Beschreibung
Geister und Gespenster sind auf den Theaterbühnen der Renaissanceund Barockepoche außerordentlich häufig anzutreffen. Mit dem Beginn der Frühaufklärung verschwindet dieses Gestaltungsmittel dann allerdings vollständig vom Theater. Im Anschluss an Walter Benjamin und dessen Trauerspielbuch sind die Geistererscheinungen als Allegorien und damit als bildliche Veranschaulichungen von Gedanken und Denkprozessen begreifbar, die eine Vielzahl dezidiert frühneuzeitlicher Ideen und Konzepte repräsentieren und spiegeln. Neben Providenz, Fatum und der Bedeutung der Gnadenwirkung vor dem Hintergrund konfessioneller Unterschiede im Zuge von Reformation und Gegenreformation, können die Geisterallegorien im Kontext der Memoria, der Memorialkultur und der Gewissensbildung analysiert und interpretiert werden. Auch der Melancholiediskurs der frühen Neuzeit, der an das theologische Konzept der Acedia anbindet und dieses säkularisiert, kann anhand der Geistererscheinungen im Drama nachvollzogen werden. Im Rahmen dieser Arbeit werden neben Tragödien Marlowes, Kyds und Shakespeares ausgewählte Trauerspiele von Gryphius, Lohenstein, Hallmann und Bidermann vergleichend untersucht.
Autorenportrait
Jasmine Groß studierte Anglistik, Germanistik, Medienwissenschaft und Erziehungswissenschaften an der Universität Trier. An der Universität des Saarlandes wurde sie mit der vorliegenden Arbeit in der Neueren deutschen Literaturwissenschaft promoviert.