Das verschwundene Gold - Der Frankfurter Fettmilch-Aufstand 1612-1616

Historischer Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783862827305
Sprache: Deutsch
Umfang: 232 S.
Format (T/L/B): 2 x 19 x 12 cm
Auflage: 1. Auflage 2021
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Frankfurt am Main 1612: Erdrückende Steuern und eine rasch steigende Inflation nötigen einen Großteil der Bevölkerung zu einem armseligen Leben unter kläglichen Umständen. Auch die einst wohlhabenden Zünfte sind vom Niedergang betroffen, während Patrizier und Adlige, mehrheitlich im Stadtrat vertreten, rauschende Feste mit edelsten Weinen und feinsten Speisen feiern, ihre Paläste mit auserlesenen Kunstwerken schmücken. Vincenz Fettmilch, Zunftmeister der Zuckerbäcker, ist nicht bereit, dieses Elend länger hinzunehmen und beschließt zu handeln. Schnell findet er Gleichgesinnte und wird zum Anführer einer blutigen Rebellion. Als es gelingt, vom Rat Einsicht in die Rechnungsbücher zu erzwingen, spitzt sich die Situation bedrohlich zu. Unwiderlegbare Beweise offenbaren, dass die Ratsmitglieder riesige Mengen Geldes veruntreut haben. 9 1/2 Tonnen Gold sind verschwunden. Der Rat setzt alles daran, die Aufrührer mundtot zu machen. Und plötzlich ist Vincenz Fettmilch dem Tod näher als dem Leben. Der Fettmilchaufstand, benannt nach seinem Anführer Vincenz Fettmilch, ist ein besonders spannendes Kapitel der Frankfurter Stadtgeschichte. Sein im Roman geschilderter Ablauf basiert auf exakt recherchierten historischen Fakten, Namen und Orten.

Autorenportrait

Astrid Keim wurde 1947 geboren und ist in Wiesbaden aufgewachsen. Sie studierte in Frankfurt Biologie und Kunst für das Lehramt. Die Stadt wurde zur Wahlheimat und Stadtgeschichte zum Hobby. Nach über zwanzig Jahren Schuldienst wechselte sie durch Heirat in die Gastronomie und betrieb mit ihrem Mann neunzehn Jahre das Restaurant Estragon in Frankfurt. Sie war freie Mitarbeiterin bei der Frankfurter Neuen Presse im Bereich Gastronomie/Gastrokritik. Ihr erstes Buch "Chicago Kid in Frankfurt" veröffentlichte sie im Frankfurter Societäts-Verlag, weitere folgten im Größenwahn-Verlag, jetzt Teil der Bedey & Thoms Media GmbH. Das vorliegende Buch verdankt seine Entstehung einem Seminar von Robert Brandt, das die Autorin vor einigen Jahren besuchte: "Die Geschichte des Finanzplatzes Frankfurt." Kurz wurde auch der Fettmilch-Aufstand behandelt. Einige Jahre später mit der Eröffnung der neuen Altstadt, ihren rekonstruierten Gassen und Häusern, erinnerte sich Astrid Keim daran und kam auf die Idee, über dieses spannende Kapitel der Stadt einen historischen Roman zu schreiben.

