Rückkehr ins Paradies

Unser Jahr in der Toskana

8,95 €
(inkl. MwSt.)
In den Warenkorb

Nicht lieferbar

Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442455362
Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S., 1 s/w Illustr.
Format (T/L/B): 2.5 x 18.5 x 11.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung



Endlich zurück: Um ihr frisch renoviertes Haus in der Toskana so richtig genießen zu können, haben sich Frances Mayes und ihr Mann eine Auszeit genommen. Mit Witz und Charme erzählt die Autorin von einem Jahr in der Idylle, von der Landschaft, der italienischen Kultur, und nicht zuletzt der himmlischen Küche der Toskana.



Autorenportrait

Frances Mayes ist eine bekannte Reiseschriftstellerin und Autorin von Kochbüchern. Sie lebt abwechselnd in Cortona und in San Francisco, wo sie an der Universität Kurse für "Creative Writing" gibt. Zahlreiche ihrer Artikel erscheinen regelmäßig unter anderem in der "New York Times" und in "Food and Wine".

Leseprobe

Beim Betreten der Bäckerei umgibt mich sofort der anheimelnde Duft nach frisch gebackenem Brot. »Oh, Sie sind zurück! Herzlich willkommen!«, begrüßt mich eine Frau aus Cortona. Vielleicht mache ich immer noch einen benommenen Eindruck, da ich erst gestern Abend aus Kalifornien angekommen bin, nach einer Tortur von zwanzig Stunden, denn sie fügt hinzu: »Wie kommen Sie mit der Zeitumstellung zurecht?« »Ich warte einfach ab, bis mein Körper sich daran gewöhnt hat. Ich bin so glücklich, wieder hier zu sein, dass ich nicht viel davon merke - außer dass ich ein paar Tage um vier Uhr morgens aufstehe. Was machen Sie denn?« »Ich betrachte den Sonnenuntergang. Dann weiß mein Körper Bescheid.« Ich lächle nur, aber innerlich ziehe ich vor ihr den Hut. Es mag stimmen, dass die Welt klein geworden ist, es mag stimmen, dass wir Teil einer globalen Wirtschaftsgemeinschaft sind, und es mag auch stimmen, dass wir in diesem Schmelztiegel nach und nach zusammenwachsen, aber in den ländlichen Regionen Italiens hat das Leben trotzdem seine Individualität mit allen seinen Eigentümlichkeiten bewahrt. Gleich, wohin man schaut: Italien bleibt Italien, unverfälscht. Als Beppe, der im Garten hilft, mir erklärt: »La luna e dura«, der Mond ist hart, und heute müssen wir die Zwiebeln ernten, werde ich daran erinnert, dass man sich hier nach dem Mond richtet. »Aber den Kopfsalat dürfen wir erst anpflanzen, quando la luna e tenera«, wenn der Mond weich ist, fügt er hinzu. Als ich zu Fuß in die Stadt hinuntergehe, um Kaffee zu trinken, sehe ich, wie ein Kellner eine Schüssel mit Wasser für den Hund eines Gastes nach draußen bringt. Über mir höre ich: »Buon giorno, una bella giornata«, guten Morgen, einen schönen Tag! Ein uralter Mann, der unbemerkt die Phase des seligen Vergessens erreicht hat, beugt sich aus seinem Fenster im ersten Stock, winkt und grüßt mit lauter Stimme die Passanten. Jeder erwidert den Gruß mit dem gleichen Eifer. Ladenbesitzer besprengen den Gehsteig rund um ihren Eingang mit der Gießkanne, verschwinden kurz in einer der umliegenden Bars, um sich auf die Schnelle einen Kaffee zu genehmigen - ihre Läden sind in der Zeit verwaist, die Türen stehen offen. Als ich nach einer erholsamen halben Stunde mit einem Cappuccino und einem Roman die Rechnung verlange, erfahre ich, dass Simonetta sie bereits beglichen hat. Simonetta? Die wortkarge Besitzerin einer profumeria, in der ich manchmal Seife und Körperlotion kaufe. Solche liebenswerten kleinen Aufmerksamkeiten sind hier an der Tagesordnung. In Matteos und Gabriellas Obst- und Gemüseladen, frutta e verdura, entdecke ich den ersten Korb Haselnüsse. Die Jahreszeit wechselt, und bald werden die saftigen Pfirsiche und die Paprikaschoten der Sommersaison ihren Platz den Zitrusfrüchten und dem Blumenkohl überlassen, und es wird ein völlig anderes Angebot locken. »Schauen Sie, da haben wir grüne Walnüsse«, sagt Matteo. Er knackt eine, zieht sorgfältig die Haut ab und reicht mir ein glattes Stück in der Farbe von Elfenbein. »Sie sollten innerhalb von drei oder vier Tagen gegessen werden. Danach sind sie zu trocken.« Der Geschmack grüner Walnüsse ist mir nicht unbekannt. Als ich noch ein Kind war, presste unsere Köchin Willie Bell den Saft aus und rieb mir die Hände damit ein, wenn ich mit Scherpilzflechte oder Giftefeu in Berührung gekommen war. Die frischen Walnüsse sehen wie kleine, goldene Kugeln aus und sind noch leicht feucht. »Sehr gut bei niedrigem Blutdruck«, fährt Matteo fort. »Aber man sollte nicht zu viel davon essen, sonst steigt die Körpertemperatur.« Und so beginnt ein neuer Tag in dieser kleinen Stadt in der toskanischen Hügellandschaft. Ich war damals mit der Erwartung nach Italien gekommen, ein Abenteuer zu erleben. Womit ich nicht gerechnet hatte, war die unbeschreibliche Lebensfreude im ganz normalen Alltag - la dolce vita. Das Paradies heißt Bramasole, der erste Teil meiner denkwürdigen Erlebnisse in der Toskana, beschreibt die Entdeckung von Bramasole, einem verlassenen An