Beschreibung
Die Zeit der Hexenverfolgung in Franken ist die Folie, auf der dieser Entwicklungsroman sich entfaltet. Ernst, der Neffe des Würzburger Fürstbischofs, flieht vor Armut, Nicht-Anerkennung und einer abweisenden Mutter ins Geschichtenerzählen. Das gelingt ihm so vortrefflich, dass er Alt und Jung in Dorf und Stadt in seinen Bann zieht. Selbst der alternde Bischof ist ihm verfallen. Doch da schlägt die Inquisition zu. Wassermann wählt für seine von F.M. Dostojewski und Sigmund Freud geprägte psychologisierende Erzählweise eine "exaltiert-hochgestimmte Sprache" (Helga Abret). Sie stellt heute eine Schwelle dar, die zu überwinden sich um seiner Stoffe und Figuren willen lohnt. Die Lebensthemen Wassermanns, die aus seinen Romanen "Der Fall Maurizius", "Die Juden von Zirndorf" und "Gänsemännchen" bekannt sind, finden sich cum grano salis in dieser Novelle: Erzählen als Kunst, Widerstand gegen Vorurteile, Überwinden von Ignoranz. Wassermanns Junker Ernst steht im Mittelpunkt der Aktionswoche "Würzburg liest ein Buch" im April 2016 mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Schulwettbewerb. Die preisgünstige Neuauflage, sorgfältig ediert und mit einem Nachwort von Wolfgang Riedel versehen, soll einer breiten Leserschaft dieses bisher vergriffene Kleinod erzählerischer Meisterschaft neu erschließen.
Autorenportrait
Jakob Wassermann wurde schon früh zum "Geschichtenfabrikanten". Ein "Fabulierer von Geblüt und Instinkt und keiner unter uns ist wie er" (Thomas Mann), einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Schriftsteller vor 1933. Seine Romane landeten auf den Scheiterhaufen der NS-Bücherverbrenner. Wassermann ist eine Wiederentdeckung wert.