Beschreibung
Der berühmteste Fall der schwedischen Kriminalgeschichte - neu aufgerollt von Leif GW Persson Zwei Jahrzehnte nach der tragischen Ermordung des schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme macht sich das hochqualifizierte Ermittlerteam um Polizeichef Lars Martin Johansson und Kommissar Bäckström daran, noch einmal das Fahndungsmaterial von damals zu sichten. Irgendeine Spur muss doch übersehen worden sein! Und tatsächlich, es gibt Hinweise darauf, dass der Täter aus den eigenen Reihen stammt. Eine höchst delikate Ermittlung beginnt, die den Leser in einen der spannendsten Kriminalfälle der Geschichte zurückführt
Leseprobe
Mittwoch, der 10. Oktober. Der Hafen von Puerto Pollensa im Norden von Mallorca. Unmittelbar vor sieben Uhr morgens hatte die Esperanza ihren Stammplatz an der Charterbrücke im inneren Hafen verlassen. Ein kleines schönes Boot mit einem schönen Namen. Acht Wochen zuvor, Mittwoch, der 15. August. Hauptquartier des Landeskriminalamtes auf Kungsholmen in Stockholm. 'Olof Palme', sagte der Leiter des Landeskriminalamtes, Lars Martin Johansson. 'Ist der Name den Herrschaften bekannt?' Aus einem unerklärlichen Grund wirkte er fast ein wenig ausgelassen, als er das sagte. Er war soeben aus dem Urlaub zurück, war vornehm gebräunt, trug rote Hosenträger und ein Leinenhemd ohne Schlips, ein ungezwungenes Zeichen des Übergangs von Ruhe zu Alltag. Er beugte sich auf seinem Stuhl an der Stirnseite des Besprechungstisches vor und ließ seinen Blick über die anderen vier am Tisch Versammelten wandern. Diese anderen wirkten nicht so begeistert. Hauptkommissarin Anna Holt, Kriminalkommissar Jan Lewin und Kriminalkommissarin Lisa Mattei hatten skeptische Blicke gewechselt, während der vierte im Bunde, Kriminalkommissar Yngve Flykt, der Leiter der Palme-Einheit, die Frage fast peinlich zu finden schien und offenkundig versuchte, das durch eine höflich zerstreute Miene zu überspielen. 'Olof Palme', wiederholte Johansson, jetzt in eindringlicherem Tonfall. 'Klingelt es da denn nirgendwo?' Es war Lisa Mattei, die schließlich das Wort ergriff. Zwar die Jüngste in der Runde, aber schon lange an die Rolle der Klassenbesten gewöhnt. Zuerst hatte sie dem Leiter der Palme-Einheit einen verstohlenen Blick zugeworfen, doch der Leiter hatte nur müde genickt, dann hatte sie in ihren Notizblock geschaut, der nicht wie sonst mit irgendwelchen Notizen oder den üblichen Kritzeleien gefüllt war, mit denen sie ihn sonst vollschmierte, ganz unabhängig davon, worüber gesprochen wurde. Danach hatte sie in zwei Sätzen Olof Palmes politische Karriere und in vier Sätzen sein Ende zusammengefasst: 'Olof Palme, Sozialdemokrat und Schwedens bekanntester Politiker der Nachkriegszeit. Zweimal Ministerpräsident, von 1969 bis 1976 und von 1982 bis 1986. Ermordet an der Kreuzung Sveaväg-Tunnelgata mitten in Stockholm vor einundzwanzig Jahren, fünf Monaten und vierzehn Tagen. Es war Freitag, der 28. Februar 1986, zwanzig Minuten nach elf Uhr abends. Er wurde mit einem Schuss von hinten getroffen und war vermutlich sofort tot. Ich war elf Jahre alt, als es passiert ist, deshalb befürchte ich, dass ich nicht viel mehr beizusteuern habe.' 'Sag das nicht', hatte Johansson mit breitem norrländischem Dialekt geantwortet. 'Unser Opfer war Ministerpräsident und ein feiner Kerl, und wie oft gibt es an einem solchen Ort ein solches Mordopfer? Ich bin zwar nur der Chef der Zentralen Kriminalpolizei, aber ich bin auch ein ordnungsliebender Mensch und im höchsten Grad allergisch gegen unaufgeklärte Fälle', hatte er hinzugefügt. 'Ich nehme die geradezu persönlich, falls ihr euch jetzt fragt, warum ihr hier sitzt.' Diese Frage hatte sich niemand gestellt. Zugleich wirkte niemand sonderlich enthusiastisch. Aber jedenfalls hatte alles so angefangen. Wie das in solchen Fällen meistens ist. Ein paar Polizeibeamte sitzen an einem Tisch und reden über einen Fall. Ohne Blaulicht, ohne Sirenen und definitiv ohne gezückte Dienstwaffen. Beim ersten Versuch allerdings, vor gut zwanzig Jahren, hatte es so angefangen, wie es fast nie anfängt. Mit Blaulicht, Sirenen und gezückten Dienstwaffen. Das hatte nichts geholfen. Es hatte ein böses Ende genommen. Danach hatte Johansson seine Auffassung davon dargelegt, was nun zu tun sei. Er sprach von seinen Motiven und wie das alles rein praktisch angegangen werden sollte. Wie schon so oft hatte er sich dabei auf seine persönliche Erfahrung gestützt und keinerlei Anflüge von echter oder falscher Bescheidenheit gezeigt. 'Nach meiner persönlichen Erfahrung ist es manchmal sinnvoll, wenn ein Fall sozusagen ins Stocken geraten ist, ein paar neue