Beschreibung
Erzählt wird die Geschichte des Mädchens Lea, das in einem Gebirgsdorf an der Grenze aufwächst, Bei einem Unfall, den sie dort als Fünfjährige hatte, wurde ihr Arm schwer verletzt. Sie weiß, irgendwann wird er steif sein. Das will sie nicht erleben müssen. Sie träumt sich weg. In einer Kinderstadt möchte sie alle, die kein Zuhause haben, aufnehmen. Der Nachbarjunge Josse sagt, was auch werden wird, ich halte immer zu dir. Aber sie müssen sich trennen, weil jeder in einer anderen Stadt studieren wird.Am pädagogischen Institut begegnet Lea Henning Soremba, der als Unteroffizier in ihrem Heimatort gedient hat. Er ist froh und unruhig zugleich, als er Lea wieder trifft. Er will ihr die Angst vor kommenden Jahren nehmen. Sie soll nicht rücksichtslos gegen sich selbst sein, sich nicht abfinden und aufgeben. Sie steigen auf zu neuen Träumen. Da kommt Josse und holt Lea zurück. Er braucht sie, denn er ist völlig verzweifelt, nachdem sein Vater als Kriegsverbrecher entlarvt wurde. Josse kämpft um Lea.
Autorenportrait
Geboren 1946 in Elbingerode/ Harz, aufgewachsen in Sophienhof/ Rothesütte, Abitur, Pädagogik-Studium, 1967 Examen, anschließend Einsatz im Jugendwerkhof als Erzieherin. Erste Schreibversuche im Zirkel schreibender Arbeiter, 1975 bis 1978 Fernstudium am Literaturinstitut in Leipzig, seit 1980 freiberuflich tätig.1990 bis 2000 Geschäftsführerin des Friedrich-Bödecker-Kreises in Sachsen-Anhalt e.V., ab 2000 Vorsitzende.Ab 1990 Vorsitzende des Pelikan in Sachsen-Anhalt e.V. , Arbeit als Herausgeberin und Verlegerin, Mitglied im P.E.N., Mitglied der Europäischen Autorenvereinigung Die KOGGE.Verheiratet, zwei Kinder und zwei Enkel.BibliografieWolkenberge tragen nicht. Erzählung, Militärverlag, BerlinLea. Roman, Militärverlag, Berlin Neuzugang. Erzählung, Verlag Neues Leben, BerlinBesuchszeit. Erzählung, Verlag Neues Leben, BerlinPink ohne Ende. Erzählband, dr. ziethen verlag, OscherslebenDer dicke Dieter. Kinderbuch, Projekte Verlag, HalleBehandeln ist das eine, dem Menschen begegnen etwas anderes. 100 Jahre Psychiatrie in Jerichow, dr. ziethen verlag, Oscherslebenschon morgen ist alles anders. Lyrik und Fotografie (mit Elisabeth Heinemann), Projekte Verlag, Hallewasser ist wieder blau. Lyrik und Fotografie (mit Elisabeth Heinemann), dorise-Verlag, Burg Alte Liebe. Lyrik und Fotografie (mit Elisabeth Heinemann), Schlütersche Verlagsanstalt, Hannoverglücksfall. Lyrik und Hörbuch, dorise-Verlag, Burgeigensinnig. Lyrik, dorise-Verlag, Burgzu zweit. Lyrik und Fotografie (mit Walter Iser), dorise-Verlag, BurgDie Glücksfrau. 1. Teil der Romantrilogie"Kein Gott in der Nähe", Illustrationen von Ulrike Schmieder, dorise-Verlag, BurgWenn eine Schneeflocke weint. Kinderbuch mit Illustrationen von Michael Olm, dorise-Verlag, BurgSimsalabims oder Der Vogel mit der grünen Feder. Kinderbuch mit Illustationen von Michael Olm, dorise-Verlag, BurgSand in der Hand. Lyrik, dorise-Verlag, BurgDenkzettel. Aphoristisches, mit Fotos von Roland Stauf, dorise-Verlag, BurgSaitensprung. Jugendbuch mit Illustrationen von Michael Olm, dorise-Verlag, BurgStress im Gutshaus. Kinderbuch mit Illustrationen von Michael Olm, dorise-Verlag, BurgSonntagskinder. Band II der Romantrilogie"Kein Gott in der Nähe", Illustrationen von Ulrike Schmieder, dorise-Verlag, BurgWenn Pferde fliegen. Lyrik und Kunst (mit Erhard Holley), dorise-Verlag, Burg
Leseprobe
