Beschreibung
Brandaktuell und ganz nah dran: Thema Mobbing im Internet Jetzt wird alles gut, denkt Svetlana, als sie dank eines Stipendiums auf ein angesehenes Internat wechselt. Als Tochter osteuropäischer Einwanderer lebt sie in bescheidenen Verhältnissen, doch mit so einem Abi in der Tasche scheinen ihr in Deutschland endlich alle Türen offen zu stehen. Pech nur, dass ihre neuen Mitschüler das ganz anders sehen . Erst sind es nur Witze auf Svetlanas Kosten, dann offene Anfeindungen - und dann tauchen im Internet bösartige Fotomontagen und gefälschte Berichte über Svetlana auf. Jemand versucht, sie mit raffiniert gestreuten Verleumdungen systematisch fertig zu machen. Aber wie wehrt man sich gegen ein Medium wie das Internet? Allein und isoliert, kämpft Svetlana mit jedem neuen Tag. Es ist ein Kampf, den sie beinahe verliert . Aktuelles Thema Cybermobbing Knallhart und einfühlsam zugleich so erzählt nur Erfolgsautorin Brigitte Blobel
Leseprobe
Kieler Nachrichten, 28. Juni Warum wollte Svetlana sterben? Meinem unfassbaren Zufall ist es zu verdanken, dass der Selbstmordversuch eines 14-jährigen Mädchens in letzter Sekunde verhindert werden konnte! Svetlana A., die als externe Schülerin das Gymnasium Erlenhof besucht, muss so verzweifelt gewesen sein, dass sie in ihrem Leben wohl keinen Sinn mehr sah. Am gestrigen Mittag gegen 12.30 Uhr hat sie die Koppelzäune und das Brombeergestrüpp am Bahndamm zwischen den Stationen Sörup und Süderbrarup überwunden und sich auf die Gleise gelegt. Der Regionalzug, der auf der eingleisigen Bahnstrecke im Halbstundentakt verkehrt, hätte diese Stelle um 12.42 passiert. Da die junge Ukrainerin - sie ist mit ihren Eltern erst vor drei Jahren nach Deutschland gekommen - das Ende einer lang gezogenen Kurve gewählt hatte, spät einsehbar vom Zugführer, wäre der Bremsweg nach Auskunft der Bahnpolizei in jedem Falle zu kurz gewesen. Der Tod unvermeidbar. Doch Svetlana sollte nicht sterben. Denn ein türkischer Vater, Asian Üzgül, suchte am Bahndamm die Schultasche seines Sohnes und entdeckte dabei die Schülerin. Aslan Üzgül, der das Mädchen von den Gleisen holte, Sekunden bevor der Zug anrollte, ist noch immer tief erschüttert. »Ich danke Allah«, sagte er dieser Zeitung, »dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, ein Menschenleben zu retten. Ich weiß nicht, warum dieses hübsche Mädchen sterben wollte. Aber ich bin ganz sicher, dass sie schon bald, wenn der Schock überwunden ist, sich wieder auf das Leben freut und auf die Zukunft, die vor ihr liegt.« Über die Gründe, die das junge Mädchen zu diesem Kurzschluss verleitet haben, ist nichts bekannt. Svetlana ist bislang nicht vernehmungsfähig. Prolog Ich heiße Svetlana Olga Aitmatowa. Ich bin vierzehn Jahre alt und weit von hier zur Welt gekommen, in einem Zug zwischen Sibirien und der Ukraine. Meine Mutter sagt, sie hätte es damals noch bis in ein Krankenhaus geschafft, wenn der Zug wegen Schneeverwehungen nicht zwei Tage irgendwo liegen geblieben wäre. Zwei Frauen aus dem Abteil haben ihr bei meiner Geburt geholfen, und ein alter Mann hatte eine Thermoskanne mit kochendem Wasser, gerade aufgefüllt an der letzten Station. Eine der Frauen hieß Svetlana, die andere Olga. Daher habe ich meine Namen. Manche Dinge im Leben kann man sich nicht aussuchen. Ich würde gerne Jackie heißen oder Maggie. Meine Mutter wollte mir eigentlich einen deutschen Vornamen geben, wie Katja oder vielleicht Marie. Weil sie schon damals davon geträumt hat, als sogenannte Russlanddeutsche eine Ausreiseerlaubnis zu bekommen. Ich bin ein Meter und dreiundsiebzig groß, habe die Blutgruppe Null, helles, mittelblondes Haar und graublaue Augen. Außer den üblichen Kinderkrankheiten hatte ich nur eine Blinddarmentzündung. Im Grunde bin ich ein kerngesunder Mensch. Im Grunde. Und seit ein paar Tagen geht es auch wieder aufwärts mit mir, ich fühle mich besser. Jetzt haben wir - glaube ich - schon Anfang August. Es sind Ferien. Manchmal, wenn ich wegen der Hitzewelle, die gerade hier in Schleswig-Holstein herrscht, nicht einschlafen kann, stelle ich mir meine Schule vor, so ganz ohne Schüler. Und ohne Lehrer. Ohne Lärm und ohne Gerenne und Gelächter. Und ohne Leute, die sich auf dem Klo verstecken müssen, weil sie Angst haben. Die Tafel in deiner Klasse ist sauber gewischt. Darauf stehen keine Sachen, die dir Angst machen könnten. Auf deinem Platz klebt kein Zettel, der dich rot werden lässt. Oder dir Tränen der Wut in die Augen treibt. Niemand lauert dir im Treppenhaus auf. In meiner Vorstellung sind im Klassenraum alle Fenster geöffnet. Die Krähen fliegen hinein und hinaus. Manche machen auf die Tische oder hocken auf der Stuhllehne und drehen ihre Köpfe hierhin und dorthin. Sie denken wahrscheinlich, dass es hier schön ist und friedlich. Und überlegen vielleicht, hier nächstes Jahr ihr Nest zu bauen, oben hinter dem Globus auf dem Kartenschrank oder auf der Fensterbank, auf die morgens der erste Sonne Leseprobe
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