Beschreibung
Der Shoah-Zyklus des amerikanischen Ethnopoeten Rothenberg besticht durch seine poetische Kraft. Auf einer Reise nach Polen, dem Herkunftsland seiner Eltern, sucht Rothenberg Auschwitz und Treblinka auf. Er ist erstaunt u¨ber den Rummel in Auschwitz und das verlassene Treblinka. In einer Vorbemerkung schreibt er: 'Die Abwesenheit der Lebenden schien ein Vakuum zu schaffen, in dem die Toten die Dibbiks, die vor ihrer Zeit starben frei sprechen konnten. Holocaust. war ein Wort das mir immer unangenehm war: zu christlich, zu hu¨bsch, zu sehr abstellend auf ein >Opfer<, das ich nicht verstand und auch heute nicht verstehe. Das Wort, das wir dafu¨r benutzten, war das jiddische khurbn (khurban), & das war auch das Wort, das ich nach Polen mitgenommen hatte. Die Gedichte, die mir zuerst in Treblinka zu Ohren kamen, waren die deutlichste Botschaft, die ich je bekommen habe, warum ich Gedichte schreibe. Sie sind auch eine Antwort auf die Vorstellung - von Adorno und anderen - daß man nach Auschwitz keine Gedichte mehr schreiben könne oder solle.'
Autorenportrait
Jerome Rothenberg, geboren 1931 in New York, ist einer der herausragenden Dichter Amerikas. Als Ethnopoet und Avantgardist gilt er als poetischer Vermittler zwischen den Kontinenten. In seinen Gedichten verarbeitet er indianische Songs und jiddischen Lieder. Michael McClure nannte ihn einen »DNARaumfahrer, der die Steinzeithöhlen des Jetzt erforscht«. Einige Gedichte aus Khurbn waren Teil eines Rothenberg-Dossiers, das 2014 in der Zeitschrift Schreibheft erschienen ist.