Beschreibung
Viele Wege führen zu Gott! Mitch Albom ist überrascht, als Albert Lewis, der betagte Rabbi seiner Heimatgemeinde in New Jersey, ihn darum bittet, bei seinem Tod die Trauerrede für ihn zu halten. Er versteht nicht, weshalb der Rabbi ihn dafür ausgewählt hat, denn den Bezug zum Glauben hat er schon lange verloren. Schließlich willigt er unter der Bedingung ein, den Rabbi besser kennenlernen zu dürfen. Und so erfährt er Albert Lewis während der kommenden acht Jahre bei ihren Treffen nicht nur als einen engagierten Mann der Kirche, sondern auch als einen ebenso klugen wie humorvollen Menschen. In dieser Zeit begegnet Mitch Albom in Detroit jedoch auch Henry Covington, einem Pastor mit krimineller Vergangenheit, dessen Schicksal eine fast unmöglich scheinende Wandlung erfahren hat. Die beiden Männer lehren Mitch Albom, die Welt und den Glauben mit neuen Augen zu sehen und er nimmt aus den Gesprächen mit ihnen kostbare Anstöße und Erkenntnisse mit, die sein Leben verändern.
Autorenportrait
Mitch Albom begeisterte mit seinen Büchern 'Dienstags bei Morrie' und 'Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen' weltweit unzählige Leserinnen und Leser. Seine Bücher wurden in 36 Sprachen übersetzt und waren Nummer-1-Bestseller. Er lebt mit seiner Frau Janine in Detroit.
Leseprobe
Am Anfang Am Anfang stand eine Frage. 'Würden Sie meine Trauerrede halten?' Ich verstehe nicht recht, antwortete ich. 'Meine Trauerrede?', fragte der alte Mann noch einmal. 'Wenn ich gehe.' Er blinzelte hinter seinen Brillengläsern. Sein ordentlich gestutzter Bart war grau, und er stand ein wenig gebeugt. Sterben Sie denn bald?, fragte ich. 'So schnell nun auch wieder nicht', antwortete er und grinste. Aber warum 'Weil ich Sie für eine gute Wahl halte. Und weil ich glaube, dass Sie wissen werden, was Sie sagen sollen, wenn die Zeit gekommen ist.' Stellen Sie sich den frömmsten Mann vor, den Sie kennen. Ihren Priester. Ihren Rabbiner. Ihren Imam. Und nun stellen Sie sich vor, wie er Ihnen auf die Schulter klopft und Sie darum bittet, seinen Abschied von der Welt zu zelebrieren, wenn er gestorben ist. Stellen Sie sich vor: Der Mann, der von Berufs wegen Menschen ins Himmelreich schickt, bittet nun Sie darum, ihn ins Himmelreich zu schicken. 'Und?', sagte er. 'Würden Sie das machen?' Am Anfang stand noch eine weitere Frage. 'Wirst du mich retten, Jesus?' Der Mann hielt ein Gewehr in Händen und versteckte sich mitten in der Nacht vor einem Reihenhaus in Brooklyn hinter Mülltonnen. Seine Frau und seine kleine Tochter weinten. Der Mann hielt Ausschau nach Scheinwerfern, weil er glaubte, dass in dem nächsten Auto seine Mörder sitzen würden. 'Wirst du mich retten, Jesus?', fragte er. 'Wirst du mich retten, wenn ich verspreche, dir von nun an zu folgen?' Stellen Sie sich den frömmsten Mann vor, den Sie kennen. Ihren Priester. Ihren Rabbiner. Ihren Imam. Und nun stellen Sie sich vor, wie er in schmutzigen Kleidern mit einem Gewehr in der Hand hinter Mülltonnen hockt und Jesus anfleht, ihn zu erretten. Stellen Sie sich vor: Der Mann, der Menschen ins Himmelreich schickt, fleht darum, nicht in die Hölle zu kommen. 'Bitte, Herr', flüstert er. 'Wenn ich gelobe Diese Geschichte handelt davon, wie ich lernte, an etwas zu glauben. Und sie handelt von zwei sehr unterschiedlichen Männern, die mir das beigebracht haben. Ich brauchte sehr lange, um diese Geschichte zu schreiben. Sie führte mich in Kirchen und Synagogen, in große Städte und Vororte und zu den Barrieren 'wir' und 'die anderen', die überall auf der Welt den Glauben spalten. Und schließlich führte sie mich nach Hause zurück, in eine Synagoge voller Menschen, zu einem Sarg aus Kiefernholz, zu einem leeren Pult. Am Anfang stand eine Frage. Diese Frage wurde zu einem letzten Wunsch. 'Würden Sie meine Trauerrede halten?' Und, wie so oft in Glaubensdingen, nahm ich an, dass ich um etwas gebeten worden sei. Doch in Wirklichkeit bekam ich etwas geschenkt. FRÜHLING SOMMER HERBST WINTER Im Jahre 1965 werde ich von meinem Vater am Samstagmorgen zum Gottesdienst vor dem Gemeindehaus abgesetzt. 'Du musst gehen', sagt er. Ich bin sieben Jahre alt und damit zu jung, um die naheliegende Frage zu stellen: Wieso muss ich gehen, er aber nicht? Ich gehorche, betrete das Haus und gehe einen langen Flur entlang zu dem kleinen Synagogenraum, in dem die Gottesdienste für Kinder abgehalten werden. Ich trage ein kurzärmliges weißes Hemd und eine Clipkrawatte. Ich öffne die Holztür. Auf dem Boden krabbeln kleine Kinder. Drittklässler gähnen. Sechsklässlerinnen in schwarzen Baumwollgymnastikanzügen sitzen in Grüppchen zusammen und flüstern miteinander. Ich nehme mir ein Gebetbuch. Die hinteren Plätze sind alle besetzt, und ich setze mich nach vorne. Plötzlich öffnet sich die Tür, und es wird still. Der Mann Gottes tritt ein. Er ist riesengroß und hat dichtes schwarzes Haar. Er trägt ein langes Gewand, und wenn er spricht, wedelt es an seinen Armen wie ein Blatt im Wind. Er erzählt eine Geschichte aus der Bibel und stellt uns Fragen. Während er auf unsere Antworten wartet, schreitet er über die Estrade und kommt dabei immer näher zu mir. Mir bricht der Schweiß aus, und ich bitte Gott, mich unsichtbar zu machen. Bitte, Gott, bitte. Das ist mein inbrünstigstes