Teilnehmende Beobachtung in interkulturellen Situationen

Europäische Bibliothek interkultureller Studien 13

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593385051
Sprache: Deutsch
Umfang: 300 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 21.3 x 14 cm
Auflage: 1. Auflage 2007
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Unser Wissen über den Austausch in interkulturellen Gruppen ist noch sehr begrenzt. Vor allem die Frage, welche Konstellationen zum Kulturkonflikt und welche zu einem Dialog führen, bedarf der Aufklärung. Als eine wichtige Methode, um Gruppenprozesse zu untersuchen und zu fördern, hat sich die teilnehmende Beobachtung erwiesen. Die Autorinnen und Autoren stellen die Grundlagen und die Entwicklung dieser Methode dar und zeigen unter anderem am Beispiel des über 30-jährigen Jugendaustauschs des Deutsch-Französischen Jugendwerks, wie sie in der Praxis anwendbar ist.

Autorenportrait

InhaltsangabeEinleitung Dreißig Jahre Felderfahrung in deutsch-französischen Jugendgruppen: Methodologische Probleme, Praktiken und Perspektiven9 Gabriele Weigand, Remi Hess Kapitel IZur Theorie und Methode der teilnehmenden Beobachtung 1. Teilnehmende Beobachtung: Grundlagen - Methoden - Anwendung23 Hans Merkens 2. Teilnehmende Beobachtung: Ursprünge - Differenzierungen - Abgrenzungen39 Georges Lapassade 3. Teilnehmende Beobachtung in interkulturellen Situationen62 Hans Nicklas Kapitel IIBesonderheiten der teilnehmenden Beobachtung im deutsch-französischen Austausch 1. Besonderheiten der deutsch-französischen Begegnungen und der teilnehmenden Beobachtung75 Gabriele Weigand 2. Teilnehmende Beobachtung und dichte Mediation97 Jacques Demorgon 3. Intensität versus Dauer: Ein anderer Bezug zur Zeit 112 Remi Hess 4. Partizipative Evaluation120 Alfred Holzbrecher 5. Reflexive teilnehmende Beobachtung: Wie Animateure die Methode nutzen können130 Burkhard Müller 6. Evidenzen in der interkulturellen Kommunikation145 MarieTheres Albert Kapitel III Teilnehmende Beobachtung im interkulturellen Schüleraustausch 1. Zur Ethnographie der Berliner Ritualstudie157 Monika Wagner-Willi/Christoph Wulf 2. Lehrer sind keine Trobriander: Teilnehmende Beobachtung im Schüleraustausch176 Lucette Colin 3. Der teilnehmende Beobachter zwischen Nähe und Distanz200 Remi Hess 4. "Gast zu sein" - Interaktionsrituale und teilnehmende Beobachtung209 Volker Saupe 5. Die Kinder, die Erwachsenen und der Beobachter213 Gilles Brougère 6. Klippen und blinde Flecken229 Christine Delory-Momberger Kapitel IV Teilnehmende Beobachtungen in unterschiedlichen interkulturellen Situationen 1. Die anthropologische Perspektive von Gérard Althabe245 Kareen Illiade 2. Das Weibliche und Männliche im verbalen Austausch interkultureller Gruppen259 MarieNelly Carpentier 3. "Big Sister" in der Berliner Feministinnenszene: Eine "wilde" teilnehmende Beobachtung270 Nicole Gabriel Ausblick: Auf dem Weg zu einer hermeneutischen Beobachtung interkultureller Situationen280 Remi Hess, Gabriele Weigand Autorinnen und Autoren295

