Beschreibung
Als Mitte der Fünfzigerjahre der Glaube an die wohlstands- und glücksfördernde Macht des Wirtschaftswachstums noch fast ungebrochen war, schrieb Erich Fromm: 'Die westliche Welt ist in einer Sackgasse. Sie hat viele ihrer ökonomischen Ziele erreicht und den Sinn für ein Ziel des Lebens verloren.' Heute, angesichts der bedrohlichen Krisen, mit denen wir uns konfrontiert sehen, sprechen die Bücher Fromms eine Sprache, die wir gut kennen, deren Warnungen im gesellschaftlichen Diskurs angekommen zu sein scheinen, doch deren Hoffnungen oft nicht eingelöst sind. Wie können wir trotz allem noch an den Menschen und seine Zukunft glauben? Der Soziologe und Psychoanalytiker Fromm spricht sich in seinen millionenfach verkauften Werken für ein wahres, schöpferisches Tätigsein des Menschen aus, das sich nicht in ökonomischem Gewinn aufbraucht. Die Liebe zum Menschen und zum Leben ist es, die die Kraft hat, ihm ein solches zu ermöglichen. Jürgen Hardeck gelingt in seiner Einführung sowohl eine dichte Darstellung des Denkens von Erich Fromm in dessen lebensweltlichem Kontext als auch der analytische Blick in unsere Zeit angesichts einer wieder wachsenden Leserschaft von Erich Fromm.
Autorenportrait
Jürgen Hardeck, geboren 1958, studierte Vergleichende Religionswissenschaft, Philosophie und Sinologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. 1990 promovierte er über 'Die Religion im Werk von Erich Fromm'. Hardeck ist Kulturstaatssekretär in Rheinland-Pfalz und Erster Vorsitzender der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft e. V.
Leseprobe
Seit dem ersten Erscheinen dieses Buches 2005 hat sich die Weltlage verändert. Konnte man doch damals - trotz aller Probleme und Katastrophen, die es ja immer gibt - in vieler Hinsicht zuversichtlich sein, weil das Zeitalter der Ideologien überwunden schien und selbst autoritäre Systeme wie Russland und China aufgeschlossen und friedlich erschienen. Israel hatte einen Waffenstillstand mit den Palästinensern geschlossen, das Klimaabkommen von Kyoto trat in Kraft, die IRA beschloss den Gewaltverzicht, die Globalisierung schien die in sie gesetzten Hoffnungen weitgehend zu erfüllen und anderes mehr. Kurz: Francis Fukujamas These vom sich abzeichnenden Sieg liberaler Demokratien aus seinem Buch The End of History and the Last Man schien sich zu bestätigen. Als Frage blieb eher der zweite Teil seines Buchtitels offen. Was macht das Leben in einer Überflussgesellschaft mit den Menschen? Welchen Gefährdungen ist der postmoderne Mensch, weitgehend losgelöst von traditionellen Bindungen und Überzeugungen, ausgesetzt? Oder eher: Kann es zu einem 'Kampf der Kulturen' kommen? Und: Ist der Fundamentalismus eine Gefahr für die liberalen Demokratien? Doch bereits in einer Zukunftsstudie aus dem Jahr 2008 findet sich die Feststellung: 'Aus der positiven Einstellung der Menschen gegenüber einer multioptionalen globalisierten Welt ist ein Abwehrkampf gegen gefühlte und reale Bedrohungen geworden. [] Die Menschen begegnen dem Wandel heute vorwiegend mit Skepsis. Offenbar wurden die Grenzen dessen erreicht, was Individuen zu bewältigen imstande sind. [] Orientierungssicherheiten sind abhandengekommen, weil sich die Umwelt heute schneller wandelt, als wir neue Orientierungsmaßstäbe schaffen können.' Wir leben in einer Zeit großer und schneller Veränderungen, die offenbar viele überfordern. In einer Zeit multipolarer Krisen, eines wiedererstarkten Nationalismus, der Wiederkehr von Gewalt und Krieg, erneuter atomarer Aufrüstung und einer zu schwachen und zu langsamen Reaktion weltweit auf das Artensterben und den immer deutlicher werdenden Klimawandel. In einer Zeit der Spaltung von Gesellschaften und von weltweit wieder wachsender wirtschaftlicher Ungerechtigkeit, von Manipulation und Überwachung in einem Ausmaß und einer Perfektion, die zu Erich Fromms Lebzeiten nicht möglich gewesen ist. Dadurch hat sich natürlich mein Blick darauf verändert, was der Sozialpsychologe und Psychoanalytiker Erich Fromm uns, 125 Jahre nach seiner Geburt in Frankfurt am Main, aktuell zu sagen hat.
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