Beschreibung
Hans Kelsen erörtert In seinem kleinen, aber gewichtigen Aufsatz von 1953 die Frage nach Gerechtigkeit als Problem der Lösung von Interessen- und Wertkonflikten und als Problem der Rechtfertigung menschlichen Verhaltens: Absolute Gerechtigkeit, so Kelsen, kann es nicht geben, relative Gerechtigkeit aber führt immerhin zu Toleranz. Angesichts der Herausforderungen durch die Flüchtlingsströme der Gegenwart gewinnt diese Fragestellung über ihre grundsätzliche Bedeutung hinaus besondere Aktualität und Brisanz.
Autorenportrait
Hans Kelsen war einer der bedeutendsten Verfassungs- und Völkerrechtler des 20. Jahrhunderts und Hauptvertreter der sogenannten "reinen Rechtslehre".
Inhalt
I. Gerechtigkeit als Problem der Lösung von Interessenoder Wert-Konflikten
1. Gerechtigkeit und Glück
2. Das Glück des einen das Unglück des anderen
3. Das größte Glück der größten Zahl (Bentham)
4. Der Bedeutungswandel des Begriffes "Glück" analog dem Bedeutungswandel des Begriffes "Freiheit". Gerechtigkeit als Freiheit
5. Interessen- oder Wert-Konflikte. Das Problem der Rangordnung der Werte. Subjektivität und Relativität der Werte
II. Die Rangordnung der Werte
6. Das Leben des Individuums oder das Interesse der Nation als höchster Wert. Das Töten im Krieg, die Todesstrafe
7. Leben oder Freiheit als höchster Wert: Selbstmord
8. Individuelle Freiheit oder wirtschaftliche Sicherheit als höchster Wert. Werturteile und Wirklichkeitsurteile
9. Wahrhaftigkeit oder Menschlichkeit als höchster Wert
10. Wahrheit oder Gerechtigkeit als höchster Wert. Platons Lehre von der Zulässigkeit der nützlichen Lüge
11. Spiritualismus oder Materialismus. Liberalismus oder Sozialismus
III. Gerechtigkeit als Problem der Rechtfertigung menschlichen Verhaltens
12. Allgemeine Anerkennung von bestimmten Werten innerhalb einer bestimmten Gesellschaft mit der Subjektivität und Relativität dieser Werte vereinbar. Individualhaftung und Kollektivhaftung
13. Das Rechtfertigungsbedürfnis des Menschen, sein Gewissen
14. Die Rechtfertigung eines Verhaltens als geeignetes Mittel zu einem vorausgesetzten Zweck. Mittel und Zweck, Ursache und Wirkung
15. Die Rechtfertigung des Zwecks. Annahme eines höchsten Zwecks. Bedingte und unbedingte Rechtfertigung. Rechtfertigung der Demokratie
16. Rationale Rechtfertigung immer nur bedingte Rechtfertigung; unbedingte Rechtfertigung
irrational
17. Die metaphysisch-religiöse und die rationalistische Lösung des Gerechtigkeitsproblems
IV. Platon und Jesus
18. Die Philosophie Platons: Gerechtigkeit eine transzendente Idee
19. Die Predigt Jesu: Gerechtigkeit ein göttliches Geheimnis
V. Die inhaltsleeren Formeln der Gerechtigkeit
20. Jedem das Seine (suum cuique)
21. Das Prinzip der Vergeltung
22. Gerechtigkeit als Gleichheit
23. Gleichheit vor dem Gesetz
24. Kommunistische Gleichheit
25. Die Goldene Regel
VI. Kant
26. Der kategorische Imperativ Kants
27. Der kategorische Imperativ: eine Rechtfertigung der jeweils bestehenden Gesellschaftsordnung
VII. Aristoteles
28. Die Ethik des Aristoteles: die Tugend als die Mitte zwischen zwei Lastern
29. Gerechtigkeit als die Mitte zwischen Unrecht-Tun und Unrecht-Leiden
VIII. Das Naturrecht
30. Die Lehre vom Naturrecht. Der Schluss vom Sein auf das Sollen: ein Trugschluss
31. Die Widersprüche in der Naturrechtslehre
IX. Absolutismus und Relativismus
32. Absolute Gerechtigkeit: ein irrationales Ideal. Vom Standpunkt rationaler Erkenntnis kann es nur eine relative Gerechtigkeit geben, die ein entgegengesetztes Ideal nicht
ausschließt
33. Die Moral relativistischer Gerechtigkeitsphilosophie: Toleranz
34. Demokratie und Wissenschaft: Geistesfreiheit und Toleranz
Anmerkungen
Nachwort
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