Leseprobe

Teilnehmende Beobachtung ist eine der alltäglichen Verhaltensweisen, die Menschen in vielen Lebenslagen praktizieren. Wir beobachten ständig andere Menschen. Das geschieht manchmal bewusst, in der Mehrzahl der Fälle aber eher unbewusst. So weichen wir Menschen auf der Straße aus, weil wir sonst mit ihnen zusammenstoßen würden, um nur ein Beispiel dafür zu benennen, dass sich aus der Beobachtung der anderen für uns oft Konsequenzen auf der Handlungsebene ergeben. Vielleicht sind es schon diese Alltäglichkeit und die daraus resultierende Vertrautheit mit der Methode, die dazu führen, dass es schwerfällt, genaue Regeln für die Vorgehensweise bei der teilnehmenden Beobachtung zu formulieren. Diese Schwierigkeit vergrößert sich noch dadurch, dass die Teilnahme am Prozess und damit verbunden die Eingeschlossenheit in Interaktionen die Suche nach allgemeinen Regelungen fast aussichtslos erscheinen lässt. Es ist die Besonderheit der Situation, die es erfordert, sich mit den jeweiligen Gegebenheiten zu arrangieren, um zu verhindern, dass man die Situation, an der man teilnimmt, durch abweichendes Verhalten zerstört. Bereits im Alltag ist es typisch, dass man Teil dessen ist, was man beobachtet, wenn teilnehmend beobachtet wird. Es bietet sich an, diesen Aspekt noch etwas näher zu betrachten: Bereits im Alltag kommt zu der Beobachtung und dem anschließenden Verhalten etwas Zusätzliches gegenüber der einfachen Reaktion im Sinne eines Reflexes hinzu. Indem man teilnehmend beobachtet und die Handlungen entsprechend dem Ergebnis der Beobachtung zu steuern beginnt, tritt ein reflektierendes Element mit auf: Man nimmt zu der beobachteten Situation eine Distanz auf und sieht sich selbst auch in Differenz zu dieser Situation. In gewisser Weise tritt man aus der Situation heraus, die man teilnehmend beobachtet, solange dieser Prozess andauert, um dann eventuell wieder in eben diese Situation einzutauchen. Damit ist einleitend ein Merkmal alltäglicher teilnehmender Beobachtung benannt, welches auch im wissenschaftlichen Kontext von großer Bedeutung ist: Indem man beobachtet, ist man nicht mehr nur Teilnehmer, sondern zugleich auch mehr oder weniger distanzierter Betrachter der Welt, an der man teilnimmt. Man stellt Vergleiche an, klassifiziert und kann dann das eigene Verhalten einrichten. Das geschieht im Alltag zwar oft fast automatisch, ist aber eine Besonderheit der teilnehmenden Beobachtung, die noch näher zu explizieren sein wird. Ebenfalls wird bereits im Alltag deutlich, dass teilnehmende Beobachtung nicht nur Beobachtung im klassischen Sinn einschließt. Sobald man Teilnehmer einer Situation ist, hört man auch Gespräche und spricht selbst. Die Informationsaufnahme enthält demnach ebenfalls sprachliche Elemente. Indem man teilnimmt, lässt man sich sprachlich und handelnd auf die Situation ein. Dabei gewinnt man, gezielt oder nicht gezielt ist hier nicht die Frage, handlungsrelevante Informationen. Zumindest im Alltag umfasst das, was hier als teilnehmende Beobachtung charakterisiert wird, mehr als nur Beobachtung. In die Beobachtung fließen andere Informationen mit ein, die wiederum deren Ergebnisse mitbestimmen. Teilnehmende Beobachtung ist auch eine der klassischen Methoden in den empirischen Sozialwissenschaften. Sie wurde und wird in den unterschiedlichsten Untersuchungsfeldern angewendet. Allerdings ist ihre Distanz zu anderen Methoden häufig nicht besonders groß. Insbesondere besteht eine große Nähe zur Feldforschung, die oft als Merkmal die Teilnahme des Forschers und dabei die Beobachtung anderer Protagonisten aufweist. Gegenwärtig zeichnet sich in der Literatur eine Tendenz ab, eher Feldforschung darzustellen und die teilnehmende Beobachtung als Teil der Ethnographie und der Feldforschung anzusehen (vgl. etwa Flick/v. Kardorff/Steinke 2004). In vielen Beiträgen findet sich kaum eine Differenzierung zwischen teilnehmender Beobachtung und Feldforschung; allenfalls wird teilnehmende Beobachtung als eine der wichtigen Vorgehensweisen bei der Feldforschung charakterisiert (vgl. etwa Angrosino/Mays de Pérez (2000). Damit wird eine Phase beendet, in der die teilnehmende Beobachtung mehr als eine eigenständige Methode angesehen worden ist (vgl. Friedrich 1973). Bei den folgenden Überlegungen wird einerseits diese neue Entwicklung nicht geleugnet, aber andererseits auch das, was klassisch teilnehmende Beobachtung ausgemacht hat, mitberücksichtigt. Das hängt auch damit zusammen, dass es sich sowohl bei der teilnehmenden Beobachtung als auch der Feldforschung eher um ein mixtum compositum verschiedener Methoden handelt. Die Kulturanthropologie hat sowohl die Tradition der Feldforschung mitbegründet, weil es sich in diesem Kontext in der Regel ergeben hat, verschiedene Methoden miteinander zu kombinieren und das dann als Feldforschung zu bezeichnen. Sie ist aber ebenfalls bestimmend in dem Bereich gewesen, der als teilnehmende Beobachtung beschrieben wird (vgl. Adler/Adler 1987). Dabei besteht ein Unterschied der Feldforschung zur teilnehmenden Beobachtung darin, dass Feldforscher sehr häufig darum bemüht sind, möglichst wenig an den Situationen teilzunehmen, für die sie sich interessieren (vgl. Angrosino/Mays de Pérez 2000). Das "natürliche" Setting soll durch sie möglichst wenig gestört werden.