Leseprobe

1. Auf der Brücke nach Sachsenhausen gibt es kein Fortkommen mehr. Von beiden Seiten drängeln sich zahlreiche Schaulustige. Auf der östlichen Seite haben Fischer ihre Nachen an zahlungskräftige Kunden vermietet, die das Geschehen hautnah mitverfolgen wollen. Es ist das Jahr 1612. Der frühe Morgen verspricht einen heißen Tag, ungewöhnlich für Ende April. Kein Lüftchen regt sich. Schweißgeruch überlagert die mannigfaltigen Ausdünstungen der zusammengepferchten Leiber. Martin Fettmilch hat sich mit seinem Freund Hans Gerngroß rechtzeitig auf den Weg gemacht, um einen guten Platz in der Nähe des Brückenturms zu ergattern, wo die zum Tode Verurteilten in Gesellschaft eines Geistlichen ihre letzten Stunden verbringen. Die beiden Burschen könnten unterschiedlicher nicht sein. Martin ist groß und kräftig, mit blonden Haaren und hellen Augen, die fast ins Grünliche spielen. Während die breite, hohe Stirn und das ausgeprägte Kinn von Willensstärke sprechen, mildert der volle, geschwungene Mund diesen Eindruck. Unter der sanften jugendlichen Glätte dieses Gesichts, ahnt man bereits die kantigen Züge des erwachsenen Mannes. Hans ist weniger hoch gewachsenen, aber von verblüffend gutem Aussehen. Himmelblaue Augen stehen in Kontrast zum dunkelbraunen Haar, das in Wellen über die Schultern fällt. Seine Erscheinung ist von geschmeidiger Schlankheit, und wären da nicht die kräftigen, von harter Arbeit zeugenden Hände, könnte man ihn für einen empfindsamen Poeten halten. Der einzige Schönheitsfehler sind seine schadhaften Zähne. Um die zu verbergen, hat 7 er sich seit einiger Zeit angewöhnt, nicht herauszulachen, sondern mit geschlossenem Mund zu lächeln. Die Freunde sind ohne Erlaubnis ihrer Väter hier, denn an diesem Tag soll ein Exempel statuiert werden, das diese nicht gutheißen. Ein Diener hatte beim letzten Festessen der adligen Gesellschaft Limpurg eine silberne Weinkanne mitgehen lassen. Es wurde kurzer Prozess gemacht und die Todesstrafe durch Ertrinken verhängt. Manche lachten über das feinsinnige Urteil. Andere konnten das nicht. Der Mann war bitterarm und wusste nicht, wie er das Überleben von Mutter und Schwester sichern sollte. Er sah den Überfluss, die hemmungslose Prasserei und griff zu, in der Hoffnung, es würde schon nicht auffallen. Die Väter der beiden jungen Männer hatten ein gewisses Verständnis gezeigt, auch wenn sie die Tat selbst nicht billigten, denn die Abgabenlast wird mit jedem Jahr schlimmer. Die Frankfurter Bürger verelenden, während der Rat in Saus und Braus lebt. Früher konnte man von der Stadt für fünf Prozent Zinsen Geld leihen, aber seit einiger Zeit wird dies verweigert. Man muss sich von den Juden das nötige Geld beschaffen, zu einem wesentlich höheren Zinssatz. Wozu die Steuern verwendet werden, weiß keiner, es wird aber gemunkelt, dass büttenweise Gulden in die Judengasse geschafft und dort zu einem Zins von fünf Prozent angelegt werden. Obwohl der Magistrat also über Geld verfügt, profitieren die kleinen Leute nicht davon, im Gegenteil, die Abgaben werden so rigoros eingetrieben, dass nicht wenige im Schuldturm sitzen und ihre Familien vom Ruin bedroht sind. Trotz alledem wollen die Freunde das Spektakel auf keinen Fall verpassen, wollen vor allem nicht behandelt werden wie kleine Kinder, denen vorgeschrieben wird, was sie zu tun oder zu lassen haben. Unter dem Vorwand, Besorgungen zu machen, haben sie sich davongestohlen. Bei 8 vielköpfigen Familien gibt es immer etwas zu erledigen, und so schöpfte niemand Verdacht. Das Schauspiel hat fliegende Händler angelockt, die Zuckerstangen und Salzgebäck feilbieten. Zauberer führen ihre Tricks auf, ein Hütchenspieler mit einem Frettchen an der Leine als Blickfang zieht den Leuten Geld aus der Tasche. Zwei Jongleure bringen das Publikum mit ihren Bällen und Ringen zum Staunen. Man plaudert miteinander und ist guter Dinge. Als sich das Tor des mächtigen Turms öffnet, geht ein Raunen durch die Menge. Ein elendes Häuflein Mensch, das sich kaum auf den Beinen hal

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