Autorenportrait
Terry Pratchett, geboren 1948, schrieb 1983 seinen ersten Scheibenwelt-Roman - ein großer Schritt auf seinem Weg, einer der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und einer der populärsten Fantasy-Autoren der Welt zu werden. Von Pratchetts Romanen wurden weltweit 85 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 40 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur verlieh ihm Queen Elizabeth sogar die Ritterwürde. Terry Pratchett starb am 12.3.2015 im Alter von 66 Jahren.
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ORWORT DER AUTORIN Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht froh darüber bin, in Lancre geboren zu sein. Ich kenne jeden Quadratzentimeter dieses Ortes und auch alle Leute, und wenn ich so über die Berge, Hügel, Wälder und Täler sehe, denke ich: 'Das junge Paar ist ziemlich lange im Dickicht gewesen. Ich sollte mit der Mutter der jungen Frau reden.' Viele der alten Traditionen, die ich als Mädchen kannte, geraten immer mehr in Vergessenheit. Inzwischen gibt es meines Wissens sechs Öllampen im Königreich, und im Schloss wurde einer dieser neuen Aborte eingebaut, die sich selbst reinigen. Mein Shawn, der dort oben alles erledigt, abgesehen vom Regieren, muss nicht mehr jede Woche die Grube leeren. Er braucht nur noch den 1000-Liter-Tank auf dem Turm zu füllen. Das nennt man Fortschritt. Natürlich endet alles im Fluss; was man an Komfort gewinnt, geht für den Kompost verloren. All dies bedeutet, dass sich die Zeiten ändern. Unter solchen Umständen laufen die Leute verwirrt herum, sind voller Ungewissheit und wenden sich an mich, weil ich eine grande dame bin, eine 'große Frau', wie man bei uns sagt, und dann stellen sie Fragen, die ihnen keine Ruhe lassen, zum Beispiel: Welche Feinheiten der Etikette gilt es zu beachten, wenn man eine Abendgesellschaft veranstaltet und der Mann, der bei Volksfesten Wiesel durch seine Hosenbeine laufen lässt und deshalb in dieser Gegend hohes Ansehen genießt, den Platz neben der Tochter eines Mannes erhält, der einst den zweiten Sohn eines Grafen niederschlug? Mit solchen verzwickten Problemen bekommt es eine Gastgeberin jeden Tag zu tun. Man braucht Erfahrung, um alles richtig zu machen und zu gewährleisten, dass ein sehr weiches Kissen auf dem Stuhl des Wieselmannes liegt, denn der arme Kerl leidet wegen seiner Kunst. Man fragt mich Dinge wie: Auf welche Weise spricht man einen Herzog an? Bei solchen Gelegenheiten weise ich darauf hin, dass es von gewissen Details abhängt, etwa davon, ob man ein Tor aufhalten muss und einen halben Dollar verdienen kann. In dem Fall heißt es 'Guten Tag, Euer Gnaden'. Aber wenn man gerade versucht, das Schloss anzuzünden, und wenn der Mob die Fenster einschlägt, sollte man ihn besser 'Du aufgeblasener, verlogener Mistkerl!' nennen. Es ist alles eine Frage der finesse. Immer wieder kommen Leute zu mir und möchten wissen, wie man den zehnten Hochzeitstag nennt, oder ob es sich lohnt, Bohnen am Donnerstag zu pflanzen. Es ist ganz natürlich, dass sich die Leute solche Auskünfte von uns Hexen erhoffen, denn immerhin sind wir die Hüterinnen der Tradition, aber die jungen Mädchen von heute scheinen nicht viel davon zu halten, diese Dinge zu lernen. Sie sind mehr an Kerzen und Glückskristallen und dergleichen interessiert. Ich möchte gern wissen, wie ein Kristall, ein Stück Fels, glücklich sein kann. Ich traue dem Okkulten nicht - man weiß nie, wer damit zu tun hatte. Heutzutage wird mehr geschrieben als in meiner Jugend, und deshalb dachte ich mir: Schreib all die kleinen Tipps auf, mit denen man die vielen Unebenheiten auf dem Weg des Lebens glätten kann. Der Abschnitt mit den Rezepten ist deshalb so groß, weil sich so viel im Leben ums Essen dreht. Gute Manieren waren gefragt, als man alle Mammuts erlegt hatte und es keine Nahrungsstücke mehr gab, die groß genug waren, um alle gleichzeitig essen zu lassen. Eine gute Mahlzeit erfordert gute Manieren. HINWEIS DER HERAUSGEBER Gytha 'Nanny' Ogg, die Autorin dieses Buches, ist eine bekannte Anwenderin jener Kombination aus praktischer Psychologie, gesundem Menschenverstand und okkulter Technik, die man Hexerei nennt. Ihr Genie zeigt sich auch in der geschriebenen Sprache, denn dem Leser dürfte bald klar werden, dass sie eine ganz eigene Vorstellung von Grammatik und Orthografie hat. Was Interpunktion betrifft, fehlt es ihr an jeglicher Vorstellung. Satzzeichen scheint sie aus einer gewissen Entfernung aufs Papier zu werfen, wie Pfeile aufs Wurfbrett. Wir haben uns die Freiheit genommen, die Sätze ein wenig zu e Leseprobe