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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783827011497
Sprache: Deutsch
Umfang: 304 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 21 x 13.4 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Zuerst nimmt Gabriel Pfeiffer den schüchternen Geistlichen nicht ernst, der ihn auf der Buchmesse anspricht: 'Es geht um Gott!" - möglicherweise habe er eine bedeutende Entdeckung gemacht. Was soll der erfahrene Literaturagent damit anfangen? Erst als er Tage später in einer Zeitungsnotiz liest, dass ebenjener Seminarist Matthias tot in einer bayerischen Dorfkirche gefunden wurde, zieht ihn die Geschichte in den Bann: in ihrem Zentrum ein geheimnisvolles Manuskript, das schon um 1780 den Wissenschaftler Charles Burney elektrisierte. Auf seiner Suche bereiste der Gelehrte halb Europa, bis ihm das kostbare Stück in Bologna endlich in die Hände fiel. Das Aufsehenerregende ist: Es zog eine Spur des Todes hinter sich her, ein jeder Besitzer verstarb auf mysteriöse Weise. Diese Geschichte lässt Gabriel nicht mehr los. Er recherchiert in den Archiven von London und in dem bayerischen Dorf. Was er findet, ist mehr als eine gute Story: Es geht um Gott, wie prophezeit. Es geht um den Glauben, um Gewissheit und Liebe - und am Ende um Leben und Tod.

Autorenportrait

Edgar Rai, geboren 1967 in Hessen, studierte Musikwissenschaften und Anglistik. Von 2003 bis 2008 Dozent für kreatives Schreiben an der FU-Berlin. Seit 2012 Mitinhaber der Buchhandlung Uslar & Rai in Berlin. Mit seinem Bestseller 'Nächsten Sommer' (2010) gelang ihm der Durchbruch als Autor. Außerdem erschienen 'Die fetten Jahre sind vorbei' (Roman zum Film von Hans Weingartner 2004) ), 'Vaterliebe' (Roman, 2008), 'Salto Rückwärts' (Roman, 2010), '88 Dinge, die Sie mit Ihrem Kind gemacht haben sollten, bevor es auszieht' (Sachbuch zus. mit Hans Rath, 2011), 'Sonnenwende' (Roman, 2011), 'Wenn nicht, dann jetzt' (Roman, 2012) sowie zuletzt 'Die Gottespartitur' (2014). Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

Leseprobe

1. Der junge Mann, der, kaum dass Gabriel sein Jackett über die Lehne gehängt und sich gesetzt hat, an seinen Tisch herantritt, nimmt all seinen Mut zusammen. 'Es geht um Gott.' Glückwunsch, denkt Gabriel. Mittwochmorgen, kurz vor neun. Tag zwei nach der Vergabe des Deutschen Buchpreises und zudem erster offizieller Messetag. Ein nichtswürdiger Tag, vielleicht noch nichtswürdiger als all die anderen. Und dieser Milchbart kommt ihm mit Gott. Das Agent's Center hat die Leinen losgemacht und Fahrt aufgenommen. Ein nervöses Grundrauschen erfüllt die Luft. Die Harpunen sind abschussbereit, die Jagd auf die dicksten Fische ist eröffnet, auf die Stars der kommenden Saison. Gabriels erster Blick fällt auf die lederne Aktentasche, die der junge Mann am Griff hält. Ein langer Schlaks, der seine Arme zu weit durch die Ärmel seiner Jacke gesteckt hat. Die Haltung hat etwas Geducktes - wie ein Hund in Erwartung von Schlägen. Kleinkariertes Hemd, steif gebügelt und zugeknöpft bis zum Hals. Wenn der versucht, sich hinzusetzen, bricht es ihm das Genick. Bevor er dem jungen Mann antwortet, tut Gabriel etwas, das er sich sonst höchst selten gestattet: Er berührt Leonore, die neben ihm steht und die Rechtekataloge bereitlegt, am Arm. Die hält inne, sucht seinen Blick. 'Ich kümmere mich darum', sagt sie. Gemeint ist ein doppelter Espresso. Er blickt seiner Assistentin nach, beobachtet, wie sich ihr der Raum unterwirft, während sie lautlos über den Teppichboden schreitet. Sie glaubt an Reinkarnation, sagt, sie sei bereits in diesem Leben einmal wiedergeboren worden. Gabriel fragt sich, in welcher Gestalt eine wie Leonore wohl beim nächsten Mal wiederkehrt. Als Liebeslied vermutlich. Unsterblich und unantastbar zugleich. Er wird es nicht mehr erleben. Vieles wird ihm erspart bleiben. Denn er wird unter Garantie nicht wiedergeboren werden. Hat er sich geschworen.     Seine Uhr sagt ihm, dass in fünf Minuten der erste Verleger vor ihm sitzen und aus teigigen Wangen auf ihn einreden wird. 'Um Gott also.' 'Ja.' 'Eine Komödie, hoffe ich.' Brüllerwitz. Eher friert die Hölle zu - um im Bild zu bleiben -, als dass dieser Typ eine Komödie schreibt. Der junge Mann versucht, nicht vom Pfad abzukommen. Ironie ist für den wie Serbokroatisch. 'Möglicherweise habe ich eine. bedeutende Entdeckung gemacht.' 'Möglicherweise?' 'Ich weiß es noch nicht genau.' Gabriel lehnt sich zurück. 'Spricht etwas dagegen, wiederzukommen, wenn du es weißt?' 'Das wird möglicherweise nicht möglich sein.' Möglicherweise nicht möglich. Gabriel spürt die Müdigkeit in sich einsickern, als hinge er an einem Tropf. Wenn Leonore nicht innerhalb der nächsten drei Minuten zurückkommt, wird sie ihn schlafend vorfinden. Oder im Koma liegend. Erneut blickt er auf die Uhr. Dieser Tag hätte gute Chancen, der längste seines Lebens zu werden. Doch es gibt immer ein Morgen, immer einen neuen längsten Tag. Das Rauschen ist zu einem Surren angeschwollen. Die Reihen füllen sich. Die Harpuniere haben sich in Stellung gebracht. Und kein Kollege, der nicht wenigstens zu Gabriel herübersehen würde. Er kann den Blick nicht heben, ohne einem anderen zu begegnen. Alle sind sie da, wie jedes Jahr. Die Orientierungslosen, die Emsigen, die Drohnen. Zurück im Bienenstock der Eitelkeiten. Und Gabriel, einer der Stars in ihrer Mitte, trägt seit vorgestern Abend einen Streifen mehr auf den Schulterklappen. Er verschränkt die Arme vor der Brust. 'Setz dich.' Der junge Mann zieht den Stuhl mit der stoffbespannten Lehne zurück, setzt sich, legt die Aktentasche auf seine Oberschenkel und die Hände auf die Tasche. 'Wie heißt du?' 'Matthias.' 'Und wie alt bist du?' 'Siebzehn.' 'Also schön, Matthias. Du hast drei volle Minuten, um mich neugierig zu machen.' Der Junge blickt auf seine abgekauten Nägel. Wo anfangen? 'Kennen Sie Charles Burney?' Gabriel geht im Schnelldurchlauf das Namensregister in seinem Kopf durch. Da ist sicher eine vierstellige Zahl von Namen gespeichert, zu Charles B