Jimmi gibt JoJo, Mai Lyn und Murat immer neue Rätsel auf. Im Wald suchen sie nach der Lichtung, an die Jimmi seine erste Erinnerung hat - und finden sie ausgebrannt. Nur einer geheimnisvollen Karte hat das Feuer nichts angehabt. Doch die Insel, die dort eingezeichnet ist, gibt es nirgendwo. Fragen über Fragen tun sich auf, und nicht nur die Kakamura-Bürder sitzen den Freunden bedrohlich dicht im Nacken. Auch die gemeine Gang der Hammer-Boys hat es offenbar auf sie abgesehen ...

Geheimnis und Abenteuer von der ersten bis zur allerletzten Zeile.

Jürgen Banscherus, geb. 1949, arbeitete nach einem geistes- und sozialwissenschaftlichem Studium als Journalist, Lektor und Dozent in der Erwachsenenbildung. Er ist Mitglied im PEN und Vorsitzender der Jury beim Bundesentscheid des Vorlesewettbewerbs. Seit mehr als 20 Jahren schreibt er erfolgreich für Kinder und Jugendliche. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und sind in 22 Sprachen übersetzt. 2010 erhielt er als erster Kinderbuchautor den renommierten Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis. Er hat zwei Kinder und lebt mit seiner Frau im Ruhrgebiet.

Kyrill hieß der Orkan. Er spielte mit den Wäldern Mikado. Oder besser: Riesenmikado. Millionen Fichten knickte Kyrill um. Seitdem sollte jeder wissen, dass es im Wald gefährlich werden kann. Sogar lebensgefährlich. Darüber machten sich die vier Kinder, die auf dem Weg zum Hungerforst waren, keine Gedanken. Erstens waren sie noch ein ziemliches Stück von ihrem Ziel entfernt. Und zweitens regte sich seit dem Morgen kein Lüftchen. Kein Sturm im Umkreis von mindestens dreitausend Kilometern. Die vier Freunde, das waren JoJo, Mai Lyn, Murat und Jimmi. JoJo war der Kopf der Gruppe, Murat ihr zuverlässiger Beschützer und Mai Lyn der Boss. Oder 'Bossin', wenn's das Wort gäbe. Murat und JoJo hätten niemals zugegeben, dass Mai Lyn ihre Chefin war, lieber hätten sie sich die Zunge abgebissen. Aber das änderte nichts daran: Sobald es hart auf hart ging, übernahm Mai Lyn das Kommando. Wenigstens war es bisher immer so gewesen. Jimmi gehörte erst seit Kurzem dazu. Aber er hatte das Leben der Kinder schon gründlich durcheinandergewirbelt. Rechtzeitig zum Beginn der Sommerferien hatte sich das schlechte Wetter verzogen. Jetzt herrschten 33 Grad im Schatten. Die über die Stadt verteilten Messinstrumente zeigten Windstärke 0. Hinzu kam eine derartig hohe Luftfeuchtigkeit, dass die Straßen und Dächer wie nach einem Regenschauer glänzten. Mit einem Satz: Es war ein Tag wie geschaffen für Freibad, Eisdiele und Grillen am Abend - und zwar genau in dieser Reihenfolge. 'Ich habe Durst', stöhnte JoJo, nachdem sie eine halbe Stunde gelaufen waren. Er litt seit seiner Geburt unter Asthma. 'Luftkasper' nannte er seine Krankheit. Ihm fiel der Weg zum Hungerforst besonders schwer. Die Sonne brannte unbarmherzig von einem wolkenlosen Himmel, nirgendwo gab es auch nur das kleinste bisschen Schatten. Mai Lyn reichte JoJo die Wasserflasche, ohne die sie nie aus dem Haus zu gehen pflegte. 'Trink aus', sagte sie. 'Aber dann hast du nichts mehr, Mai Lyn.' 'Egal', erwiderte das Mädchen. Murat schwitzte, dass seine Turnschuhe bei jedem Schritt quietschten. Er lief neben Jimmi her, dem die Hitze als Einzigem nichts auszumachen schien. Dabei hatte der Junge nicht einmal Schuhe an. Und das auf einer Straße, auf der man problemlos Spiegeleier hätte braten können! Seit sie losgegangen waren, hatten die beiden kein Wort miteinander gesprochen. Jetzt hielt es Murat nicht mehr aus. 'Sind deine Haare eigentlich gefärbt?', fragte er. Kein Wunder, dass er das wissen wollte. Jimmi hatte nämlich graue Haare wie ein alter Mann. Aber das war nicht das einzig Merkwürdige an dem Jungen. Er verfügte über ein wahnsinniges Gedächtnis, lernte in einem Tempo, bei dem jedem anderen das Gehirn aus den Ohren geflogen wäre, und war stark wie ein ausgewachsener Kodiak-Bär. Ein echter Wunderknabe sozusagen. Allerdings hatte Jimmi keine Ahnung, wo er herkam. Was seine Herkunft anging, gähnte in seinem Kopf ein großes schwarzes Loch. JoJo vermutete, dass der Junge sein Gedächtnis verloren hatte. Murat hatte einen anderen Verdacht. Aber den behielt er erst mal für sich. Seine Stunde würde noch kommen, dafür würde er schon sorgen. 'Warum sollte ich meine Haare färben?', fragte Jimmi. Murat verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, dass sein goldener Piraten-Ohrring zu schaukeln begann. 'Weiß ich doch nicht!', rief er und spuckte auf den Asphalt. 'Warum tut einer graue Farbe in einen Eimer und steckt seine Birne rein?' 'Lass Jimmi in Ruhe', ertönte von hinten Mai Lyns Stimme. Murat blieb stehen und drehte sich zu seiner Freundin um. 'Warum nimmst du Jimmi eigentlich immer in Schutz?', rief er. Sein Gesicht war rot angelaufen. Und das lag jetzt nicht mehr allein an der Hitze. 'Der Typ verarscht uns doch! Der spielt nur den Geheimnisvollen! In Wirklichkeit.' Er wollte endlich loswerden, welchen Verdacht er hatte, da begann JoJo plötzlich nach Luft zu schnappen. Nicht wie ein Fisch, das würde es nicht richtig beschreiben. Nein, JoJo sah aus wie einer, der ertrinkt. Wie einer, der

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