Beschreibung
'Ich, Heinrich' Abendländischer Herrscher, mittelalterlicher Fürst Er war einer der reichsten und mächtigsten Fürsten des Mittelalters - Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern. Joachim Ehlers beleuchtet Persönlichkeit, Leben und Wirken des charismatischen Herrschers vor dem Hintergrund der hochmittelalterlichen Lebenswelt und begibt sich somit gleichsam auf eine Entdeckungsreise in die faszinierende Welt des zwölften Jahrhunderts. In seiner großen Biographie erzählt der renommierte Mediävist Joachim Ehlers das wechselvolle Leben Heinrich des Löwen (1133-1195), der zu den bekanntesten und umstrittensten Herrscherpersönlichkeiten des Hochmittelalters zählt. Der Welfenfürst prägte die Geschichte des Deutschen Reiches wie kaum ein zweiter Herrscher des Mittelalters. Aufgrund seiner geschickten politischen, wirtschaftlichen und militärischen Aktionen gelang es Heinrich zwar, seine Macht und seinen Reichtum ständig zu erweitern, sein Ansehen bei den anderen Fürsten des Reiches jedoch nicht. Als er sich schließlich auch noch gegen den Kaiser auflehnte, verfiel er in völlige Ehr- und Rechtlosigkeit, seine Reichslehen wurden neu verteilt und das ganze Reich führte Krieg gegen ihn. Joachim Ehlers, einer der besten Kenner der Geschichte des Mittelalters, erzählt vom aufregenden Leben dieses außergewöhnlich starken, fähigen und mutigen Fürsten und entwirft dabei ein Wechselspiel der Mächte, dessen Gesetze in der globalen Politik von heute noch gelten. Das Leben einer der bekanntesten Figuren der deutschen Geschichte Die Biographie zum Mittelalterboom Mit Illustrationen aus Heinrichs weltberühmten 'Evangeliar'
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Prolog: Annäherungen Für den 4. März des Jahres 1152 erwartete Frankfurt am Main eine mächtige Versammlung der Großen des Reiches. Sie sollten einen neuen König wählen, den Nachfolger des Staufers Konrad III., der am 15. Februar in Bamberg gestorben war. Vom Ausgang dieser Wahl erhoffte man sich endlich inneren Frieden, der seit einem Vierteljahrhundert immer wieder durch schwere Kämpfe gestört worden war, weil Konrads Herrschaft niemals auf einem breiten Konsens geruht hatte. Zeitlebens war er Vertreter der Opposition geblieben, die ihn 1127 als Gegenkönig neben den erst zwei Jahre zuvor gewählten Lothar von Süpplingenburg gestellt hatte. Die Staufer sahen sich als Angehörige des salischen Kaiserhauses, das 1125 mit Heinrich V. in männlicher Linie ausgestorben war, und sie empfanden die Erhebung des sächsischen Herzogs Lothar zum König als Verletzung der begründeten Anwartschaft eines der Ihren auf die Krone. Der Konflikt hatte mit Lothars Tod im Jahre 1138 kein Ende gefunden, ja, er verschärfte sich, weil eine kleine, aber entschlossene Fürstengruppe um den Erzbischof Albero von Trier Konrad jetzt nochmals zum König wählte und damit die Ansprüche des damals mächtigsten deutschen Fürsten beiseite schob: Heinrich der Stolze aus dem Haus der Welfen, Herzog von Sachsen und Bayern, war als Schwiegersohn Kaiser Lothars von seinem gottgegebenen Recht auf dessen Nachfolge überzeugt. Zwar entlastete Heinrichs überraschend früher Tod schon im Jahr darauf Konrad III., doch die Welfen setzten während dessen gesamter Regierungszeit ihren Widerstand in Sachsen und Bayern ausdauernd fort. In der Tat war die Wahl nur ein Teil der Königserhebung, oft als Bestätigung der gleichsam natürlichen Vorausbestimmung von Kandidaten durch das Erbrecht oder der Empfehlung eines Nachfolgers durch den Vorgänger (Designation), so daß sich verschieden ausgerichteten Kräften ein weites Betätigungsfeld öffnete. Grundsätzlich sollten Königswahlen auf möglichst allgemeinen Versammlungen stattfinden, doch bis zum Ende des 12. Jahrhunderts blieb der Kreis der wahlberechtigten Laien unbestimmt. Die moderne Geschichtswissenschaft hilft sich ebenso wie die mittelalterlichen Autoren mit Umschreibungen wie 'die mächtigsten Fürsten' (summi principes], ohne im Einzelfall sagen zu können, wer damit gemeint ist. Diese Offenheit ist weniger erstaunlich, wenn man bedenkt, daß selbst die Papstwahl ihren frühesten und noch dazu erfolglosen Regelungsversuch 1059 mit dem Papstwahldekret erfahren hat; erst 1179 legte eine Dekretale Alexanders III. fest, daß nur die Kardinäle wahlberechtigt sein und mindestens zwei Drittel der Stimmen für den Gewählten abgegeben werden sollten. Entsprechende Versuche zur präzisen Definition und Festlegung eines Königswählergremiums finden sich als parteitaktische Argumente erst am Ende des 12. Jahrhunderts, im Zusammenhang mit der Doppelwahl des Jahres 1198. Der Weg zum Kurfürstenkolleg war noch lang. Unter solchen Voraussetzungen war es 1152 schwer, den Streit zu schlichten und den Krieg zu beenden, denn dafür mußte die Nachfolge König Konrads möglichst einvernehmlich geregelt werden. Deshalb traf sich Ende Februar auf Einladung Erzbischof Heinrichs von Mainz ein ausgewählter Kreis geistlicher und weltlicher Herren. Von den Teilnehmern kennen wir außer dem Gastgeber den Erzbischof Arnold von Köln, die Bischöfe Gebhard von Würzburg und Gunther von Speyer, mehrere Pröpste bedeutender Stiftskirchen und vier Grafen, besonders gut aber Herzog Friedrich III. von Schwaben aus dem staufischen Haus und seinen Vetter, den jungen, damals wohl achtzehnjährigen Herzog Heinrich von Sachsen. Auf ihn kam es bei der folgenden Konferenz besonders an, und deshalb machte ihm der Herzog von Schwaben bedeutende Versprechungen, um Heinrich den Verzicht auf eine eigene Bewerbung nahezulegen und ihn als Wähler für sich zu gewinnen. Dieser ersten entscheidenden Begegnung der beiden Verwandten sollten fortan viele weitere gemeinsame Aktionen folgen, mit denen sie Leseprobe