Beschreibung
Schon im Mittelalter träumten Wissenschaftler von selbstbeweglichen Fahrzeugen (Automobilen) und Flugapparaten, und in den volkssprachigen Romanen und Epen, die seit Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden, treffen die Protagonisten auf kämpfende Roboter, lauschen Musikautomaten mit singenden Vögeln und bellenden Hunden oder besteigen eine Taucherglocke zur Erforschung des Meeresbodens. Das Faszinosum des Künstlichen und Automatenhaften war beträchtlich, und nicht minder groß war der Reiz, die Lebensbedingungen des Menschen durch technische Erfindungen zu verbessern und Neues zu schaffen, das in der Natur so nicht vorgesehen war. Vieles davon verblieb im Reich der Phantasie, doch brachten Wissenschaftler, Architekten und Handwerker auch eine bemerkenswerte Zahl technischer Innovationen hervor. Sichtbares Zeichen solch mittelalterlicher Erfindungskraft sind bis heute die gotischen Kathedralen, die einen Glanzpunkt mittelalterlicher Bautechnik darstellen. Indem dieser Sammelband vormoderne Visionen, realisierte und nicht realisierbare, in den Blick nimmt, macht er zugleich bewusst, wo die Technikaffinität unserer Gegenwart ihren Ursprung hat.
Autorenportrait
DOROTHEA KLEIN, Studium der Germanistik, Geschichte und Sozialkunde an der Universität Würzburg, 1985 Promotion mit einer Arbeit über die Dramen des Hans Sachs, 1980-1995 Mitarbeiterin in verschiedenen Forschungsverbünden, 1996 Habilitation in Würzburg mit textgeschichtlichen Untersuchungen zur Weltchronik Heinrichs von München, 1998-2000 Vertretung von Professuren in Marburg und Bamberg, 2001-2007 Professorin für Ältere deutsche Literatur an der Universität Kiel, seit Oktober 2007 Professorin für deutsche Philologie an der Universität Würz-burg. Forschungsschwerpunkte: Deutsche Literatur des hohen und späten Mittelalters, Editionsphilologie.