Der Tod ihres Zwilllingsbruders beschäftigt sie. Sie fragt sich, warum man sich eine Fußbodenheizung zulegt, wenn man sterben möchte, rechnet die Stunden der nächtlichen Gespräche zwischen den beiden aus (318 Stunden und 36 Minuten) und verbringt nach seinem Tod nahezu jede freie Minute in seiner Wohnung, um die alten Tagebücher lesen zu können.
„Mein Bruder war weg und mit ihm meine gesamte Vergangenheit. Ich kam nirgendwoher und ging nirgendwohin.“
Sie will seinen Tod verstehen und denkt dabei an genau die vermeintlich verlorene Vergangenheit. In Momentaufnahmen durchlebt man die gemeinsamen 35 Jahre. Angefangen mit vielen kleinen, lustigen und schönen Augenblicken der Zwillinge, bis zum kalten Wendepunkt ihrer Beziehung, in welcher er sich verändert und immer weiter löst, während sie versucht sich an ihn zu klammern.
Die tiefe Verzweiflung der Schwester wird trotz kurzer und einfacher Sätze spürbar. Doch durch humorvolle Passagen erscheint das Buch in einer melancholischen Leichtigkeit, die es fasst unmöglich macht, es beiseite zu legen. Mein bisheriges Jahreshighligt!
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Fatale Flora - Von giftigen Pflanzen und gemeinen Menschen
Harnickell, Noemi