Alexander Osang spürt in seinem dritten Porträtband der Verführbarkeit kleiner wie großer Leute nach. Alle wollen sie letztlich auf die Sonnenseite des Lebens kommen, möglichst im Rampenlicht stehen und bewundert werden. Dafür sind viele bereit, einen außergewöhnlich hohen Preis zu zahlen, frühere Grundsätze aufzugeben. Dies betrifft den prominenten Talkmaster genauso wie den Politiker, den bewunderten Sportler wie den alternativen Musiker, die kleinkriminelle Trinkerin wie die schöne Hausfrau mit ihren Amerika-Träumen.
Osang denunziert seine Figuren nicht, sondern versucht sie begreifbar zu machen. Unaufdringlich werden die vielfältigen Versuchungen vorgeführt, denen jeder von ihnen ausgesetzt ist. Dabei nimmt sich Osang selbst nicht aus, sondern berichtet mit entwaffnender Offenheit von seinen eigenen Versuchungen in der alten wie der neuen Gesellschaft.
Jahrgang 1962; Studium der Journalistik in Leipzig; Wirtschaftsredakteur, später Chefreporter der Berliner Zeitung; seit 1999 Reporter für den Spiegel, u.a. in New York und Tel Aviv; 1993, 1999, 2001 Egon-Erwin-Kisch-Preis, 1995 Theodor-Wolff-Preis, 2009 Auszeichnung als "Reporter des Jahres" durch das Medium Magazin; er veröffentlichte zahlreiche Bücher mit Reportagen und Porträts, Erzählungen und Romanen.