waffe zu benutzen pflegte, wenn ihr die Argumente ausgingen. »Verdammt noch mal, dann lassen wir uns eben scheiden, wenn dir soviel daran liegt, Verena! Mir gehen diese ewigen Auseinandersetzungen um nichts und wieder nichts so auf die Nerven, daß ich langsam so ziemlich alles tun würde, um nur meine Ruhe zu haben.« »Wie bitte?« Sie musterte ihn verblüfft. »Ja, meinst du denn, mir gefiele diese vergiftete Atmosphäre im Haus, dein widerliches Mißtrauen mir gegenüber oder diese haßerfüllten Szenen, die sich in ihrer Gemeinheit eher steigern?« Wie er es sagte, kam für Verena überraschend und unerwartet, denn er gehörte zu jenen stillen, nachdenklichen Männern, denen es nicht gegeben ist, sich laut bemerkbar zu machen oder wortgewandt ihre Meinung zu sagen, wenn es sich nicht gerade um Banalitäten handelt. Welfs plötzlicher und ungewohnt heftiger Ausbruch sorgte daher für ein zweiminütiges Schweigen ihrerseits, was bei ihrer Redseligkeit eine kleine Ewigkeit bedeutete, und hatte zur Folge, daß sie sich, wenigstens vorübergehend, um einen weniger beleidigenden Tonfall bemühte. Sie starrte ihn entgeistert an. »Was hast du eben gesagt?« »Muß ich es wirklich wiederholen?« fragte er gereizt. »Ich bitte darum!« erwiderte sie kalt und mit der ausdruckslosen Miene, die sie immer aufsetzte, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte. Was jetzt der Fall war, denn nie zuvor hatte er es gewagt, in ihrer Gegenwart von Scheidung zu sprechen. Das sah sie als ihr Privileg an. Sie schwankte also zwischen Empörung und Fassungslosigkeit, weil er offensichtlich mit der Rolle, die sie ihm zugedacht hatte, nicht mehr einverstanden war. »Wie du willst.« Er schöpfte tief Luft und sagte, eher noch nachdrücklicher als zuvor: »Ich bin der Meinung, wir sollten uns scheiden lassen, Verena.«
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