„Amine war jetzt auf seinem Territorium, er war es, der hier die Regeln erklärte, der sagte, wo es langging, der die Grenzen des Anstands, der Scham und der guten Sitten zog.“ (S. 19)
Die junge Elsässerin Mathilde verliebt sich im Zweiten Weltkrieg in Amine, einen Offizier der französischen Armee. Sie heiraten und 1946 zieht sie zu ihm nach Marokko. Mathilde versucht sich einzufügen, stößt aber schnell an ihre, seine und an die Grenzen der Anderen. Nirgends gehören sie dazu. Mathilde ist und bleibt die „Fremde“ und Amine wird verachtet, weil er für Frankreich gekämpft hat. Auch ihre beiden Kinder werden ausgeschlossen und gedemütigt. Auf ihrer gemeinsamen Farm versucht Amine seiner Tochter ihre Situation zu erklären, indem er den Zweig einer Zitrone auf einen Orangenbaum steckt und erklärt „wir sind wie dein Baum, halb Zitrone, halb Orange. Wir gehören zu keiner Seite.“
Als Familie und in der Paarbeziehung tun sich immer mehr Abgründe auf und Mathilde und Amine drohen sich und ihre Verbundenheit zu verlieren. Amines „so ist das eben hier“ weist Mathilde immer öfter in die Schranken innerhalb einer zutiefst patriarchalen Gesellschaft. Durch die vielen starken Nebenfiguren und die unterschiedlichen Perspektiven gelingt Leïla Slimani ein buntes, vielschichtiges Bild Marokkos in den 40er und 50er Jahren. „Das Land der Anderen“ ist angelehnt an ihre eigene Familiengeschichte und war in Frankreich ein Bestseller.
Ich bin absolut beeindruckt von diesem Buch (wie auch von ihren anderen Werken) und gespannt auf die nächsten beiden Teile, denn wir lesen hier den Auftakt einer Trilogie. Wer Leïla Slimani noch nicht kennt: jetzt aber!"