Josse wusste, warum sie ihn ablehnten. Er wusste auch, das würde von nun an nicht die einzige Ablehnung bleiben. Den wahren Grund dafür würde niemand aussprechen. Wie tief ihn das verletzte, wollte er sich nicht anmerken lassen. Sollten sie einen anderen zum Sekretär wählen, bitte, er hatte sich danach nicht gedrängt. Das Leistungsstipendium würde er nicht bekommen, darauf konnte er verzichten. Aber ob er zum Chemiestudium kommen würde, war zweifelhaft. Es war schlimm, zu erleben, wie sich die zurückzogen, deren Freundschaft er gesucht hatte, wie er für Leute interessant wurde, die erst redeten, nachdem sie Türen und Fenster verschlossen hatten, zu spüren, wie sie ihn in eine Rolle drängen wollten. Er nahm sich keine Zeit für sie. An jedem Wochenende besuchte er die Mutter. Er wollte sie aus der Erstarrung lösen. Die Schwestern auf der Station sagten, es ginge ihr von Woche zu Woche besser. Wenn Josse bei ihr war, hatte er das Gefühl, sie lebt noch immer in einer Welt, in die er ihr nicht folgen kann. Einmal durfte er auch zu seinem Vater. Auf dem Weg zu ihm war Josse sicher, dass nicht stimmte, was sie ihm vorwarfen. Kann sich ein Mensch so verstellen? Zu ihm war der Vater immer gut gewesen. Josse erinnerte sich an seine Jungenzeit.Wenn der Vater ihn auf den Wisselbeerbaum an der Allee setzte, damit er ganz hinaufklettern konnte, dorthin, wo die Beeren schwarz und süß waren, und wie er ihn auf die Schultern hob, als der Förster seinen Hund auf sie hetzte. Nur mit den Beinen konnte er ihn abwehren, die Arme hielten den Jungen, wie sie schwiegen, als Mutter über die zerfetzte Hose schimpfte, der Vater und der Sohn. Josse fielen noch andere Geschichten ein, die er längst vergessen glaubte. Wie der Vater Eckebrecht wortlos stehen ließ, der sich über Josse beklagte. Je länger Josse nachdachte, um so unverständlicher wurde ihm, dass er sich von Mutter und Vater weggesehnt hatte. Auf mich kannst du dich verlassen, Vater. Aber sein Mut sank, als er das wuchtige Gebäude betreten hatte, die Papiere vorzeigen musste, warten auf einem langen Gang, irgendwem folgen, wieder warten. Dann endlich sahen sie sich. Sie wurden stumm voreinander. Es ist alles zu spät, schien der Vater sagen zu wollen. Bitterkeit musste in ihm sein.In die Stille hinein sagte er, ich habe nur meine Pflicht getan, verstehst?Bei diesen Worten zuckte Josse zusammen. Pflicht? Was denn für eine Pflicht, Vater? Josse dachte an die Eckebrecht, an das Gerede im Dorf, Zahngold, wer weiß, was der noch genommen hat. Josse fand nicht Kraft, seine Fragen zu stellen. Vor ihm saß ein alter, müder Mann.Nur meine Pflicht, damit wurde die Ungewissheit zur Gewissheit. Noch einmal versuchte der Vater sich zu rechtfertigen. Die Worte musste er sich in langen Stunden zurechtgelegt haben. Sie passten nicht zu ihm, sie klangen fremd wie seine Stimme.Die Mutter, hörst net?Jo mei, i hör ...An sie hätte er früher denken sollen, aber das sagte Josse nicht, er konnte nicht von Vaters Händen wegsehen. Sie lagen vor ihm, die eine auf der anderen, als müssten sie sich halten, die Hände, die ihn trugen, die ihn schützten und führten. Sich vorzustellen, dass sie Menschen gequält hatten.An sie habe ich gedacht. Der Vater stöhnte. Immer an sie hob ich gedocht. Da ist es komma.Josse fuhr sich mit der Linken übers Gesicht, als könnte er diese Vorstellung verwischen. Trotz allem, was geschehen ist, bleibt er mein Vater? Und als er Vater sagte, hob der den Kopf.Im Dorf mochte sich Josse nicht sehen lassen. Das leere Haus, der Hof, die Nachbarn. Deshalb fuhr er ins Wohnheim zurück. Aber auch dort fühlte er sich nicht wohl.Dass du dich wunderst, sagten sie zu ihm. Gute Väter waren viele von denen. Josse wehrte ab. Wenn er ein Zimmer bekäme, wenigstens eine Abrissbude, wenn Lea kommen würde. Wenn, ja, wenn er überhaupt bleiben kann. Was sie für Briefe schrieb? Von Prozessen mochte er nichts hören, auch nichts von Ängsten vor einem Krieg. Und was sollte das mit ihrem Henning? Aber da ließ er den Kopf sinken, weil er ungerecht war. Zum Glück merkte er das noch. Sein Glück war bescheiden geworden. Wie schon oft in den letzten Tagen dachte er daran, einfach zu ihr zu fahren. Er weiß nicht, warum er damit noch wartete. Eine Scheu vielleicht, Lea könnte anders über seinen Vater denken, vielleicht sogar anders über ihn? Er suchte Gewissheit und fürchtete sie.
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