Ich hatte etwas anderes von diesem Buch erwartet, war aber auf keinen Fall enttäuscht. So viel mal vorweg.
Um ihre Ehe zu retten, vereinbaren Jake und Lucy, nachdem er sie mit einer älteren Kollegin betrogen hat, dass sie ihn dreimal bestrafen darf, damit er auch endlich den Schmerz spürt, den er ihr bereitet hat. Ich dachte, es würde ein langes Warten geben, dass Jake an jeder Ecke in Verunsicherung geraten würde und dass es diese Angst wäre, welche ihr ermöglicht, ihre Rache auszuüben. Doch stattdessen merkt Lucy schnell, dass es nicht Jakes Paranoia sind, welche ihr eine Art von Befriedigung verschaffen, sondern aktive Handlungen. Dieser Aspekt entsprach nicht meinen Erwartungen. Doch dadurch waren die Emotionen nochmal viel verstrickter als erwartet und trafen auf eine Sprachlosigkeit, welche durch die Dichte der eröffneten Bilder nochmal schwerer zu greifen war. Megan Hunter eröffnete damit den Leser*innen viel Raum für Interpretation. Nie war ich mir ganz sicher, ob ich mit meinen Vermutungen richtig lag.
Ich habe die Verhandlungen und Emotionen von Lucy sehr aufgeregt verfolgt, nachvollzogen (oder eben auch nicht), so wie die Tiefen, welche ihr Schmerz erreichen konnte, nachempfunden. Manchmal hätte ich mir zwischendurch jedoch etwas mehr Struktur gewünscht, da die Bilder mich oft im Unklaren ließen, aber letztendlich kriegt man ja auch im realen Leben nicht immer die Antworten, die man sich wünscht. Und außerdem wurden somit auch die zunehmend verschwimmenden Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit noch spürbarer. Ein packendes Buch.
Eine Besprechung von Katha.