Beschreibung
Es ist der Name, der Michael Hunter in den malerischen Küstenort Hope Harbor zieht. Einen Hafen der Hoffnung kann der ausgebrannte Geschäftsmann aus Chicago nun gut brauchen. Doch dann hat das einzige Motel im Ort geschlossen und er bringt, kaum in der Stadt, eine Fahrradfahrerin zu Fall. Kann eigentlich noch mehr schiefgehen? Zum Glück ist Tracy Campbell nicht nachtragend. Sie verpflichtet ihn kurzerhand für ihre Wohltätigkeitsorganisation und bringt ihn außerdem dazu, auf ihrer Cranberryfarm zu helfen. Und schon bald weht eine Brise der Veränderung durch Hope Harbor, die nicht nur für Michael und Tracy, sondern auch für etliche andere Menschen Heilung und Hoffnung mit sich bringt.
Autorenportrait
Irene Hannon studierte Psychologie und Journalistik. Sie kündigte ihren Job bei einem Weltunternehmen, um sich dem Schreiben zu widmen. In ihrer Freizeit spielt sie in Gemeindemusicals mit und unternimmt Reisen. Die Bestsellerautorin lebt mit ihrem Mann in Missouri.
Leseprobe
Kapitel 1 Bis 13. Juni geschlossen. Michael Hunter starrte auf das handgeschriebene Schild am Büro des Gull Motel, atmete seufzend aus und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Das war nicht die Begrüßung, die er nach einer 36-stündigen Fahrt quer durchs Land bis an die Pazifikküste von Oregon erwartet hatte. Wo sollte er wohnen, bis das Motel in drei Wochen wieder aufmachte? Nur mühsam unterdrückte er den Drang, wütend gegen die Tür zu treten. Er ging dicht an die Glasscheibe heran, beugte sich vor und spähte in das halbdunkle, menschenleere Büro. Missmutig rüttelte er an dem unnachgiebigen Türgriff. Dann ließ er seinen Blick über den leeren Parkplatz schweifen. Das Schild log nicht. Das Motel hatte definitiv geschlossen. Er drehte sich zum Hafen herum, der am Fuß des Hügels lag und in dem mehrere Boote auf den sanften Wellen schaukelten. Das Motel mochte ein Reinfall sein, aber wenigstens war Hope Harbor so malerisch, wie er gehört hatte. Pflanztöpfe mit bunten Blumen dienten als Absperrung zwischen dem Gehweg und den Klippen, die zum Wasser führten. Auf der anderen Seite der breiten Straße waren schlichte Ladenfronten mit Blick zum Meer. In einem kleinen Park, in dem die gewundene Geschäftsstraße an einem Fluss endete, stand ein weißer Pavillon. Die Straße, die dahinter lag, war von weiteren Geschäften gesäumt, von denen viele mit hellen Markisen und freundlichen Blumenkästen geschmückt waren. Die Stadt war so, wie er erwartet hatte. Aber da das einzige Motel geschlossen hatte, sah es nicht so aus, als würde Hope Harbor während seines Aufenthalts an der Nordwestküste sein vorübergehendes Zuhause werden. Ein Anflug von Ärger vermischte sich mit seiner Erschöpfung. Warum hatte man ihn ein Zimmer buchen lassen, wenn das Motel mehrere Wochen geschlossen hatte? Und warum hatte in den dreißig Tagen, seit er seine Anzahlung geleistet hatte, niemand den Fehler korrigiert? Gehörten solch schlampige Geschäftspraktiken zu dem allseits gelobten gemütlichen Lebensstil im Nordwesten? Darauf konnte er gern verzichten. Diese Schlamperei bedeutete, dass er sich jetzt einen anderen Platz suchen musste, wo sich sein müder Körper ausruhen konnte. Er wollte das Handy von seinem Gürtel nehmen und runzelte die Stirn, als seine Finger ins Leere griffen. Ach, richtig! Er hatte es abgenommen, als er vor zwei Tagen in Chicago losgefahren war. Eine bewusste Strategie, um eine klare Trennung von seiner Arbeit zu vollziehen. Das war schließlich der Zweck seines unbezahlten Urlaubs. Aber er hatte das Handy trotzdem dabei. Er ging zu seinem Auto, öffnete den Kofferraum, kramte in der kleineren seiner zwei Taschen und zog das Handy heraus. Als er es einschaltete, sah er, dass er drei neue Nachrichten bekommen hatte. Alle vom Gull Motel. Er hörte die erste ab. Sie war von einer Frau namens Madeline, der Hotelmanagerin. Mr Hunter, wir hatten leider einen Kabelbrand und müssen für ungefähr drei Wochen schließen, bis die Reparaturen abgeschlossen sind. Bitte rufen Sie mich schnellstmöglich an, damit wir Ihnen helfen können, eine andere Unterkunft zu finden. Sie nannte ihre Nummer. Die zweite und dritte Nachricht waren ähnlich. Die Schließung war also unerwartet und man hatte versucht, ihn anzurufen. Langsam atmete er die frische Meeresluft ein und zwang die angespannten Muskeln in seinen Schultern, sich zu entspannen. Er hatte zwei Tage hintereinander fünfzehn Stunden im Auto gesessen und war heute bei Tagesanbruch losgefahren, um endlich ans Ziel zu kommen. Das hatte offenbar an seiner Toleranzgrenze gekratzt. Normalerweise