Börsenfieber und Kaufrausch

Ökonomie, Judentum und Weiblichkeit bei Theodor Fontane, Heinrich Mann, Thomas Mann, Arthur Schnitzler und Emile Zola, Figurationen des Anderen 1, Literatur- und kulturwissenschaftliche Studien

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783895287565
Sprache: Deutsch
Umfang: 346 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 20.4 x 14.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die vorliegende Studie untersucht den Zusammenhang von Antikapitalismus, Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit, wie er sich in literarischen und nicht-literarischen Texten der Jahrhundertwende abzeichnet. Avanciert die Ökonomie um 1900 zum Leitdiskurs der rasanten Modernisierung, so geraten allem voran die Börse und das Kaufhaus ins Zentrum der antikapitalistischen Kritik. Diese ordnet die "spekulativen" Finanztransaktionen sowie die neuartigen Konsumpraktiken bevorzugt Minoritäten zu, genauer: dem scheinbar korrupten jüdischen Börsianer, dessen "nervöser" Habitus dem volatilen Spekulationspapier zu entsprechen scheint, und der willensschwachen Käuferin. Auf diese Weise artikulieren die Texte ihre Vorbehalte gegen den "schnöden Mammon" und fixieren die Grenzziehungen der Mehrheitsgesellschaft. Auch die in Populärromanen beliebte Figur des Ingenieurs, der an der Schnittstelle von Ökonomie und Genie steht, folgt diesen Diskursregeln, denn er muss gemeinhin eine Schule der Askese durchlaufen, um sich gegen die Verlockungen des Geldes und die "dubiosen" Aktiengesellschaften zu wappnen. Die Studie untersucht die Börsen-, Geld- und Kaufhauskritik sowohl in kanonischen Texten (Theodor Fontane, Heinrich Mann, Thomas Mann etc.) als auch in Populärromanen und Essays. Sie rekonstruiert die Gegenentwürfe in deutsch-jüdischen Texten (Arthur Schnitzler, Salomon Kohn etc.) sowie die alternativen Konzeptionen der Börse in US-amerikanischen Romanen.

Autorenportrait

Franziska Schößler ist seit 2004 Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Trier. Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn und Freiburg (1984-1990). Studienaufenthalte in Paris, London, Brisbane. Dissertation über Adalbert Stifter (1994), Habilitation über Goethes Lehr- und Wanderjahre (2001) (Francke 2002), beides an der Universität Freiburg. 2002-2004 Oberassistentin an der Universität Bielefeld (am Lehrstuhl von Klaus-Michael Bogdal). Seit 2008 Teilprojektleiterin im SFB 600 Fremdheit und Armut. Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart an der Universität Trier. Forschungsschwerpunkte: Ökonomie und Literatur (mit Schwerpunkt Antisemitismusforschung); Drama und Theater (mit Schwerpunkt Gegenwartsdramatik); kulturwissenschaftliche Literaturtheorie; Gender Studies. Publikationen (in Auswahl): Einführung in das Trauerspiel und das soziale Drama (Darmstadt 2. Auflage 2008); Augen-Blicke. Erinnerung, Zeit und Geschichte in Dramen der neunziger Jahre (Tübingen 2004, Forum Modernes Theater); Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft. Eine Einführung (Tübingen 2006, UTB); Einführung in die Gender Studies (Berlin 2008, Akademie Verlag).