Beschreibung
Im Verhältnis zum Alter des Universums, 13,8 Milliarden Jahre, beträgt die durchschnittliche menschliche Lebenszeitspanne auf dem Globus 0,000000005%. Das ist eine Zahl (5·10-9), die wir uns als einstweilige Verfallszeit gut einprägen sollten. Doch nicht nur, dass die Zeit unserer Anwesenheit im Kosmos eine quantité négligeable ist; wir sind auch aus flüchtigstem Stoff gemacht - wie Shakespeare sagt: We are such stuff /As dreams are made on; and our little life / Is rounded with a sleep. Dieses Buch nimmt unser Daseinsgefühl unter die philosophische Lupe und beleuchtet, wie zugleich irreführend und konstitutiv mythische Narrative für das menschliche Bewusstsein sind. Dabei wird deutlich, wie steinzeitlich wir noch immer denken - mehr noch: wie wenig unser Gehirn die makrokosmische Realität widerspiegelt. Wir können uns noch so mythologisch, astrophysikalisch oder mathematisch ausdrücken - wir haben doch keinen Begriff von dem, wer wir sind, wo wir sind und was uns makrokosmisch umgibt. Raum, Zeit, (dunkle) Materie sind so wenig begriffen wie unsere verschwindende Stellung in der Gesamtwelt. Dass wir die überaus meiste Zeit nicht existieren, macht uns auf unstrittige Art klar, dass anthropozentrisches Denken nicht nur vermessen, sondern alles andere als 'sapiens' (wissend) ist.
Autorenportrait
Dr. Gerhard Oberlin arbeitet als freier Literatur-, Kultur- und Sportwissenschaftler mit Wohnsitz in Tübingen. Nach einer internationalen Laufbahn als Lehrer, Schulleiter und Fortbildner war er unter anderem Dozent für deutsche Sprache und Literatur an der Beijing Foreign Studies University und am Deutsch-Chinesischen Institut der University of Business and Economics, Beijing/China. Zuletzt Gastdozent an der Hebrew University in Jerusalem, der Malayalam University in Tirur/Kerala und am Pookoya Thangal Memorial Government College in Perinthalmanna/Malappuram/ Kerala. Der Großteil seiner Bücher ist bei K&N erschienen.