Beschreibung
Latifa riecht plötzlich nach frisch geröstetem Kaffee, was erstaunliche Folgen hat. Ein junger indischer Germanist knackt das Passwort zum Nachlass eines gefeierten Schriftstellers, dessen Sohn einen Hasen im Kopf hat. In einem Hakenkreuz aus Gummistiefeln werden Sonnenblumen gepflanzt. Der Rattenfänger von Hameln erzählt die Geschichte endlich mal aus seiner Sicht. Hillalum trifft die Gottmaschine. Seyda hat Migrationshintergrund und geht mit dieser Diagnose ganz anders um, als von ihr erwartet wird. Selim Özdogans Erzählungen spüren Schönheit und Schmerz im Alltäglichen auf - und legen dabei Überraschendes bloß.
Autorenportrait
Selim Özdogan, geboren 1971 in Köln, zweisprachig aufgewachsen, Abitur, danach Studium der Völkerkunde, Philosophie und Anglistik, abgebrochen. Zahlreiche Jobs, Veröffentlichungen seit 1995. Sein Debütroman »Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist« wurde zum Kultbuch. Zuletzt erschien bei Edition Nautilus der Kriminalroman »Der die Träume hört« (2019). Selim Özdogan lebt in Köln.
Leseprobe
Drei hatte er direkt vor der Stadt verloren. Eines hatte stark gefroren und war zurückgelaufen, weil es sich einen Rock holen wollte. Eines war blind und war gemeinsam mit dem Stummen zurückgegangen. Die beiden waren so weit hinten zurückgeblieben, dass sie die Musik nicht mehr gehört hatten. Nun waren sie auf dem Berg, vor seiner Höhle, zu der nur er den Weg kannte, und er ließ seine Flöte sinken. Es dauerte, bis der Bann sich verlor und die Kinder einander verwundert ansahen. Dann blickten sie zu ihm. Er hielt seine Flöte fest in der Hand und stellte sich auf einen Felsen. Die ersten Kinder redeten bereits miteinander, als er die Stimme erhob. Ihr Kinder, hört mich an, ich weiß, ihr seid unschuldig. Eure Eltern haben mich um meinen wohlverdienten Lohn betrogen und ihr sollt nicht darunter leiden. In dieser Höhle habe ich Weizen, Trockenfleisch und Zuckerrüben. Nicht genug, aber heute wird niemand hungern. Wir haben Pfeil und Bogen, es gibt Berghasen und Ziegen. Wer bei mir bleibt, kann den Zauber meiner Flöte lernen, er kann lernen, wie man Städte von Plagen befreit, und dann frei übers Land ziehen.
Schlagzeile
Ob zärtlich oder melancholisch, lässig oder kämpferisch: Selim Özdogan trifft den Sound der Gegenwart. 'Özdogan schreibt fiebernde Literatur (.) Großartig.' Gu¨nter Grosser, Berliner Zeitung 'Ein Autor mit beiläufiger authentischer Sprache und glänzender Struktur beim Erzählen.' Martin Rosenbach, WDR Westart>