Beschreibung
VORHER waren Sinti und Roma in all ihrer Besonderheit ganz selbstverständlich eingebunden in das Berliner Stadtleben. Otto Rosenberg erzählt unbeschwerte Kinderszenen aus der Zeit vor der nationalsozialistischen Gesellschaftszersetzung. Er schildert in schlichten Worten, wie sich die braune Wolke erst nach und nach in das Alltagsleben der deutschen Sinti und Roma schob. Im Jahr 1936 wurde der sechsjährige Otto Rosenberg als Mensch »artfremden Blutes« mit seiner Familie ins »Zigeunerlager« Marzahn umgesiedelt, dort von den NS- »Zigeunerforschern« Robert Ritter und Eva Justin untersucht, und 1943 nach Auschwitz deportiert. Ein Großteil seiner Familie wurde dort ermordet, Otto Rosenberg aber kam nach Buchenwald, Dora und Bergen-Belsen und überlebte. Von diesem schicksalhaften Davongekommensein und dem Weiterleben in Deutschland berichtet Rosenberg erschütternd, einprägsam und lakonisch. Der Schriftsteller Ulrich Enzensberger hat die Geschichte behutsam aufgezeichnet und mit klugen Anmerkungen versehen. Ein notwendiges, aktuelles Buch, angesichts des noch immer erschreckend gesellschaftsfähigen Antiziganismus.
Autorenportrait
Otto Rosenberg, geboren am 28. April 1927 in Draugupönen, Ostpreußen, gestorben am 4. Juli 2001 in Berlin. Rosenberg war Vorstandsmitglied im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und langjähriges Mitglied der SPD. 1998 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Ulrich Enzensberger, geboren 1944, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Berlin.