Beschreibung
Lesen, lernen, sparen Während viele Mädchen davon träumen, Prinzessin zu sein, gibt es wohl keinen Junge, der nicht mit Stöcken ficht und sich als Ritter fühlt. Wie die Ritter gelebt haben, warum sie sich in Burgen verschanzten und wie schwierig diese zu heizen waren, erklärt die Kinder-Uni.
Autorenportrait
Ulrich Janßen, geboren 1959, ist Redakteur beim Schwäbischen Tagblatt in Tübingen. Gemeinsam mit Ulla Steuernagel gründete er im Jahr 2002 die erste deutsche Kinder-Uni. Ihre drei vielfach ausgezeichneten Kinder-Uni-Bücher wurden Bestseller und in 15 Sprachen übersetzt. Ulla Steuernagel, geboren 1954, ist Redakteurin des Schwäbischen Tagblatts und dort unter anderem für die Kinderseite verantwortlich. Sie lebt in Tübingen. Gemeinsam mit Ulrich Janßen entwickelte sie die Idee der 'Kinder-Uni', die mittlerweile in Deutschland, msterreich, der Schweiz und vielen weiteren Ländern verbreitet ist.
Leseprobe
Zum Spielen sind Burgen einfach klasse. Man kann zu ihnen raufklettern und sich in den Ruinen verstecken. Man kann im Burgkeller 'Höhöhö' rufen und 'Öch bön öin Göspönst'. Und man kann aus den Turmfenstern in den Burghof spucken und versuchen, nicht die schwitzenden Touristen zu treffen. So fröhlich wie heute ging es auf den Burgen allerdings nicht immer zu. Im Mittelalter waren viele Burgen düstere, ungemütliche Orte, die von einer rauflustigen, wilden und gierigen Kriegerschar bewohnt wurden, den Rittern. Warum die Burgen für die Ritter so wichtig waren, haben Wissenschaftler erforscht. Für kurze Sonntagnachmittagsausflüge sind Burgen gut geeignet, zum Wohnen dagegen nicht besonders. Man muss weite, steile Wege gehen und viele Treppen steigen, um hinaufzukommen. Man kann nicht mal eben zur Eisdiele oder zum Basketball. Die Zimmer sind dunkel und schlecht geheizt. Im Bad gibt es kein warmes Wasser, keine Badewanne und nicht einmal eine Dusche. Im Hof wächst kein Rasen, und über die Toilette wollen wir an dieser Stelle lieber nichts sagen. Trotzdem wurden im Mittelalter allein in Europa sage und schreibe 15 000 Burgen gebaut. Jeder, der etwas auf sich hielt, wollte eine Burg. Es gab Herrscher wie den Herzog Friedrich von Schwaben, die geradezu besessen waren vom Burgenbauen. 'Am Schweif seines Pferdes', sagte man über ihn, 'zog er stets eine Burg hinter sich her.' Der französische Graf Fulk Nerra von Anjou ließ in seiner Grafschaft ein ganzes Netz von Burgen bauen. Alle dreißig Kilometer sollte eine stehen, ordnete er an. Auch die Normannen, Nachfahren der Wikinger, waren begeisterte Burgenbauer. Nachdem sie im Jahr 1066 England erobert hatten, errichteten sie dort in nur vierzig Jahren über fünfhundert Burgen. Fünfhundert Burgen! Wer so viele Burgen bauen ließ, der musste ziemlich gute Gründe dafür haben. Schließlich konnte man die Burgen im Mittelalter nicht einfach bei einer Bauunternehmung bestellen oder nach Feierabend zusammenbauen wie ein Schrebergartenhaus. Eine Burg zu bauen war schwierig und teuer. Man musste einen guten Platz finden mit Fernsicht, einer natürlichen Wasserversorgung und möglichst einem Steinbruch in der Nähe, brauchte Handwerker mit viel Erfahrung und Zeit und eine Menge Untertanen für die Schlepperei. Trotzdem dauerte es viele Jahre, ehe eine Burg bezogen werden konnte. Aber das hat die Burgenbauer nicht gestört. Irgendetwas muss dran gewesen sein am Burgenbauen, irgendetwas muss der Grund gewesen sein, warum die Burgenbauer freiwillig auf großzügige Villen und ein bequemes Leben im Dorf oder der Stadt verzichteten und sich in dunkle, abgelegene Orte verzogen. Es muss auch einen Grund gegeben haben, warum Burgen fast nur im Mittelalter gebaut wurden. Warum baut heute niemand mehr eine Burg? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir uns mit der Zeit beschäftigen, in der die Burgen entstanden, mit dem Mittelalter. Wie man im Mittelalter ein Held wurde Das Mittelalter erhielt seinen Namen, als es schon lange vorbei war. Die Gelehrten des 16. Jahrhunderts nannten das Jahrtausend, das sich zwischen der Antike und ihrer eigenen Zeit ausbreitete, voller Verachtung das 'Mittelalter'. Für sie war es eine finstere Zeit, eine Zeit voller Aberglauben, voller Kriege, Dummheit und Barbarei, eine Zeit ohne Fortschritt und Wissenschaft, in der die Menschen mit den Händen aßen und in aller Öffentlichkeit laut pupsten und rülpsten. Heute wissen wir, dass auch im Mittelalter Wissenschaft und Kunst betrieben wurden, dass die Mönche in den Klöstern fleißig Bücher studierten, dass Minnesänger lange Gedichte schrieben und es Baumeister gab, die großartige Kirchen errichteten. Trotzdem hatten die Gelehrten des 16. Jahrhunderts nicht ganz Unrecht mit ihrer Meinung. Das Mittelalter war eine barbarische, eine rohe und gefährliche Zeit. Aber auch eine ziemlich spannende. Für die meisten Forscher endet das Mittelalter im 15. Jahrhundert mit der Entdeckung Amerikas, und es beginnt mit der Völkerwanderung im 5. Leseprobe
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