Beschreibung
'Wer die Steine reden hört/weiß es werden nur Steine bleiben/Wer die Menschen reden hört/weiß es werden nur Steine bleiben' - vor über zwanzig Jahren schrieb Erich Fried diese prophetischen Verse. Sie stehen im letzten Teil der zyklischen Gedichte aus den Jahren 1947 bis 1963, die hier in einer Neuausgabe vorliegen. Ist Fried seit den sechziger Jahren vor allem als politischer Lyriker bekanntgeworden, der die Kunst des Sprachdenkens in dialektischen Wortspielen in immer neuen Variationen vorführt, so entführt uns der Fried der ersten anderthalb Nachkriegsjahrzehnte - über den weltweiten Trümmerhaufen nachsinnend - in eine Welt voller Bilder, Symbole und literarischer Verweise. Nacht und Traum, Welt und Spiegel, Meer und Wüste, Tod und Liebe und immer wieder Steine und Herzen. Oft bilden Märchen und Mythen den Hintergrund oder geben das Leitwort für die lyrische Wanderung durch die Zeiten. Frieds zentrales Thema ist auch hier bereits angeschlagen: Das Wort als Waffe gegen jegliche Verletzung der Menschlichkeit. Jedes Gedicht ist eine 'Aufforderung zur Unruhe'.
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