Beschreibung
Zornige Väter, die um ihre Kinder kämpfen. Ein blutiges Familiendrama in der Vorweihnachtszeit. Kindesentführung und schließlich: Mord. Mit diesem Krimi trifft Lisa Lercher wieder den Nerv der Zeit. Man muss kein zorniger Vater, sein, um diesen Krimi brandaktuell zu finden. Unerbittlich scheint der verzweifelte Scheidungskampf zwischen den Geschlechtern und zwischen den Kulturen.
Autorenportrait
Lisa Lercher geb. in der Steiermark, hat in Graz Erziehungswissenschaften studiert, lebt in Wien und ist in der Bundesverwaltung tätig. Nach der Veröffentlichung einiger Fachbücher zu ihrem langjährigen Arbeitsschwerpunkt Gewalt gegen Frauen und Kinder, schreibt sie seit 2001 Kriminalromane und Kurzgeschichten. Zuletzt erschienen ist der Kurzkrimiband Besser tot als nie (Milena Verlag, 2008).
Leseprobe
Thomas deutet auf den Schreibtisch. Eine Zeitung liegt aufgeschlagen neben dem Telefon. Blutiges Familiendrama im Advent, lese ich. Ein niedliches Kleinkind mit Zöpfchen lächelt mir entgegen. Daneben das Foto eines Buben, der mit großen Augen traurig in die Kamera schaut. Kindern und Ehefrau die Kehle durchgeschnitten. Täter nach missglücktem Selbstmordversuch im Koma. Die Schlagzeile sagt im Grunde alles. Trotzdem verstehe ich immer noch nicht, warum Yasemin weint. Was ist los?, wiederhole ich meine Frage. Yasemin setzt sich schwerfällig auf ihren Bürostuhl. Sie wirkt erschöpft und irgendwie gealtert. Ihr Blick bleibt an der Meldung über die grausamen Morde hängen, ihre Lippen beginnen zu zittern. Als hochqualifizierte Fachkraft der Wiener Hotline für soziale Notlagen sollte ich wissen, was in solchen Situationen zu tun ist. Ich fühle mich überfordert. Schließlich greife ich nach der Zeitung, falte sie und lege sie neben mich auf den Aktenschrank. Ich greife nach Yasemins Hand. Sie zuckt zusammen. Ich hätte es verhindern können!, stammelt sie. Was hätte sie verhindern können? Den Amoklauf dieses Wahnsinnigen, der seine Familie ins Jenseits befördert hat?