Alles im Lot

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783962580971
Sprache: Deutsch
Umfang: 223 S.
Format (T/L/B): 2 x 21.7 x 13 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Alles im Lot? Das fragt sich eine Hundebesitzerin aus Berlin, die seltsame Dinge um sich herum wahrnimmt. Es scheint eine Invasion aus dem Tierreich zu geben. Tiere aller Art, Tierherden zu Heerscharen machen sich gleich einem Tsunami überall auf der Welt auf den Weg in die menschlichen Metropolen. Die Welt hält den Atem an. Die friedliche Prozession der Tiere erreicht auch das Zentrum von Berlin. Was wollen die Tiere den Menschen mitteilen, wie wird es weitergehen? Und dann ist da auch noch der mysteriöse Herr aus Irkutsk mit seinem Spitz, der der Erzählerin Rätsel aufgibt. Wie in der Novelle Alles im Lot, die sich u.a. mit dem Verhältnis von Mensch und Natur befasst, geht es auch in den anderen drei Erzählungen um zentrale Aspekte des modernen menschlichen Lebens: In symbiotisch - idiotisch um eine letzte Liebe, eine Ménage-à-trois im Künstler- und Literatenmilieu. In Memory, einer ungewöhnlichen Coming-of-Age-Geschichte, um eine junge Frau, die aus der behüteten Umgebung eines Damenstifts ausbricht und alle hinters Licht führt. In Kompagnons blickt die Protagonistin auf ein ereignisreiches Leben zurück, das vor allem durch die Nachkriegsjahre in West-Berlin geprägt wurde. In der modernen, digitalen Welt, in der nichts mehr verborgen bleibt und alles ins Netz gestellt wird, gerät sie in einen Strudel von Ereignissen, der ihr ihre Fremdheit in dieser Welt und ihre Todessehnsucht vor Augen führt.

Autorenportrait

Karin Reschke, in Krakau geboren, studierte in München Germanistik. Anschließend war sie als Journalistin und Literaturkritikerin tätig. Werke u. a.: Memoiren eines Kindes (1980, 2. Aufl. 1982), Verfolgte des Glücks - Findebuch der Henriette Vogel (1982, 4. Aufl. 1983), Diese Tage über Nacht (1984), Margarethe (1987), Das Lachen im Wald (1993), Die Asphaltvenus (1994), Kuschelfisch (1996), Spiel Ende (2000), Kalter Hund (2009). 1979 und 1985 wurde sie mit Preisen des Berliner Senats und 1982 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ausgezeichnet, 1995 erhielt sie den Bettina-von-Arnim-Preis und 1998 den Sonderpreis des Kulturpreises Schlesien des Landes Niedersachsen. 2020 erschien bei PalmArtPress Trümmerland Kinderland. Sie lebt in Berlin.

Leseprobe

Auszug aus dem Buch (Kompagnons): So alt zu werden, hatte ich mir nicht gewünscht, ich wollte rechtzeitig meinen Vater beerben, von dem es in unserer Familie hieß, ich sei ihm ähnlich. Mit Mitte sechzig nahm er seinen Abschied, lautlos und im Schlaf. Er musste sich keine Gedanken machen, heraufziehenden Schwächen, Krankheiten Duldsamkeit zu gewähren - sein Herz machte diskret Schluss. Von einer Herzkrankheit war zu Haus nie die Rede. Unsere Mutter sagte damals, seine innere Uhr sei stehen geblieben. So sprachen die Alten früher, und wir nahmen es als gegeben. Vater starb im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, vergnügt und unerreichbar für lähmende Schatten. Es gab kein verstecktes Testament, keine Geheimnisse, nicht mal eine Geliebte in Braunschweig, da befand sich nämlich die kartographische Druckerei, die er über Jahre leitete - das digitale Zeitalter war noch weit. Meine Mutter folgte ihm zwei Jahre später. Sie wurde lustlos, allein und abgetrennt von ihrem Lebensinhalt, Witwenrente und Ersparnisse zu verzehren. Sie langweilte sich maßlos, verwahrloste so nach und nach. Ihre Wohnung, die sie zu seinen Lebzeiten hütete, pflegte, ähnelte allmählich einem Saustall. Ich musste, mit Maras Einverständnis, unsere Mutter in Obhut geben, zu den Alten ins Heim, unter denen sie zu den Jüngsten zählte. Es half nichts, ihr seelisches Gleichgewicht geriet aus dem Takt, sie verweigerte das Essen, Trinken, sie fürchtete Wasser und Seife. Sie trocknete ein und starb ebenfalls lautlos. Ich begrub ein Leichtgewicht, sie hätte in einen Kindersarg gepasst, ein Kleiderpüppchen von knapp sechzig Jahren. Mara erschien zu keiner Beisetzung, sie verpasste die Abschiede mit großen Worten, machte sich auf nach Afrika in Elendsquartiere im Auftrag ihrer Organisation, war nie abkömmlich - die bessere Welt organisieren gehörte zu ihren Lebensaufgaben. Bewunderte ich sie?

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