Der Hinrichter

Roland Freisler - Mörder im Dienste Hitlers

Auch erhältlich als:
24,90 €
(inkl. MwSt.)
In den Warenkorb

Nicht lieferbar

Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783939816218
Sprache: Deutsch
Umfang: 357 S., 25 Illustr., 15 Faksimiles von Urteilen +
Format (T/L/B): 3.3 x 21.5 x 14.5 cm
Lesealter: 14-99 J.
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

'Ortner zeigt das düstere Kapitel der NS-Justiz und die ungebrochenen Karrieren der NS-Juristen nach 1945.' Westdeutsche Allgemeine Der Volksgerichtshof gehört zu den düstersten Kapiteln der deutschen Rechtsgeschichte. Kein nationalsozialistisches Gericht fällte mehr Todesurteile. Helmut Ortner beschreibt anhand zahlreicher erstmals veröffentlichter Dokumente und Gerichtsakten die Entstehung, Entwicklung und Urteilspraxis dieses NS-Tribunals, das nur eine Funktion hatte: die Liquidierung jeglicher Opposition gegen das Hitler-Regime, darunter die Attentäter des 20. Juli 1944 und die Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Im Mittelpunkt des Buches steht einer der fanatischsten NS-Richter: der Volksgerichtshofpräsident Roland Freisler. Das Buch erzählt seine Karriere, sein Wirken, seinen Tod. Es ist die Geschichte eines gnadenlosen Blutrichters in einer gnadenlosen Zeit.

Autorenportrait

HELMUT ORTNER Jahrgang 1950, hat bislang mehr als zwanzig Bücher - überwiegend politische Sachbücher und Biografien - veröffentlicht, darunter 'Der einsame Attentäter - Georg Elser' und 'Fremde Feinde - Der Justizfall Sacco & Vanzetti'. Zuletzt erschienen im Nomen Verlag 'EXIT - Warum wir weniger Religion brauchen' (2019), 'Ohne Gnade - Eine Geschichte der Todesstrafe' (2020) sowie 'Widerstreit - Über Macht, Wahn und Widerstand' (2021). Seine Bücher wurden bislang in 14 Sprachen übersetzt. Helmut Ortner ist Mitglied bei Amnesty International und im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.

Leseprobe

Die Gegenwart der Vergangenheit Ob es sinnvoll sei, heute noch über die nationalsozialistische Vergangenheit zu schreiben, wurde ich während der Arbeiten an diesem Buch immer wieder gefragt. Von Bekannten, die der Meinung sind, diese Vergangenheit sei nunmehr doch tatsächlich vergangen. Von Freunden, die argumentieren, auch eine so belastende Geschichte wie die unsere dürfe einmal zu Ende sein. Ich wies darauf hin, dass die meisten Deutschen - und es handelt sich hierbei keineswegs um die ältere Generation - noch immer nicht wahrhaben wollen, was ihre Väter und Großväter zwischen 1933 und 1945 angerichtet und zugelassen haben. Und ich versuchte an Beispielen zu zeigen, welche kollektiven und individuellen Anstrengungen unternommen wurden, um der belasteten Geschichte zu entkommen. Dafür erntete ich häufig Zweifel, Unverständnis, nicht selten gar Protest. Nicht alle seien Nazis gewesen, nicht alle hätten Schuld auf sich geladen, nicht allein die Deutschen unmenschliche Gräueltaten begangen. Für mich klang das nach Rechtfertigung. Nach Schuldverdrängung. Sicher: Am Tag Null nach Hitler gab es auch hierzulande Menschen, die Scham und Trauer empfanden über das, was in den Jahren zuvor geschehen war. Doch Tatsache ist, dass es schon damals weit mehr Menschen gab, die, gerade der Katastrophe entkommen, das Erlebte und Geschehene verdrängten, statt es im Bewusstsein der Verantwortung als eigene Geschichte anzunehmen. Ein Volk auf der Flucht vor der eigenen Vergangenheit. Damals - und heute? Will die Nachkriegsgeneration, der ich angehöre, jene Generation also, die, um den früheren deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl zu zitieren, mit 'der Gnade der späten Geburt' gesegnet ist, nun endlich einen Schlussstrich unter eine nicht allzu lang zurückliegende belastete Vergangenheit ziehen? Ist sie, die politisch und moralisch schuldlose Generation, nun endgültig entlassen aus der Auseinandersetzung mit dem Hitler-Regime und seinem Erbe? Oder: Beginnt nicht die Verantwortung dieser Generation bei der Frage, wie sie zur Schuld ihrer Großeltern und Eltern steht? Ob sie sich erinnern will? In diesem Buch geht es um Schuld und Sühne, um Versagen und Feigheit. Um Mut, Aufrichtigkeit und Widerstand. Um Täter und Opfer. Um Verdrängung und Verleugnung - um das Erinnern. Im Mittelpunkt dieses Buches steht - exemplarisch - eine besonders menschenverachtende NS-Institution, die es ohne die willfährige Unterstützung und Mitwirkung von Juristen nicht gegeben hätte - der Volksgerichtshof. Zwar ist darüber in den letzten Jahren geschichtswissenschaftlich, juristisch, politisch und publizistisch umfangreich gearbeitet worden - was gleichermaßen auf den Komplex Justiz im Dritten Reich insgesamt zutrifft. So ist es heute für den interessierten Leser möglich, den fatalen Weg zu verfolgen, den die Justiz im Hitler-Deutschland vom euphorischen Anfang bis zum zerstörerischen Ende gegangen ist. Doch trotz umfangreicher Geschichtsschreibung über Entstehung, Struktur, Funktion und Alltag des Volksgerichtshofs gibt es bislang nur wenig Literatur über Leben und Wirken Roland Freislers. Mit seinem Namen war die wohl grausamste Ära des Terror-Tribunals verknüpft. Freisler, 1942 bis 1945 VGH-Präsident, doch bereits 1934 unermüdlicher Vordenker für ein nationalsozialistisches Recht - seine Karriere, sein Einfluss, sein Tod werden in diesem Buch nachgezeichnet. Wie wird aus einem jungen Gymnasiasten aus kleinbürgerlich-konservativem Milieu ein gnadenloser Todesrichter? Wie entwickelte sich seine fanatische Gedankenwelt, woran orientierten sich seine rigorosen Rechtsauffassungen? Freilich: Aus einer rein persönlichen Biographie ergeben sich kaum neue, überraschende Einsichten. Geschichte darf sich nicht auf Personen allein reduzieren, auf Prominenz und Privatheit. Gerade die Person Freislers wurde in der Vergangenheit zum dämonischen Unmenschen der deutschen NS-Justiz schlechthin stilisiert, häufig mit der Absicht, dadurch die Untaten von Tausenden seiner braunen