Beschreibung
Da ist ein kleines Land, Bulgarien, das nicht nur Rosenöl zum Markenzeichen hat, es schenkte der Welt auch immer wieder bedeutende Sänger - einer von ihnen ist SPAS WENKOFF. Viele, viele Sonnentage und eine nationale Kultur, die Jahrhunderte gegen Fremdeinflüsse standhielt, sind neben dem familiären Erbgut das Umfeld, in das Spas Spassow Wenkoff hineingeboren wurde; am 23. September 1928 in Tirnovo, der ehemaligen Hauptstadt. "Mehrere Jahre hatte ich versucht, Spas zu bewegen, über seinen künstlerischen Weg, über Einsichten, Zweifel, Erfahrungen zu schreiben, sie wenigstens auf dem Tonband festzuhalten. "Wen interessiert das schon - alles war Zufall", so sein ständig abwehrendes Argument. Mir erscheint es schon wichtig, den Lebens- und Berufsweg von Spas Wenkoff festzuhalten: Von der Ebene in den Olypm. Und das nicht aus Eitelkeit oder um den vielen Star-Biografien noch eine weitere hinzuzufügen. Nein, hier ist etwas ungewöhnlich. Mir scheint, aus der Auseinandersetzung mit dem Berufsweg dieses Sängers, diesem zufälligen und doch so eigenwilligen Weg, dem Wenkoffschen Weg, ist etwas herauszulesen, was anregend, aufregend, auch ermutigend sein kann und das vielleicht auch in der Konfrontation mit dem eigenen Weg." Peter M. Schneider, Biograf. Inhaltlich unveränderte Ausgabe des ab 2008 im BS-Verlag, Rostock in mehreren Auflagen erschienenen Buches.
Autorenportrait
Peter M. Schneider, geb. 1936 in Sachsenhausen bei Berlin. Abitur, naturwissenschaftliches Studium, Promotion. 1965-1985 Opernsänger, 1985-1990 Intendant am Theater Stralsund, 1990-1992 Mitarbeiter in der Stadtverwaltung Stralsund (Kulturamt). Ab 1992 Impresario, Inhaber der "Boris-Agentur", Rostock. Schriftstellerisch tätig seit 1960, Verfasser von Schauspielen, Fernsehspielen, Dramatisierungen, Libretti für Oper und Märchenmusical, Lyrik. Lebt in Rostock.
Leseprobe
Zu diesem Buch: Mehrere Jahre hatte ich versucht, Spas zu bewegen, über seinen künstlerischen Weg, über Einsichten, Zweifel, Erfahrungen zu schreiben, sie wenigstens auf dem Tonband festzuhalten. "Wen interessiert das schon - es war alles Zufall", so sein ständig abwehrendes Argument. Mir erscheint es aber wichtig, den Lebens- und Berufsweg von Spas Wenkoff festzuhalten. Und das nicht aus Eitelkeit oder um den vielen Star-Biographien noch eine weitere hinzuzufügen. Nein, hier ist etwas ungewöhnlich. Aus der Auseinandersetzung mit dem Berufsweg dieses Sängers, diesem zufälligen und doch so eigenwilligen Weg, dem Wenkoffschen Weg, ist etwas herauszulesen, was anregend, aufregend, auch ermutigend sein kann, und das vielleicht auch in der Konfrontation mit dem eigenen Weg. Von ihm aber immer wieder: "Wen interessiert das schon!" Doch im kleinen Kreis ließ er sich ausfragen. Ist er dann "in Fahrt", sprudeln aus ihm Einsichten und Ansichten, Anekdoten, seine Konflikte, auch die mit dem heutigen Opernbetrieb. Da hört man zu, gefesselt. Und er, er kann sich gar nicht herausnehmen. Es war doch seine Entwicklung, sein Beruf, seine Berufung, sein Leben - und ist es noch. Aber dann wieder von ihm, ohne Koketterie: "Wen interessiert das schon, es war Zufall!" Nein, ich behaupte, Spas Wenkoffs Weg war kein Zufall. Ich dränge ihn wieder und wieder: "Spas, ich habe einen Vorschlag. Du teilst mir deine Erlebnisse, deine Gedanken, deine Erinnerungen mit - über Tonband, Fax, E-Mail, wie du willst. Ich sammle das, und wir schauen es durch, spielerisch. Du wirst sehen, da ist plötzlich ein interessanter, sehr persönlicher Stapel Papier, den vielleicht auch andere Menschen - Opernfreunde, Opernfeinde, Fans, Anekdotenleser - interessant finden." Dann erhielt ich eine Postsendung von Spas, darin die Dokumentation seiner Vorstellungen ab April 1964. Endlich ein Anfang! Aus seinen akribisch geführten Terminkalendern der aktiven Theaterjahre resultiert die Aufstellung. Diese Dokumentation zu erstellen war sicher sehr zeitaufwendig für ihn, aber er tat es. Eine äußerst interessante Statistik halte ich nun in den Händen. Sehr viel lässt sich da herauslesen - einmal der genau zu verfolgende Weg vom zweitgrößten Opernhaus Bulgariens durch die ostdeutsche Provinz zu den Leuchttürmen am Opernhimmel: Deutsche Staatsoper Berlin, Deutsche Oper Berlin, Bayerische Staatsoper München, Wiener Staatsoper, Bayreuther Festspiele, Teatro Colón Buenos Aires, Scala di Milano, Metropolitan Opera New York. Dann ist daraus zu erfahren, dass Spas Wenkoff bei seinem ersten Tristan, 1975, bereits 47 Jahre alt war. Und er hat diese MarathonPartie dann 226 Mal gesungen, insgesamt über 500 exponierte Wagner-Vorstellungen. In seiner gesamten Sängerlaufbahn stand er weit über 3.000 Mal auf der Bühne, vor allem in Europa, aber auch in Amerika, Asien, Afrika. Wären die geplanten Gastspiele in Australien, am Opernhaus Adelaide, nicht wegen "höherer Gewalt" abgesagt worden - nationaler Notstand durch verheerende Buschfeuer - hätte er auf allen fünf Kontinenten gesungen. Aus dieser Statistik wird auch die physische Belastbarkeit Spas Wenkoffs erkennbar. Dabei müsste der, der etwas von dem Metier versteht, aus dem Staunen nicht herauskommen, ein Beispiel: In dem Zeitraum vom 5. bis 11. Januar 1991, in nur sieben Tagen, singt Spas Wenkoff drei Mal an der Wiener Staatsoper den Tristan. "Unglaublich, diese Leistung", hörte ich einen Wagner- Fan im Treppenhaus der Wiener Staatsoper nach der 3. Vorstellung sagen, "unglaublich, drei Mal den Tristan in einer Woche!" Und da war Spas bereits 63 Jahre alt. Schaut man genauer in die Statistik, sind auch die typisch Wenkoffschen Husarenstreiche zu entdecken. Nur ein Beispiel: 09. April 1985 - Brüssel, "Tristan" (Premiere) / 10. April 1985 Wien, "Parsifal". Spas hatte also wieder einmal gerettet, diesmal einen "Parsifal" in Wien. Ich weiß, auch wegen solcher BlitzÜbernahmen