Timos Tipp:
Nach "The Childhood of Jesus" (2013) und "The Schooldays of Jesus" (2016) findet die gleichnamige Trilogie von Literaturnobelpreisträger J.M. Coetzee mit "The Death of Jesus" nun einen zugegebenermaßen gediegenen Abschluss. Sowie bereits die beiden Vorgänger bleibt auch der dritte Roman um David und seine Adoptiveltern Simón und Inés bizarr, allegorisch und zutiefst enigmatisch.
Nachdem die sich selbstgeschaffene Familie von Novilla, dem Nicht-Ort im ersten Teil, nach Estrella gezogen ist, wurde David auf die Akademie des Tanzes geschickt. Sie lehrt in erster Linie die Zahlen des Himmels zu tanzen, um eine Art astronomisch/ philosophisches Verständnis des Universums zu schaffen. Das klingt völlig zurecht bizarr und genau in dieser Manier versuchen die Leser*innen den geschriebenen Zeilen Bedeutung beizumessen. Die Protagonist*innen sind stetig auf der Suche nach Sinn und Bedeutung und dahingehend ebenso nach einem Ort, indessen sich David zunehmend von seinen Eltern distanziert und lieber als Waise leben möchte, doch dann erkrankt er plötzlich.
Während sich die frühen Romane Coetzees noch auf den (Post-)Kolonialismus und dessen Folgen für den einzelnen Körper lesen ließen, werden nun zunehmend Geschichtskonzepte und philosophische Einflüsse wie die ´Idee der Dinge´ behandelt. Trotz der vielen offenen Fragen auf inhaltlicher Ebene ein definitiv lesenswerter Roman, da Coetzee wie gewohnt mit unfassbar präziser Klarheit und Nüchternheit schreibt und die Leser*innen zu überzeugen weiß.
Die vorherige Lektüre der ersten beiden Teile ist nicht zwingend erforderlich, da der Text auch für sich stehend gelesen werden kann, sei jedoch allen ans Herz gelegt.