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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453265226
Sprache: Deutsch
Umfang: 559 S.
Format (T/L/B): 4.5 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Geliebt, verbannt, geächtet Als Gemma sich aus den Fängen ihres Mannes befreit, weiß sie, dass ihr ein Leben als ehrbare Frau für immer verwehrt sein wird. Scheidungen sind ein Sakrileg, und so bleibt ihr nur die Flucht. Wie ein Geschenk des Himmels erscheint ihr da die Begegnung mit Lina. Aufopferungsvoll kümmert sich die junge Witwe um die Waisen von Siena und bietet Gemma an, sie zu unterstützen. Doch dann sterben kurz hintereinander auf mysteriöse Weise zwei Kinder, die in Linas Obhut standen. Eine heimliche Obduktion ergibt lediglich, dass die Kinder ohne sichtbare Anwendung von Gewalt zu Tode kamen. Wer ist für die ungeheuerlichen Taten verantwortlich? Einflussreiche Stadtväter, die Lina aus unerfindlichen Gründen zum Schweigen bringen wollen? Gemmas Vater, der Salzhändler mit dunkler Vergangenheit? Ein Wahnsinniger, der nachts auf den Straßen sein Unwesen treibt? Schließlich gerät Gemma selbst in Verdacht, sie wird verhaftet, verhört und als Mörderin angeklagt. Nur ein mutiges Bekenntnis im allerletzten Augenblick könnte sie noch retten ... Detailgenau recherchiert und brillant erzählt: ein opulenter Roman voller Spannung und Dramatik

Autorenportrait

Brigitte Riebe, 1953 geboren, ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Zu ihren bekanntesten historischen Romanen zählen "Die Hüterin der Quellea€, "Schwarze Frau vom Nila€ sowie die beiden erfolgreichen Jakobsweg-Romane "Str

Leseprobe

Wenn du dieses Haus verlässt, bist du tot!' Niemals zuvor hatte sie ihn so gesehen, die Züge wächsern, die Augen zornige Schlitze. Das ist sein wahres Gesicht, schoss es Gemma durch den Kopf, und nicht die freundliche Maske, mit der er uns alle anfangs getäuscht hat. Unwillkürlich umklammerte sie das Treppengeländer fester. Nur ein Stoß - und sie läge womöglich schon im nächsten Augenblick mit gebrochenem Genick am Fuß der Stufen. Es hatte durchaus Augenblicke gegeben, in denen sie sich nach einem raschen Ende gesehnt hatte, einem Tod, den man nach außen hin als tragischen Unfall hätte ausgeben können, und endlich wären Kummer und Scham, wären alle Albträume für immer vorbei gewesen. Doch jetzt war Widerstand in ihr erwacht, spät, dafür aber umso heftiger, und ihr war bewusst, dass Lupo das ebenfalls spüren musste. Bevor er sie weiter bedrängen konnte, wich sie rasch nach oben aus und stand jetzt auf dem Treppenabsatz, um einiges sicherer als zuvor, was ihn nur noch wütender zu machen schien. 'Wo solltest du auch hin?' Seine Stimme gellte in ihren Ohren. 'Etwa wie eine Bettlerin zurück zu deinem Vater? Was, glaubst du, hielte ein Mann wie Bartolo Santini von solch gebrauchter Ware, die ihm nichts als Schande einbringen würde?' Zielsicher hatte er ihren wundesten Punkt getroffen, denn diese Frage rumorte schon seit Langem in ihr. Nichts lag Gemma ferner, als den Ruf der Familie zu beflecken, doch diesen Hort der Dunkelheit konnte und wollte sie nicht länger ertragen. 'Ich gehe', sagte sie. 'Und du wirst mich nicht aufhalten.' Wie ein Raubtier sprang er sie an, riss sie zu Boden, kauerte nun drohend über ihr. 'Du bist meine Frau - und damit mein Eigentum. Ich kann also mit dir machen, was ich will. Soll ich es dir gleich an Ort und Stelle beweisen?' Er ließ sich auf sie fallen, drückte sie hart auf den Boden, mit diesem feisten Körper, den er sich in letzter Zeit angefressen hatte. Seine jungenhafte Schlaksigkeit, die sie einst so anziehend gefunden hatte, gehörte der Vergangenheit an, denn Lupo di Cecco legte sich keinerlei Zurückhaltung mehr auf. Einem nimmersatten Dämon gleich verschlang er alles, was ihm in den Weg kam: Bratenstücke, Weinberge, Silberkisten, Weiber. Zu Gemmas Schrecken begann er nun ihren Hals mit fiebrigen Küssen zu bedecken, und seine Hände zerrten an ihrer Kleidung. 'Ist es das, was du vermisst hast? Bist du deshalb so mürrisch und verbissen? Das können wir ändern!' Seine Zungenspitze schnellte in ihr Ohr, bei dieser Überrumpelung eine geradezu obszöne Liebkosung, die ihr Tränen der Wut in die Augen trieb. 'Lass mich sofort los!' Sie wollte sich wehren, doch ihre Beine steckten zwischen seinen stämmigen Schenkeln wie in einer Zwinge, und ihre Arme hielt er, als sie auf ihn einschlagen wollte, fest. 'Du widerst mich an, Lupo!' 'Ach, du willst es härter? Ganz nach deinem Wunsch, tesoro!' Er mühte sich nicht länger mit Bändern und Schleifen ab, sondern packte fest zu. Unter seinem wütenden Griff zerriss ihr Mieder. Gemma spürte plötzliche Kühle auf der Haut, dann schrie sie auf, denn er hatte sie so fest in die Brustspitze gebissen, dass sie blutete. 'Du Teufel! Du tust mir weh. Hör sofort damit auf!' 'Das gefällt dir, nicht wahr?' Er schien wie von Sinnen, das helle Haar zerzaust, die Lippen zu einem wüsten Grinsen verzogen. 'Komm, sag es schon, und wenn nicht, dann soll es mir auch egal sein! Ich wusste, du würdest irgendwann so weit sein. Hast dich immer wie ein prüdes Nönnlein aufgeführt, aber das scheint ja zum Glück vorüber. Uns beiden stehen wunderbare Zeiten bevor, jetzt, wo du offenbar endlich kapiert hast, wer hier der Herr im Haus ...' Ihr Knie traf ihn direkt ins Gemächt. Er jaulte auf, ließ Gemma los, was ihr genügend Zeit gab, um sich zur Seite zu wälzen. Blitzschnell war sie auf den Füßen, schaute jetzt auf ihn hinunter. 'Fass mich nie wieder an!', sagte sie. 'Sonst kann ich für nichts garantieren.' ...