Beschreibung
Das vorliegende Requiem komponierte Charles Gounod unter dem Eindruck des Todes seines vierjährigen Enkels Maurice. Laut Überlieferung ereilte ihn sein eigener Tod bei der letzten Detailarbeit an diesem Werk. 1895 wurde es posthum von seinem Schüler Henri Busser in verschiedenen Bearbeitungen herausgegeben. Die einzige vollständig aus der Feder Gounods stammende Version ist jedoch die Fassung für großes Orchester, die hier neu und erstmals in einer Kritischen Edition präsentiert wird. Gounods Requiem ist nicht wie viele zeitgenössische Vertonungen der Totenliturgie geprägt durch Düsternis und Schrecken, sondern es herrscht bei aller nicht zuletzt durch ausgeprägte Chromatik vermittelten Beklommenheit doch eine hoffnungsvolle Stimmung vor, ein Vertrauen auf die Gnade und Gerechtigkeit des göttlichen Richters. Diese Zuversicht findet ihren Ausdruck auch in der Wahl der für ein Requiem eher ungewöhnlichen Grundtonart C-Dur. Das Werk erklang in eindrucksvoller Darbietung anlässlich des ersten Todestags des Komponisten in der Pariser Kirche Sainte-Madeleine unter der Leitung von Gabriel Fauré und wurde in der zeitgenössischen Presse hoch gepriesen.
Autorenportrait
Charles Gounod ist heute insbesondere als Komponist der Opern Faust (1859) und Roméo et Juliette (1867) sowie der sehr populären, 1859 als Ave Maria bearbeiteten Méditation sur le 1er prélude de piano de J. S. Bach (1852) bekannt. Die Tatsache, dass Gounod vor allem als bedeutender Opernkomponist gilt, wird allerdings seinem umfangreichen, alle Gattungen berücksichtigenden Oeuvre nicht gerecht. Den zentralen Schwerpunkt im Schaffen Gounods bildet dabei sein kirchenmusikalisches Werk, dessen Umfang alle anderen französischen Komponisten des 19. Jahrhunderts in den Schatten stellt.
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