Beschreibung
"Es ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, man fiebert mit und diese Kinder vor fast 2000 Jahren sind uns nah und vertraut. Für alle Fans der Caius-Bände ist diese [...] Serie sowieso ein Muss." kjl-online "Diese sehr spannende Abenteuerreihe bietet einen außergewöhnlichen Einblick in den Alltag der Römer." Bücherbär
Autorenportrait
Die in London geborene Amerikanerin Caroline Lawrence zog schon früh mit ihren Eltern in die USA und wuchs in Kalifornien auf. Als sie ein Stipendium für Cambridge bekam, ging sie nach England zurück und studierte dort klassische Archäologie, anschließend Hebräisch und Judaistik an der Universität London. Heute lebt sie mit ihrem Mann, einem Grafikdesigner, in London.
Leseprobe
SCHRIFTROLLE I Das Ungeheuer kommt in der Nacht, wenn der Vollmond hoch über der Wüste steht. Es hat den Kopf eines Löwen, den Körper einer Ziege und eine Schlange als Schwanz. Aus seinem Maul schießt Feuer, wie ein Auflodern von Hass, und setzt alles in Brand. Jetzt brennen die Zelte, und der einzige Weg, dem Feuer zu entfliehen, ist, hindurchzureiten. Aber sie hat zu viel Angst und wacht jedes Mal schreiend auf. Nubia hatte die Blauen. Die Roten wären ihr lieber gewesen, doch Porcius, der Sohn des Bäckers, hatte gesagt, man müsse schon verrückt sein, wenn man für die Roten sei. Also hatte sie sich zu den Blauen überreden lassen, obwohl sie als Geburtstagskind eigentlich das Recht gehabt hätte, bei ihrer ersten Wahl zu bleiben. Prompt lagen jetzt die Roten in Führung; Nubia hatte immer schon einen guten Riecher für Pferde gehabt, beziehungsweise für Mäuse wie in diesem Fall. Sechzehn Mäuse zogen vier kleine Streitwagen um ein zwölf Fuß langes Modell des Circus Maximus. Das Modell der berühmten Rennbahn gehörte Porcius, den Nubia und ihre Freunde Anfang des Jahres aus den Händen von Entführern gerettet hatten. Obwohl Porcius erst elf Jahre alt war, interessierte er sich leidenschaftlich für Wagenrennen und wusste fast alles darüber. Zwei Sklaven aus der Bäckerei seines Vaters hatten die hölzerne Nachbildung der Rennbahn in den sonnigen Innenhof seines Stadthauses in Ostia getragen. Nubia gähnte und lächelte. Nach sechs Wochen unruhiger Nächte war sie müde. Aber heute war sie auch glücklich. All ihre Freunde waren gekommen, um mit ihr Geburtstag zu feiern. "Schneller, ihr Blauen!", rief das Mädchen links von Nubia und hüpfte vor Aufregung auf und ab. Flavia Gemina war früher Nubias Herrin gewesen, doch jetzt waren sie wie Schwestern, auch wenn Flavia hellhäutig war und Nubia dunkelhäutig. Flavias Vater, Marcus Flavius Geminus, stand neben ihr. Er war groß und glatt rasiert und hatte dasselbe hellbraune Haar und dieselben grauen Augen wie seine Tochter. Jetzt trug er seine beste Sommertoga, so wie es sich für den Paterfamilias gehörte. Links neben ihm stand Jonathan ben Mordecai, der elfjährige Nachbarsjunge. Jonathan hatte dunkles, lockiges Haar und ein freundliches Gesicht. Er litt an Asthma und keuchte ein wenig vor Aufregung. "Los, macht schon, ihr Grünen!", brüllte Jonathan, dann fluchte er: "Oh Pollux! Sie sind stehen geblieben, um das Blatt da zu untersuchen. Wo kommt das überhaupt her?" "Von oben!", rief Flavia. "Die Götter sind offensichtlich auf unserer Seite!" Jonathan schnaubte verächtlich, dann grinste er. "Annggh!", rief der grünäugige Junge neben Jonathan. Der neunjährige Lupus hatte keine Zunge, doch Nubia verstand genau, was er meinte: Er feuerte die Roten an, für die er sich schlauerweise entschieden hatte, nachdem Nubia zu den Blauen umgeschwenkt war. Hinter Lupus standen die Sklaven der Geminus-Familie - der bullige Türsklave Caudex und die rundliche Köchin Alma. Sie feuerten die Weißen an, die jetzt die Grünen überholt hatten und auf der inneren Bahn herangestürmt kamen. "Nein!", rief Jonathan keuchend. "Nicht die Weißen! Dann sind wir ja die Letzten!" "Jubel, ihr Weißen!", dröhnte Caudex und klatschte in seine fleischigen Hände. "Seht!", schrie Flavia. "Die Weißen sind zu schnell in die Kurve gegangen!" Nubia hielt erschrocken die Luft an. Tatsächlich, der Holzwagen der Weißen war umgekippt und sechzehn kleine rosarote Pfötchen zappelten in der Luft. "Naufragium! Schiffbruch!", rief Porcius triumphierend. Und als die anderen ihn verständnislos anstarrten, erklärte er: "So ruft man, wenn ein Wagen verunglückt ist." Er griff in die Rennbahn und hob die vier zappelnden braunen Mäuse vorsichtig heraus. "He, Lupus", sagte Jonathan. "Willst du einen Witz hören? Wie viele Anhänger der Roten sind nötig, um eine Öllampe anzuzünden?" Lupus zuckte mit den Schultern, und Flavia fragte an seiner Stelle: "Sag schon, Jonathan. Wie viele Anhänger der Roten sind nötig, um eine Öllampe anzuzünden? Leseprobe