Beschreibung
John-Stewart Gordon setzt sich mit dem aristotelischen Gerechtigkeitsbegriff in der Nikomachischen Ethik auseinander. Aus unterschiedlichen Gründen gilt das V. Buch als besonders schwieriger Text. Die These, daß das V. Buch (teils) inkohärent ist und 'weniger' Substanz hat, ist häufig vertreten worden. In der Untersuchung weist der Autor nach, daß der aristotelische Gerechtigkeitsbegriff (EN V) kohärent ist und über mehr Substanz verfügt, als im allgemeinen angenommen wird. Der Ausgangspunkt der Arbeit bildet die Neuübersetzung des V. Buches, woran sich eine genaue Rekonstruktion und eine ausführliche Kommentierung der wichtigsten Kapitel (EN V, 1-10, 14) anschließt. Im zweiten Teil wird Nussbaums 'Ansatz der Fähigkeiten' (capability approach) diskutiert. Nussbaum hat den aristotelischen Gerechtigkeitsbegriff wieder fruchtbringend in die neuzeitliche Debatte eingebracht. Es ist jedoch fraglich, ob es sich dabei wirklich um den aristotelischen Gerechtigkeitsbegriff handelt. In seiner Untersuchung kommt der Autor zu dem Schluß, daß Nussbaums Interpretation den Gegenstand eher verdunkelt denn erhellt.
Autorenportrait
John-Stewart Gordon ist Professor für Philosophie, Leiter des Forschungsclusters für Angewandte Ethik (RCAE), Seniorforscher an der Fakultät für Rechtswissenschaten und leitender Wissenschaftler des von der EU geförderten Forschungsprojekts »Integration Study on Future Law, Ethics, and Smart Technologies« (2017-2021) an der Vytautas Magnus University in Kaunas, Litauen. Er verbrachte längere Forschungsaufenthalte an den Universitäten von Queen's, Oxford, Toronto, Maynooth und Tallinn.