war es eher seine Art, den Blick auf das Gute an einer Situation zu richten. Außerdem war er es gewohnt, spontan zu reagieren und kreative Lösungen für Probleme zu finden. Rückschläge lähmten ihn eigentlich nie. Es war auch seine Fähigkeit gewesen, an Schwierigkeiten zu wachsen, die Julie so an ihm geliebt hatte. Julie. Der Hafen verschwamm vor seinen Augen und er biss die Zähne zusammen. Lass es los, Hunter. Durch Selbstmitleid änderst du nichts. Schau nach vorne. Hol dir dein Leben zurück. Es war derselbe Rat, den er sich seit Monaten immer wieder vornahm, und er hatte die Absicht, ihn zu befolgen. Nur wusste er nicht so genau, wie er das anstellen sollte. Er verdrängte die Melancholie, die ihn überrollen wollte, und gab die Nummer ein, die ihm die Frau genannt hatte. Sein Zeigefinger war nicht so ruhig wie gewohnt. Einen Moment lang betrachtete er das Zittern, doch dann steckte er die Hand in die Tasche. Er war müde, das war alles. Er brauchte etwas zu essen und Schlaf. In dieser Reihenfolge. Je früher, umso besser. Morgen würde die Welt schon wieder besser aussehen. Hoffentlich. Wenn ihm diese Reise nicht half, sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, wusste er nicht, was er sonst noch tun sollte. Während er darauf wartete, dass am anderen Ende jemand abnahm, richtete er seinen Blick wieder auf den Hafen, zum langen Anlegesteg auf der linken Seite und den zwei Felseninseln auf der rechten, die die stürmischen Wellen zähmten und die Boote im Hafen schützten. Sein Blick wanderte über die ruhige Meeresoberfläche und weiter bis zum Horizont, wo das kobaltblaue Wasser auf den tiefblauen Himmel stieß. Von hier oben aus wirkte diese Szene wie aus einem Bilderbuch. Einfach perfekt. Aber sie war nicht perfekt. Nichts war perfekt. Wenigstens nicht aus der Nähe. Perfektion war die Illusion des Abstands. Aus der Ferne wirkten Kanten weniger scharf, blieben Makel verborgen, waren unangenehme Details verhüllt. Aber der Abstand veränderte auch die Perspektive. Wenn er Glück hatte, dann würde diese Reise bei ihm diese Wirkung entfalten. Und hoffentlich noch mehr. Mr Hunter? Hier ist Madeline King. Ich habe versucht, Sie zu erreichen. Er wandte sich von dem friedlichen Panorama ab und hielt das Telefon näher an sein Ohr. Ich bin quer durchs Land gefahren und hatte mein Handy ausgeschaltet. Ich stehe jetzt vor dem Motel. Was können Sie mir als Alternative vorschlagen? Leider gibt es in Hope Harbor nicht viele Alternativen. Aber in Coos Bay und Bandon gibt es mehrere sehr schöne Hotels. Während sie anfing, die Namen einzelner Hotels aufzuzählen, verkniff er sich ein Seufzen. Er hatte nicht den weiten Weg zurückgelegt, um in diesen Städten zu wohnen. Er war gekommen, weil er in Hope Harbor sein wollte. Gibt es nichts, das näher liegt? Bei dieser abrupten Unterbrechung verstummte die Frau. Ähm, nichts, das ich empfehlen würde. Ich könnte wahrscheinlich eine Frühstückspension finden, aber diese Pensionen sind teurer. Die meisten Touristen buchen eine Pension nur für eine oder zwei Nächte, und wenn ich Sie richtig verstanden habe, wollen Sie mehrere Wochen bleiben. Außerdem sind Frühstückspensionen eher auf Paare spezialisiert. Ein gutes Argument. Eine gemütliche Pension würde ihn nur daran erinnern, wie allein er war. Okay, könnten Sie mir dann etwas für ein paar Nächte organisieren, während ich mir überlege, was ich tun will? Bandon wäre mir lieber, da es näher ist. Ich kümmere mich sofort darum. Machen Sie sich bitte keinen Stress. Er betrachtete das kleine Geschäftsviertel. Ich schaue mich ein wenig in der Stadt um und gehe einen Happen essen. Das klingt gut. Und bitte entschuldigen Sie nochmals die Unannehmlichkeiten. Als sie sich verabschiedet hatten, nahm er seine Jacke vom Rücksitz und verriegelte das Auto. Die Mittagssonne war warm, aber es wehte ein kühler Wind. Wenigstens fühlte er sich für ihn kühl an. Aber vielleicht war in Oregon in der dritten Maiwoche eine gewisse Frische in der Luft völlig normal. Mit knurrendem Magen schlenderte er den Hügel hinab. Wenn er nicht so einen Bärenhunger hätte, würde er die entgegengesetzte Richtung einschlagen und den großen, leeren Strand am Fuß der Klippen erkunden, den er während der Fahrt zum Motel am Stadtrand entdeckt hatte. Ein Spaziergang im Sand entlang der Brandungspfeiler, die vor dem Ufer aufgestellt waren, wäre wesentlich angenehmer als durch die - er warf einen Bl...
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung
Hersteller:
Francke-Buch GmbH
Stefan Jäger
info@francke-buch.de
Am Schwanhof 19
DE 35037 Marburg