Beschreibung
Als Liz von ihrer Nichte nach der Familiengeschichte ausgefragt wird, löst das eine wahre Kettenreaktion aus. Mit Hilfe von Dokumenten, Bildern, Briefen, Erbstücken und Erinnerungen macht sich Liz erstmals an die schriftliche Rekonstruktion vergangener Schicksale, Ende des 19. Jahrhunderts beginnend, und gerät dabei immer tiefer in ebenso ungeahnte wie abenteuerliche Lebensläufe. Große und kleine Katastrophen, zwei Welt- kriege, Scheidungen, Insolvenzen, Auswanderung und Tod führen die Figuren ihres Romans an Orte wie Gibraltar, Lissabon, Sylt, Spanien, Kalifornien, Riga, Palau, an den Monte Cassino und bis nach Finnland. Da ist ihre Großmutter Annie und deren Kindheit in den USA, geprägt durch den frühen Verlust der Eltern und die schmerzhafte Trennung vom geliebten Bruder, ihre Versuche als Malerin, die Bekanntschaft mit Ernst Ludwig Kirchner auf Fehmarn und mit dem spanischen Maler Sorolla, der ihr sein Gemälde 'Die Frau am Strand' schenkt, ein Sinnbild ihres Lebens; und da ist Lena aus Riga, die ihre Ambitionen als Pianistin in einer norddeutschen Kleinstadt und einer schwierigen Ehe begraben muss. Und immer spielt dabei die Nähe des Meeres eine alles verbindende Rolle, und das Scheitern von Lebensentwürfen wird zum Auslöser neuer Perspektiven.
Autorenportrait
Christa Hein, geboren 1955 in Cuxhaven, veröffentlicht in deutscher und englischer Sprache. Sie lebt heute als freie Schriftstellerin und Dozentin in Berlin. Auf ihr erfolgreiches Debüt 'Der Blick durch den Spiegel' (FVA 1998) folgten die Romane "Scirocco' (FVA 2000), 'Vom Rand der Welt' (FVA 2003) und zuletzt der Roman 'Der Glasgarten' (FVA 2015). Die Autorin lebt in Berlin und in Cuxhaven.
Leseprobe
'Schon verfärbten sich die Vogelbeeren und es zog Liz unwiderstehlich hinaus zu ihrer Hütte. Das Moor leuchtet rot um diese Zeit, der Eisvogel schießt im Gegenlicht wie ein schwarzer Pfeil vorüber. Als sie ankam, war die Lichtung in der Sonne wie mit Zaponlack überzogen. Rötliche Gräser glänzten metallisch, jeder einzelne Halm für sich.'