Inhalt

Einleitung Dreißig Jahre Felderfahrung in deutsch-französischen Jugendgruppen: Methodologische Probleme, Praktiken und Perspektiven9 Gabriele Weigand, Remi Hess Kapitel IZur Theorie und Methode der teilnehmenden Beobachtung 1. Teilnehmende Beobachtung: Grundlagen - Methoden - Anwendung23 Hans Merkens 2. Teilnehmende Beobachtung: Ursprünge - Differenzierungen - Abgrenzungen39 Georges Lapassade 3. Teilnehmende Beobachtung in interkulturellen Situationen62 Hans Nicklas Kapitel IIBesonderheiten der teilnehmenden Beobachtung im deutsch-französischen Austausch 1. Besonderheiten der deutsch-französischen Begegnungen und der teilnehmenden Beobachtung75 Gabriele Weigand 2. Teilnehmende Beobachtung und dichte Mediation97 Jacques Demorgon 3. Intensität versus Dauer: Ein anderer Bezug zur Zeit 112 Remi Hess 4. Partizipative Evaluation120 Alfred Holzbrecher 5. Reflexive teilnehmende Beobachtung: Wie Animateure die Methode nutzen können130 Burkhard Müller 6. Evidenzen in der interkulturellen Kommunikation145 Marie-Theres Albert Kapitel III Teilnehmende Beobachtung im interkulturellen Schüleraustausch 1. Zur Ethnographie der Berliner Ritualstudie157 Monika Wagner-Willi/Christoph Wulf 2. Lehrer sind keine Trobriander: Teilnehmende Beobachtung im Schüleraustausch176 Lucette Colin 3. Der teilnehmende Beobachter zwischen Nähe und Distanz200 Remi Hess 4. "Gast zu sein" - Interaktionsrituale und teilnehmende Beobachtung209 Volker Saupe 5. Die Kinder, die Erwachsenen und der Beobachter213 Gilles Brougere 6. Klippen und blinde Flecken229 Christine Delory-Momberger Kapitel IV Teilnehmende Beobachtungen in unterschiedlichen interkulturellen Situationen 1. Die anthropologische Perspektive von Gerard Althabe245 Kareen Illiade 2. Das Weibliche und Männliche im verbalen Austausch interkultureller Gruppen259 Marie-Nelly Carpentier 3. "Big Sister" in der Berliner Feministinnenszene: Eine "wilde" teilnehmende Beobachtung270 Nicole Gabriel Ausblick: Auf dem Weg zu einer hermeneutischen Beobachtung interkultureller Situationen280 Remi Hess, Gabriele Weigand Autorinnen und Autoren295

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