Der Gott der Klinge

Thriller - Heyne Hardcore

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453675575
Sprache: Deutsch
Umfang: 400 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 18.8 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Ein schwarzer Chevy rollt durch die Nacht und hinterlässt eine Spur des Grauens. Wer immer den Nightrunners begegnet, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Ihr Ziel ist ein einsames Ferienhaus, in dem Becky und ihr Mann über ein traumatisches Ereignis hinwegzukommen versuchen. Doch das Schlimmste steht ihnen noch bevor. - Die Wiederentdeckung eines Klassikers - komplett überarbeitet und mit sechs unveröffentlichten Geschichten - Mit einem Vorwort von Dean Koontz

Leseprobe

29. Oktober »Jawohl, wir sind Barbaren, und Barbaren wollen wir bleiben. Es macht uns Ehre. Wir sind es, die die Welt verjüngen werden. Die heutige Welt steht vor dem Untergang. Unsere einzige Aufgabe besteht darin, von ihr Besitz zu ergreifen.« Adolf Hitler In einem schwarzen 66er Chevy kamen sie aus der Dunkelheit. Der Wagen verschlang den Highway 59 North wie saftige, graue Sahnebonbons. Dort draußen, im Dunkel der Nacht, wirkte der einsame Wagen wie eine Zeitmaschine aus einer unheilvollen Zukunft. Wie goldene Skalpelle zerteilten seine Scheinwerfer den zarten Schoß der Nacht, drangen vor bis in die Eingeweide, die gleich wieder verheilten. Der aufgemotzte Motor schnurrte wie ein Uhrwerk und röhrte voll sadistischer Lust. Vor knapp zwei Stunden, fünfzig Meilen außerhalb Houstons, hatte der Chevy einen weißen Plymouth gerammt, wie ein Barrakuda, der sich auf den Bauch eines harmlosen Herings stürzt. Der 73er Plymouth war dem Chevy mit sechzig Meilen pro Stunde entgegengekommen und war brav auf seiner Spur geblieben, als der schwarze Dämon plötzlich den Mittelstreifen überquerte und seine Hupe in der Dunkelheit aufjaulen ließ. Das war kein Warnsignal, sondern eine dreiste Demonstration seiner Macht: »Verpiss dich, Hering, die Straße gehört mir!« Der Plymouth, hinter dessen Steuer ein Versicherungsvertreter namens Jim Higgins aus Houston saß, brach nach rechts aus und landete auf dem Seitenstreifen. Schotter, Erde und Gras spritzten auf, sowie ein paar arglose Grillen, die sich für ihr Konzert besser einen anderen Platz als den Rand des Highway gesucht hätten. Higgins kämpfte mit dem ruckelnden Steuer, ließ jedoch nicht los. Seine Zähne klapperten, und sein Hintern hüpfte auf dem Sitz auf und ab, aber er schaffte es, den Plymouth wieder zurück auf die Straße zu befördern. Higgins, der sechzig Meilen pro Stunde für ein waghalsiges Tempo hielt, trat das Gaspedal durch, bis der Plymouth achtzig Sachen draufhatte. Er ging erst wieder vom Gas, als die Rücklichter des schwarzen Chevy nur noch erbsengroß waren und schließlich ganz verschwanden, aber auch dann drosselte er sein Tempo nur auf siebzig. So fuhr er weiter, bis zur Stadtgrenze von Houston, wo er von einem Streifenwagen wegen überhöhter Geschwindigkeit angehalten wurde. Higgins war fast froh, als der Cop an seinem Wagenfenster auftauchte. Das Frösteln, das er noch immer verspürte, ließ ein wenig nach. Fast hätte er dem Cop von dem Chevy erzählt, aber dann dachte er: »Nee, sonst glaubt er noch, ich will ihn verarschen, um mich um den Strafzettel drücken, und wird sauer.« Also schwieg er, nahm den Strafzettel und fuhr nach Hause. Später in der Nacht schreckte er schreiend aus dem Schlaf hoch. Er erzählte seiner Frau Margret, er habe geträumt, dass ihn ein schwarzer Chevy verfolgt hat, unter dessen Motorhaube Flammen und Rauch hervorschossen und in dem lauter grinsende Dämonen aus der Hölle hockten, die Visagen dicht an die Windschutzscheibe gepresst. Etwa um die gleiche Zeit, als Jim Higgins seinen Strafzettel bekam, registrierte das Überwachungsgerät von Highway Patrolman Vernice Trawler, wie der schwarze Chevy mit neunzig Meilen pro Stunde an ihm vorbeirauschte. Trawler stand dreizehn Meilen außerhalb von Livingstone, Texas. Mit Rotlicht und heulender Sirene raste er aus seinem Versteck neben der Straße; die Reifen qualmten. Der Chevy verschwand bereits über den nächsten Hügel. Es schien, als würde der gelbe Mittelstreifen, den seine Rücklichter blutrot färbten, mit ihm im Schwarz der Nacht verschwinden. Trawler gab über Funk seine Position durch und trat das Gaspedal bis zum Anschlag. Der Streifenwagen beschleunigte auf 70...80...90...95 Meilen. Jetzt konnte Trawler den Chevy sehen. Er schien kaum den Boden zu berühren. »Scheißkerl«, fluchte Trawler laut. Der Zeiger seines Tachos näherte sich jetzt der 100-Meilen-Marke. Wenn er diesen Idioten erwischte, würde er ihm einen saftigen Strafzettel verpassen. Dann schien es plötzlich, als würde der Chevy seinen Anker auswerfen. Schlagartig verlangsamte er das Tempo, auf 70, 60, 50, 40 Meilen und hüpfte dabei wie ein Kaninchen vorwärts. »Verdammt heißer Schlitten«, musste Trawler zugeben.