Beschreibung
Eigentlich wollen Nick und Kee nur ihren Commodore 64 abstauben. Noch einmal in die Welt von Space Invaders, Pac-Man und Donkey Kong zurückreisen. Doch der Nostalgietrip endet mit einer Überraschung: In einem Spiel aus den Achtzigern entdecken die alternden Joystickhelden eine geheime Botschaft: Welcome to Datacorp. Plötzlich erwacht der alte Hackerinstinkt wieder. Die Freunde gehen im Dschungel der Bytes auf die Jagd - und entdecken eine weitere Spur: Sie führt nach Iowa, mitten in die amerikanische Provinz. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Von der digitalen Schnitzeljagd magisch angezogen, tritt das Duo die Reise in die USA an. Für die Hobby-Computerarchäologen beginnt eine Odyssee um die halbe Welt - und durch die Geschichte der Games. Doch am Ende wird das Spiel ernster, als die Freunde ahnen. Die meisten, für die in den 1980ern C64, Atari&Co. der Mittelpunkt des Lebens waren, haben inzwischen den Weg in die Wirklichkeit gefunden, sich aber ein wenig Sehnsucht nach der aufregenden Computer-Pionierzeit bewahrt.Genau davon handelt der Roman Extraleben: Zwei weitgehend normale Enddreißiger, gefangen zwischen Pubertät und Midlifecrisis, die der Eintönigkeit ihres Lebens entfliehen, nachdem sie einer Verschwörung auf die Spur kommen, die sie unvermittelt in ihre Hacker-Tage zurückversetzt. So unglaubwürdig das auch klingen mag, so glaubwürdig entwickelt das Buch ein Generationen-Portrait einerseits und einen Thriller-Plot andererseits.Extraleben ist spannend wie ein Krimi - aber gleichzeitig als Kommentar zur Gegenwartskultur treffsicher. Haarklein recherchiert, reich an Seitenhieben auf das Establishment und garniert mit Spitzen gegen den Zeitgeist.
Autorenportrait
Constantin Gillies, Jahrgang 1970, freier Journalist und Buchautor, schreibt unter anderem für Die Welt, Welt am Sonntag, Computer Zeitung, Financial Times Deutschland, Computer Woche, Weltwoche (Zürich).
Leseprobe
Freitagabend, in einer mittelgroßen Stadt am Rhein. Nicks Wohnung liegt in einemBlock, der Anfang der Achtziger gebaut wurde, also in einer Phase, als Messing undRauchglas furchtbar angesagt waren. Bis heute gibt sich die Hausverwaltung alle Mühe,das Ambiente zu erhalten, und hat erst kürzlich auf allen Etagen neue gerahmte Kandinski-Poster aufhängen lassen. In diesem Museum wohnt Nick, so lange ich denkenkann. Wie lange genau, könnte ich gar nicht sagen, jedenfalls hat er schon ungefähr fünfNachbarn überlebt. Das läuft immer gleich ab: Irgendein Student fährt mit seinemKleinwagen vor, packt alles in die 40-Quadratmeter-Bude nebenan, klingelt bei Nickund verspricht, mit ihm mal einen trinken zu gehen. Wenn man den Typen das nächsteMal sieht, hat er sein Vordiplom in der Tasche und ein Mädel kennen gelernt, das schonprovisorisch eingezogen ist. Nach ungefähr vier Monaten scheitert das Experiment, eszu zweit in diesem Stall auszuhalten. Dann fährt ein Kastenwagen fährt vor, und ihreKommilitonen helfen ihnen beim Umzug in eine 100-Quadratmeter-Wohnung - wahrscheinlichihr letzter Umzug mit Kumpelunterstützung. Und pronto: Der nächste Studentkommt. Obwohl Nick immer steif und fest behauptet, dass er es "interessant" fände,wenn wieder ein neuer Nachbar einzieht, frisst es ihn insgeheim natürlich an -schließlich führt ihm jeder neue Ersti vor Augen, dass alle weiterziehen und nur er aufder Stelle tritt. Das, und die Sache mit Sabina, liegen ihm schwerer auf der Seele, als erzugibt.
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