Beschreibung
Geradezu sprichwörtlich ist Georg Baselitz für die scheinbar einfache, aber durchaus revolutionäre Strategie bekannt, das Motiv in seiner Malerei auf den Kopf zu stellen. Schon seit Anfang der 1960er Jahre fordert seine Kunst uns heraus, ist brisant und überraschend vielfältig: angefangen bei den existenzialistischen Figuren in Gemälden wie Die große Nacht im Eimer - als unzüchtige Darstellung polizeilich aus seiner ersten Einzelausstellung entfernt - oder der Serie der Helden, auf der versehrte, exponierte Figuren in einer zerstörten Landschaft und Ordnung umherirren. Mehr und mehr wird der Bildraum selbst in den folgenden Frakturbildern aufgebrochen, und am Ende des Jahrzehnts stellt der Künstler die Welt völlig auf den Kopf: Bäume, Fabriken, Adler oder Selbstporträts als Akte, alle Motive tatsächlich kopfüber gemalt. So befreit Baselitz seine Malerei und macht Raum für konzeptuelle Farbkombinationen und ausgefallene Themen wie Orangenesser, Erinnerungen an sowjetische Propagandakunst oder in jüngster Zeit die so genannten Remixe, bei denen er sich in einem überzeitlichen Dialog mit früheren Bildern erneut auseinandersetzt. Als Meister der Zeichnung, des Holzschnitts und der Radierung schuf Baselitz ab 1980 auch rohe, mit Axt und Kettensäge aus Holz gehauene Skulpturen, um dann in den späten 2000er Jahren das Arsenal seiner Materialien noch um Bronze zu erweitern. Die vorliegende aktualisierte und unlimitierte Monografie ist der umfassendste Überblick zum Werk des Künstlers und zeigt großformatige Reproduktionen von mehr als 400 Arbeiten in allen Medien, dazu Installationsaufnahmen und Porträts. Die Texte nähern sich der Kunst aus unterschiedlichsten Perspektiven: der langjährige Baselitz-Kenner Richard Shiff zeichnet ein Porträt des Künstlers und seines dunklen Humors, der Kritiker Jonathan Jones liefert einen Essay über Stilfindung und Entwicklung des Malers, Kunsthistorikerin und Kuratorin Eva Mongi-Vollmer schreibt über das bildhauerische Werk seit seinem umstrittenen ersten Auftritt bei der Biennale von Venedig 1980, Kunsthistorikerin und Kuratorin Carla Schulz-Hoffmann analysiert die künstlerischen Strategien der Bilder, Autor und Regisseur Alexander Kluge beschreibt den Umgang mit Mythos und Geschichte in einer Sammlung literarischer Skizzen und der Kunstjournalist Cornelius Tittel hat Baselitz für ein Ateliergespräch besucht. Historische Statements und eine bebilderte Biografie vervollständigen diese Übersicht, in der die Kunst von Georg Baselitz so eindringlich und detailgetreu wie nie zuvor gezeigt wird.
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