Das Trommeln des Regens

Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442737635
Sprache: Deutsch
Umfang: 206 S.
Format (T/L/B): 1.6 x 18.8 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Nordic noir aus Helsinki. Eine Frau zwischen zwei Männern. Und eine Liebe, die bedingungslos ist. Christian Lang ist ein Medienstar - bekannt als Autor einiger Romane, gefeiert als genialer Talkmaster, der dem Zeitgeist immer einen Schritt voraus ist. Doch Christian Lang ist auch ein einsamer Mann, der nach seiner zweiten Scheidung verzweifelt nach einem Lebenssinn sucht. Als er Sarita kennen lernt, eine junge Frau und allein erziehende Mutter, ist er fasziniert von ihrer warmen Sinnlichkeit und funkensprühenden Erotik. Doch dann bricht Saritas gewalttätiger Exfreund in die Idylle, und die Katastrophe scheint nur mehr eine Frage der Zeit.

Autorenportrait

Kjell Westö ist einer der bekanntesten finnlandschwedischen Autoren, geboren 1961 in Helsinki, wo er heute noch lebt. Er ist vielfach preisgekrönt, u.a. mit dem Finnischen Literaturpreis für "Wo wir einst gingen", seine Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Leseprobe

1 In einer Novembernacht vor knapp drei Jahren klingelte das Telefon im Flur. Meine Ehefrau Gabriella, die einen leichteren Schlaf hat als ich, wurde davon geweckt und rüttelte heftig an mir. Ich habe seit jeher die tiefe Vertrautheit meines Freundes und Kollegen Lang mit den unvermittelt eintreffenden Ereignissen und zufälligen Zusammentreffen des großstädtischen Lebens geteilt. Gabi dagegen ist bis heute von ihrer Kindheit in einem verschlafenen Schärendörfchen geprägt. Sie ist ein willensstarker und robuster Mensch, neigt jedoch dazu, sich durch Unerwartetes bis ins Mark erschüttern zu lassen. Außerdem durchlebten wir damals gerade einen Herbst voller Veränderungen und Sorgen. Mattias, Gabis Sohn, den sie schon mit 19 zur Welt gebracht hatte, war nach Abo gezogen, um dort an der schwedischsprachigen Universität zu studieren. Kurz darauf hatte Gabis Vater einen leichten Herzinfarkt erlitten. Als Gabi mich in jener Novembernacht weckte, war sie deshalb sehr erregt. 'Es ist jemand gestorben!', stotterte sie. 'Wach auf, Konni! Papa oder Matti, einer von ihnen ist gestorben. Ich weiß es, das ist so eine Nacht!' Widerwillig schlug ich die Augen auf und fand mich in einem alten film noir wieder: der Wind, der an den Dachziegeln rüttelte, das Trommeln des Regens gegen das Schlafzimmerfenster, die halb offen stehende Tür zum Flur und zum Wohnzimmer, das Telefon, das klingelte, Motorengeräusche, die näher kamen, der Lichtstreifen, der über die Wohnzimmerwand wanderte, wenn sich ein Nachtbus die Topeliusgatan zum Platz hinaufquälte, um anschließend zu erlöschen, wenn der Bus in den Schacht der Runebergsgatan abtauchte. 'Wenn du schon wach bist, kannst du doch auch selber drangehen', murrte ich ärgerlich, jedoch vergeblich, denn Gabi saß wie angewurzelt aufrecht im Bett und schien vor Angst wie gelähmt zu sein, ihre nackten Füße lugten unter der Decke hervor, die sie eng um sich geschlagen hatte. Das Telefon klingelte beharrlich weiter. Ich begab mich auf steifen Beinen in den Flur und meldete mich so schroff wie möglich. Die Stimme am anderen Ende gehörte Lang und sie klang gepresst, nicht schleppend und ironisch wie sonst. Lang sagte, er stecke in einer verdammten Klemme, er benutzte genau diese Worte, 'einer verdammten Klemme', sagte er. 'Ich bin mitten in einem Alptraum gelandet.' Ich nahm ihn nicht ernst, es war auch früher schon vorgekommen, dass Lang uns weit nach Mitternacht, nicht ganz nüchtern und aus den eigentümlichsten oder banalsten Gründen angerufen hatte. Ich fragte Lang, ob er wisse, wie viel Uhr es sei, ich sagte, er habe Gabi fast zu Tode geängstigt, sie habe geglaubt, ihr Vater sei von jetzt auf gleich gestorben. Dann fügte ich säuerlich und einigermaßen kindisch hinzu, wenn Lang ohne Kondome dastünde, habe er zur völlig falschen Zeit am falschen Ort angerufen, es stünden ihm Kneipen und durchgängig geöffnete Tankstellen zur Verfügung, und am Skillnaden-Platz gebe es einen Select, zischte ich. Mein Kommentar war eine Anspielung auf das Leben, das Lang in den Jahren nach seiner letzten Scheidung geführt hatte, ein Leben, um das ich ihn oft beneidet habe. Doch Lang schenkte meinen sarkastischen Bemerkungen keinerlei Beachtung, sondern klang noch eindringlicher. 'Es geht nicht um so etwas', sagte er mit der gleichen verängstigten und gepressten Stimme, 'ich brauche Hilfe, ich stecke mitten in einer Katastrophe, und ich muss mit jemandem reden, der einen kühlen Kopf bewahren kann. Übrigens, du hast nicht zufällig einen Spaten? Aber einen stabilen, nicht so einen mit einem Plastikstiel, der gleich abbricht.' Lang und ich können auf eine lange gemeinsame Geschichte zurückblicken, und es war nie üblich, dass ich ihm etwas abschlug. Außerdem ist Lang eine energische und charismatische Persönlichkeit, schwer abzuweisen, schwer zu besiegen. Nach Gabis Meinung bin ich zu nachgiebig und habe mich von Lang und diversen anderen Jugendfreunden schamlos ausnutzen lassen. Es spielt keine Rolle, ob dem so ist oder nicht: Dass ich Leseprobe

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