Beschreibung
Wenn es um eine geschichtsbewusste Neubestimmung von 'Kulturgeschichte' geht, wird stets auf die Schriften Eberhard Gotheins verwiesen. Gleichermaßen präsent ist sein Name in der Wirtschaftsgeschichte und der Landesgeschichte. Seine Studien zu Reformation und Gegenreformation sowie zu Ignatius von Loyola sind dagegen kaum noch bekannt. Und der Soziologe Gothein erscheint heute erdrückt von der überragenden Gestalt Max Webers. Nichts charakterisiert ihn jedoch mehr als sein unermüdliches Forschertum, das nicht antiquarisch blieb, sondern den Zusammenhang mit den aktuellsten Strömungen seiner Zeit suchte. Sein Motto lautete: 'Wenn ein Historiker auf die Zeit wirken will, muss er auch der Zeit angehören'. Dabei war er nicht nur ein Bewunderer Jacob Burckhardts, sondern auch ein bewusster Bürger des Massenzeitalters und der Industrialisierung, der ein markantes Streben um eine gerechte Sozialpolitik mit unermüdlichen Anstrengungen für Volksbildung vereinigte und nach dem Ersten Weltkrieg als aktiver Politiker die Demokratie der Weimarer Republik aufzubauen half. Erstmals werden hier Leben und Werk dieser interessanten und regen Persönlichkeit umfassend beleuchtet.
Autorenportrait
Michael Maurer ist Professor für Kulturgeschichte an der Universität Jena.
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