Beschreibung
Die Belolaveks waren eine Musterfamilie. Aber jetzt ist Thomas Belolavek tot, er wurde ermordet und unter dem eigenen Gartenhaus vergraben. Von seiner Frau Karin und ihrer Tochter Maria fehlt jede Spur. Sind sie ebenfalls tot, oder sind sie in das Verbrechen verwickelt? Als Kriminalhauptkommissarin Mona Seiler zu ermitteln beginnt, wird sie mit Gerüchten konfrontiert: Theresa Leitner, eine Freundin der Belolaveks, behauptet, Karin habe ein Verhältnis mit einem jungen Mann gehabt, der wegen Mordes an seiner Freundin mehrere Jahre im Jugendgefängnis saß. Fieberhaft suchen Mona und ihre Kollegen nach dem vermeintlichen Geliebten. Als sie ihn schließlich finden, wird er kurz darauf ermordet. Und Mona weiß, dass sie rasch handeln muss, wenn sie weitere Verbrechen verhindern will ... Berliner Morgenpost "Christa von Bernuth ist mit ihrem zweiten Roman ein Psychokrimi gelungen, der in guter englischer Tradition das Gruseln lehrt."
Autorenportrait
Christa v. Bernuth, geboren 1961, arbeitete als Paketzustellerin, Zigarettenverkäuferin und Betreuerin einer angeblichen russischen Großfürstin. Seit zehn Jahren ist sie als Autorin für unterschiedliche Magazine tätig. 1999 erschien ihr erster Roman, "Die Frau, die ihr Gewissen verlor" ("Ein intelligenter Beziehungsthriller." Brigitte), in dem sie bereits die Gefahren der Liebe und deren tödliches Potenzial beschrieb. In ihrem hoch gelobten zweiten Roman, "Die Stimmen" hat sie die Figur der Kriminalhauptkommissarin Mona Seiler eingeführt. Die RTL-Verfilmung von "Die Stimmen" mit Mariele Millowitsch in der Hauptrolle war mit über sechs Millionen Zuschauern ein sensationeller Erfolg. Christa v. Bernuths dritter Roman, "Untreu", wird ebenfalls mit Mariele Millowitsch als Mona Seiler für RTL verfilmt.
Leseprobe
PROLOG Die Farben des Todes schimmern hellblau, giftgrün, beigebraun, mattschwarz. Fleisch ist nur noch Fleisch, Haut ist nur noch Haut. Ausdruckslos. Der Tod hat das Menschliche hinter sich gelassen. Er hat keine spirituelle Qualität. Er ist unpersönlich, ein Zustand, eine Phase, die nicht länger dauert als eine Viertelstunde. Dann spätestens verschwindet der Tod und macht dem Leben Platz. Lucilia und Calliphora finden als Erste den Körper, der fünfzehn Minuten lang leblos und nutzlos war und jetzt eine neue Funktion als frisches Biotop hat. Lucilia oder Calliphora legen ihre cremefarbenen, mohnkorngroßen Eier in Augenwinkel, Nasenlöcher, Mund und - je nachdem - in Stichwunden oder Schusskanälen ab. Ihre Maden werden sich mit stummer, blinder Gier durch das Gewebe arbeiten, Ameisen, Käfer und Schnecken werden anschließend die Eiweißquelle finden und anzapfen. So lange, bis Erde wieder zu Erde geworden ist. Der Tod ist nun schon sehr weit weg. So gesehen. ERSTER TEIL 1 'Das geht nicht', sagte KK Marek Winter. Er war sehr müde. Seine Hose kniff im Schritt, er wechselte unauffällig seine Sitzposition. Marek wog elf Kilo mehr als noch vor fünf Jahren. Er hatte einmal eine sportliche Figur gehabt und verfügte heute über einen Bauch, der auf unerklärliche Weise beständig wuchs. 'Das geht nicht', sagte er ein zweites Mal, diesmal mit leisem Triumph in der Stimme. Die Frau, die vor ihm saß, war korpulent, und schon deshalb konnte er sie nicht leiden. 'Herr Kommissar...' 'Winter. Lassen Sie das Kommissar ruhig weg.' 'Herr ... äh ... Winter. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Sie sind doch hier die Vermisstenstelle. Wo soll ich sonst hingehen?' Die Frau hatte sich mit Erika Weingarten vorgestellt und ihm gleich darauf ihren Personalausweis entgegengestreckt wie einem Vampir das Kreuz, als gäbe es die Möglichkeit, dass er an ihren Worten zweifelte. Als sei ihm nicht egal, wie sie hieß und woher sie kam. Sie trug ein rostfarbenes Kostüm, darunter blitzte der Kragen einer weißen Bluse hervor. Die Kostümjacke mit den goldenen Knöpfen spannte vor Bauch und Brüsten. Marek stellte sich unwillkürlich ihren Körper vor, eine amorphe weiche Masse, notdürftig durch BH und Stützstrümpfe in Form gehalten. Er sah sich selbst in ein paar Jahren - schwammig und fett. Widerlich. Mühsam riss er sich zusammen. 'Also, Frau Weingarten. Sie sind mit der mutmaßlich Verschwundenen nicht verwandt.' 'Nein.' 'Auch nicht verschwägert?' 'Nein.' 'Sie wohnen nicht mit ihr zusammen.' 'Nein!' 'Dann haben wir hier ein Problem.' Marek faltete seine Hände unter dem Kinn und beugte sich nach vorn, als wollte er ihr ein Geheimnis verraten. Etwas in ihm genoss die Situation. Etwas in ihm hoffte, dass sie sich tatsächlich als eine dieser Idiotinnen entpuppen würde, über die man sich anschließend in der Kantine totlachen konnte. 'Die Sache ist die', fuhr er fort. 'Sie...' 'Ich weiß, ich bin nicht mit ihr verwandt', unterbrach ihn die Frau. 'Richtig', sagte Winter, beifällig nickend, als sei sie eine zwar minderbemittelte, aber brave Schülerin, die sich immerhin bemühte, ihr Bestes zu geben. 'Unter diesen Umständen können Sie die... also die mutmaßlich Verschwundene eben nicht als vermisst melden. Für eine Vermisstenanzeige muss man mit dem Vermissten verwandt, verschwägert oder verheiratet sein. Oder wenigstens in einem gemeinsamen Hausstand leben. Verstehen Sie, da könnte sonst jeder kommen.' 'Wer soll denn da schon kommen?', fragte die Frau zurück, sichtbar verärgert. Sie verschränkte die Arme über ihrem voluminösen Busen. Einen Moment lang war Marek aus dem Konzept gebracht. (Es war ja so: Wenn sie nicht verrückt war, hatte sie keinen Grund, sich in dieses Büro zu bemühen. Verrückt sah sie aber eigentlich nicht aus.) 'Ach, da gibt's Sachen, das glauben Sie gar nicht.' 'Ja? Zum Beispiel?' Marek sah sie feindselig ...
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