Beschreibung
Vor einer stillgelegten Erzmine in der Nähe des Dorfes Ingsen wurden Blutspuren gefunden. Reine Routine, denkt Kommissar Kirchenberg. Bis seine Kollegen von der Spurensicherung einen Raum in der alten Mine entdecken, in dem offensichtlich vor kurzem jemand gefangen gehalten, gefoltert und getötet wurde. Die Befragung der Dorfbewohner bringt zwar einige Geheimnisse ans Tageslicht, aber alle Spuren verlaufen im Nichts. Und auch von der Leiche fehlt jede Spur.
Autorenportrait
Norbert Horst ist im Hauptberuf Kriminalhauptkommissar und hat in zahlreichen Mordkommissionen ermittelt. Der Autor ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Kriminalromane wurden mit dem Friedrich Glauser Preis und dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet und standen wochenlang auf der KrimiBestenliste.
Leseprobe
MONTAG 11 Uhr 15 ?? warum ?? Die Kirchent?r schmettert schwer ins Schloss, es hallt. Verdammt, aufpassen. Der Pfarrer stockt, sieht hoch. Die in den hinteren B?en drehen sich um, ein Alter im schwarzen Anzug sch?ttelt den Kopf. Die letzten Reihen sind frei, schnell rein und setzen. ?? ist er gegangen, liebe Frau Peters, lieber Jan, liebe Sina, liebe Gemeinde? Von uns gegangen, pl?tzlich, ohne Vorank?ndigung, mitten aus dem Leben, wie man so sagt. Wir stehen hier vor seinem Sarg, dem Sarg des Mannes, der uns ein Ehemann war, ein Vater, ein Sohn, ein Kollege, der er uns so vieles war, was uns wertvoll ?? Ganz sch?n viele Leute hier. Aber kein Wunder. Roberts Sarg vor dem Altar, rundherum wie im Gartencenter. Die T?r ?ffnet sich leise, der K?ster schlurft vorsichtig, das Futter der rechten Jackentasche h?t heraus, gl?t. Mein Gott, ist ja das halbe Pr?dium vertreten, sogar der Pr?dent pers?nlich. W? Robert wahrscheinlich gar nicht so angenehm. Wo sind denn unsere Leute? Da vorne, das k?nnte Helmut sein. Und das sieht aus wie Ullas Kopf. Was hat die denn wieder f?r Haare? Der K?ster kommt zur?ck, geb?ckte Haltung. Der Pastor h?rt auf zu reden. Orgel. Sch?ne Melodie. Sie singen zur?ckhaltend, einige kr?ige Stimmen dazwischen. ?Ach bleib mit deinem Glanze bei uns, du wertes Licht; deine Wahrheit uns umschanze, damit wir irren nicht.? Drei Strophen. Bei den letzten Takten geht der Pastor wieder hinter den Altar, versinkt im Gebet. Alle stehen auf. Stille. ?Herr, himmlischer Vater. Du Sch?pfer aller Dinge und Gebieter ?ber Leben und Tod, wir bitten dich: Sei in dieser schweren Stunde bei uns. Schenke uns Trost, wenn wir ihn bei dir suchen, zeige uns den Weg aus der Verzweiflung, wenn wir dich darum bitten, und, Vater, gib uns Antworten, wo wir Fragen haben. Wenn nicht jetzt, dann vielleicht irgendeines Tages, wenn nicht heute, dann zu irgendeiner Zeit, denn neben aller Klarheit, mit der wir in unserer letzten Stunde vor dir, Vater, stehen, so bleiben wir, wenn wir gehen, einigen ? vielleicht auch ganz Nahestehenden ? ein R?el. Denn auf den Grund unserer Seele siehst nur du, Gott. Auch auf den Grund der Seele von Robert Peters. Nimm sie zu dir. Amen.? Noch mal Amen im Chor. Was redet der f?r ein Zeug? Die Orgel setzt wieder ein. Keiner singt. Das kenne ich doch. A whiter shade of pale. Mann, das ist tats?lich A whiter shade of pale. Donnerwetter, Pop in der Kirche. H?e es bei uns fr?her nicht gegeben. Hat sich wahrscheinlich Monika gew?nscht. Unser Lied oder so. Eine Frau mit lila Fransenschal zwei Reihen voraus heult wie ein Schlosshund. ?Lasst ihn uns nun auf seinem letzten Weg begleiten.? Vorne r?en sie die Kr?e weg, der K?ster ?ffnet beide Fl?gel der Eingangst?r. Sie tragen den Sarg durch den Mittelgang, wei? Handschuhe, Gleichschritt. Der Pastor, Monika mit den Kindern dahinter. Eine Rosenbl?te f?t ab, rollt unter eine der B?e. Hinter den vieren ist eine L?cke, schnell durch und raus. Die Sonne blendet. Auf dem Kies vor der Kapelle der Leichenwagen. Opel Admiral. Ganz sch?n altes Sch?chen, lange nicht gesehen. Sie setzen den Sarg mit der Kante auf die Rollschiene. Beim Reinschieben hakt es, ein Ruck, Klappe zu. Sie setzen die Zylinder ab, der Fahrer steigt ein. Sattes Blubbern des Achtzylinders. Langsam, ganz langsam f?t er die Allee hoch bis zum Tor. Einige winken, eine Frau sogar mit Taschentuch. Furchtbar, warum f?t der so langsam. Blinker. Fast alle bleiben stehen, unbeweglich. Weg. Monika dreht sich als Erste um, die Arme um die Schultern der Kinder gelegt. Sie sieht auf, nickt stumm. Blo?kein ?herzliches Beileid?. Komm, sag was Passendes, du kannst das. ?Tag Monika.? ?Tag Konni.? ?Kein guter Tag heute, hmm? Ich habe erst heute Nacht davon erfahren. Tut mir sehr Leid f?r euch. Wie ich ihn kannte, wart ihr der Mittelpunkt seines Lebens. Wahrscheinlich wart ihr auch sein letzter Gedanke.? Nicht schlecht. Ihre Kaumuskeln arbeiten, sie geht ohne Gru? Meine G?te, ist die fertig. Kein Wunder. Von hinten eine H Leseprobe